Daniel Ricciardo hat es aus Perth in die europäische Motorsport-Elite geschafft - Wir zeichnen seinen Weg bis an die Weltspitze nach - und seinen anschließenden Abstieg
Am 1. Juli 1989 wird Daniel Joseph Ricciardo in Perth, Australien, geboren. Damals ahnte seine Familie noch nicht, welch großen Traum sich der Sonnyboy wenige Jahre später in Europa verwirklichen sollte: Formel-1-Fahrer. Wir blicken zurück auf seine Anfänge und seine bisherige Laufbahn!
Im Jahr 2006 startet der damals 15-Jährige nach Anfängen im Kart und der australischen Formel Ford durch: Seine erste komplette Saison in einem Formelauto absolviert Ricciardo in der Formel BMW Asien. Mit zwei Siegen belegt er zu Jahresende Gesamtrang drei.
Ricciardo weiß: Um im Motorsport erfolgreich zu sein, muss er nach Europa. 2007 übersiedelt der Teenager und fährt in der Italienischen Formel Renault 2.0 (Gesamtsechster). Außerdem testet er einen A1GP-Boliden in Silverstone (Bild).
2008 folgt der nächste Karriereschritt: Ricciardos Fähigkeiten bleiben auch Red Bull nicht verborgen, er wird ins Juniorteam aufgenommen und fortan gefördert. In der Formel Renault WEC holt er mit acht Siegen und elf Podestplätzen den Titel. In der Formel Renault 2.0 wird er Vizemeister.
2009 folgt ein Jahr in der Britischen Formel 3, die Ricciardo mit sechs Siegen und zwölf Podestplätzen als Meister gewinnt. Auf dem Programm stehen außerdem erste Rennen in der Formel Renault 3.5. Der wirkliche Höhepunkt der Saison ist allerdings ein anderer, ...
... denn nach dem Saisonfinale in Abu Dhabi darf Ricciardo als offizieller Red-Bull-Testfahrer erstmals in einem Formel-1-Boliden Platz nehmen. Im RB5 absolviert er einige Runden - mit jenem Auto sind Sebastian Vettel und Mark Webber zu sechs Saisonsiegen gefahren.
Auch 2010 bleibt Ricciardo Formel-1-Testfahrer und darf das Weltmeisterauto von Vettel in Abu Dhabi erneut testen. Zuvor gewinnt er in der Formel Renault 3.5 vier Rennen und holt acht Podestplätze - das reicht am Ende allerdings nur für den Vize-Meistertitel.
2011 bleibt er der Renault-World-Series ein weiteres Jahr treu (Gesamtrang fünf), nebenbei wird er aber auch zum Test- und Ersatzfahrer beim Red-Bull-Juniorteam Toro Rosso befördert - neben den Stammpiloten Sebastien Buemi und Jaime Alguersuari.
Am 30. Juni dann die Überraschung: Ricciardo wird zu Saisonmitte dank eines Deals zwischen Helmut Marko und Colin Kolles Stammfahrer bei HRT und erbt dort den Platz von Narain Karthikeyan. Wenige Tage später gibt er sein Formel-1-Debüt in Silverstone.
Insgesamt elf Rennen bestreitet Ricciardo 2011 für HRT, doch beim chronischen Hinterbänkler hat er keine Chance. Er landet dauernd auf den letzten Plätzen im Feld. Dennoch kann er so wichtige Erfahrung im Grand-Prix-Sport sammeln.
2012 bestätigt Toro Rosso Ricciardo schließlich als Stammfahrer neben Jean-Eric Vergne. Gleich bei seinem ersten Renneinsatz fährt er in Melbourne als Neunter in die Punkte. Mit insgesamt zehn Punkten wird er WM-18.
Nach seinem ersten Stammjahr behält Toro Rosso Ricciardo an der Seite von Vergne im Team. Beim Grand Prix von China und Italien schafft er im Mittelfeldteam jeweils den siebten Rang - seine bislang besten Platzierungen.
Beim Young-Driver-Test in Silverstone darf die Nachwuchshoffnung schließlich im aktuellen Red Bull RB9 von Vettel und Webber Platz nehmen. Zu jenem Zeitpunkt ist bereits bekannt, dass der Australier das Topteam zu Saisonende verlassen wird ...
... und Webber schlägt Ricciardo als seinen Nachfolger vor. In der Startaufstellung zum Belgien-Grand-Prix plaudert er aus dem Nähkästchen: "Wir alle wissen, wer es ist. Ich bin glücklich über die Entscheidung. Das ist gut für ihn und Australien." Am 2. September folgt die Bestätigung.
2014 startet Ricciardo mit zwei Nullnummern in sein erstes Jahr im Topteam an der Seite von Sebastian Vettel. Doch nach anfänglichen Schwierigkeiten geht ihm in Spanien der Knopf auf: Er feiert mit Platz drei sein erstes Formel-1-Podium.
Mit seinen konsequenten Überholmanövern und seiner reifenschonenden Fahrweise überholt Ricciardo bald Weltmeister Vettel. Seinen Durchbruch schafft er in Kanada 2014 mit seinem ersten Formel-1-Sieg. In jenem Jahr sollte er als einziger Nicht-Mercedes-Fahrer noch zwei weitere Rennen gewinnen. In der WM wird er Gesamtdritter.
2015 erlebt Ricciardo mit Red Bull ein verkorkstes Jahr. Er kann nicht an seine Erfolge aus der Vorsaison anknüpfen und leidet immer wieder unter Technikdefekten (wie in Silverstone - Bild). Nur zweimal schafft er es aufs Podium, in der WM-Wertung wird er nur Achter - drei Punkte hinter Daniil Kwjat.
2016 steigt die Form von Red Bull und Ricciardo wieder an. In Monaco ist der erste Saisonsieg seit Belgien 2014 zum Greifen nahe. Doch ein verpatzter Boxenstopp der Crew sorgt dafür, dass der Australier hinter Hamilton nur auf Platz zwei auf die Strecke zurückkommt und so den Sieg verliert.
Abseits der Rennstrecke arbeitet Ricciardo hart an seinem Sonnyboy-Image. Als lebenslustiger Witzbold wird er bald zum Liebling der Fans. Mit seinem Podium 2016 in Deutschland setzt er außerdem einen neuen Trend: den "Shoey" (damit ist das Trinken aus dem eigenen Schuh gemeint) - eine australische Tradition.
Sportlich muss sich Ricciardo wärmer anziehen, denn seit dem Grand Prix von Spanien hat er intern deutlich mehr Konkurrenz durch Max Verstappen. Beim Grand Prix von Malaysia kann sich der Australier im direkten Duell gegen den Jungspund behaupten und ein Ausrufezeichen setzen. Sein einziger Sieg 2016, dennoch wird er erneut WM-Dritter.
2017 wird die Aufgabe für Ricciardo bei Red Bull nicht einfacher, immer öfter stiehlt ihm Verstappen die Show. Aber nicht beim verrückten Chaos-Rennen in Baku, das der Australier gewinnen kann. Es bleibt sein einziger Triumph in jenem Jahr, er wird in der Weltmeisterschaft Gesamtfünfter.
Ricciardos Markenzeichen ist der "Honigdachs". Dies hat er auch als Schriftzug auf seinem Helm verewigt. "Den habe ich vor einigen Jahren für mich entdeckt", erzählt er schon 2014. Warum gerade dieses Tier? Es sei furchtlos, bissig, aber auch süß zugleich - so wie eben auch der Sonnyboy.
Den lang ersehnten Monaco-Sieg sichert sich Ricciardo schließlich in der Saison 2018 - sein bislang letzter Triumph. Schon zuvor konnte er in China einen Triumph einfahren. Doch schon seit Saisonbeginn scheint sich der ehrgeizige Sportler nicht mehr ganz so wohl zu fühlen im Topteam ...
... die Spannungen mit Verstappen nehmen zu und finden im Bullen-Crash in Aserbaidschan den vorläufigen Höhepunkt. Obwohl ihm Red Bull eine Vertragsverlängerung anbietet, will Ricciardo einen Neustart. Daher entscheidet er sich für einen Wechsel zu Renault, womit er ein großes Risiko eingeht, ...
... das sich nicht bezahlt macht. Schon im ersten Rennen scheidet er nach wenigen Metern aus. Nur in wenigen Grands Prix kann das französische Werksteam ansprechende Leistungen zeigen, weshalb Ricciardo zusehends die Lust verliert.
Vom Ziel, die Spitze des Mittelfeldes anzuführen, ist Renault weit entfernt und wird in der Saison von McLaren überrumpelt. Selbst ein Siegfahrer wie Ricciardo kann im R.S.19 keine Wunder vollbringen, seine beste Platzierung: Rang vier in Italien. In der Gesamtwertung beendet er die Saison auf dem neunten Rang.
Am 14. Mai 2020 wird bekannt: Ricciardo verweigert eine Renault-Vertragsverlängerung. Er wechselt 2021 zu McLaren, nimmt dort den Platz von Carlos Sainz ein und wird Teamkollege von Lando Norris. Das britische Team setzt große Hoffnungen in den Grand-Prix-Sieger. "Ein weiterer Schritt vorwärts", meint Zak Brown.
Die erste Saison wird jedoch zur Enttäuschung. Ricciardo steht deutlich im Schatten von Teamkollege Lando Norris und wird nur Gesamtachter. Einen Höhepunkt hat seine Saison aber doch: den überraschenden Sieg in Monza.
Auch 2022 bringt nicht die Wende. Das interne Qualifyingduell gegen Norris verliert Ricciardo haushoch mit 2:20, sein eigentlich noch ein Jahr laufender McLaren-Vertrag wird vorzeitig aufgelöst. Weil es keine attraktiven Optionen gibt, nimmt sich Ricciardo für 2023 eine Auszeit ...
... und kehrt als Ersatzpilot zu Red Bull zurück. Ob er jemals wieder in der Startaufstellung stehen wird, ist allerdings völlig unklar.
Daniel Ricciardo hat es aus Perth in die europäische Motorsport-Elite geschafft - Wir zeichnen seinen Weg bis an die Weltspitze nach - und seinen anschließenden Abstieg