Derzeitiges Qualifying nur eine Übergangslösung

Der derzeitige Qualifikationsmodus mit einem Einzelzeitfahren am Samstag wird nach dieser Saison durch ein neues Format ersetzt

(Motorsport-Total.com) - Gestern wurde am Nürburgring erstmals ein Qualifying nach dem in Monaco beschlossenen Modus ausgetragen - also mit nur einem Einzelzeitfahren in Rennkonfiguration am Samstagnachmittag. Die Startreihenfolge wird derzeit so ermittelt, dass man die Fahrer einfach in umgekehrter Reifenfolge des vorherigen Rennresultats auf die Strecke schickt.

Titel-Bild zur News: Ron Dennis und Norbert Haug

Diese beiden Herren wünschen sich eine Rückkehr zum 60-Minuten-Qualifying

Letzteres stößt bei vielen Teams auf Missfallen, weil sie der Meinung sind, dass ein schlechtes Rennresultat oder ein Ausfall sich nicht auch noch auf den nächsten Grand Prix auswirken sollte. Hintergrund dieser Überlegung ist, dass jene Fahrer, die im Qualifying früh auf die Strecke gehen müssen, einen Nachteil haben, weil die Fahrbahn mit jeder Runde griffiger wird. Vom ersten bis zum letzten Fahrer beträgt dieser Unterschied - abhängig von der Streckencharakteristik - ungefähr eine Sekunde.#w1#

Dennis: "Glaube, dass es eine Änderung geben wird"

McLaren-Mercedes-Teamchef Ron Dennis ist daher einer der Befürworter eines ganz neuen Qualifikationsformats für 2006: "Ich glaube, dass es eine Änderung geben muss", erklärte er nach der gestrigen Session. "Jeder wünscht sich ein besseres Qualifying. Unser Hauptziel ist aber eine komplette Überarbeitung des Grand-Prix-Sports für 2008, um das Spektakel zu verbessern. Unsere Ideen für 2008 beinhalten auch Ideen für das Qualifying, aber es ist noch zu früh, um diese bekannt zu geben."

Der Modus für 2006 muss jedenfalls "innerhalb des nächsten Monats" beschlossen werden, meinte Dennis weiter, weil schon jetzt die neuen Autos konzipiert werden und sich die Tankkapazität maßgeblich am Qualifikationsformat orientiert. Es gebe "einen Dialog, aber ob wir die Diskussionen rechtzeitig abschließen können, weiß ich nicht", so der Brite. "Wir brauchen nicht die gesamte Definition des Qualifyings, aber wir müssen jene Bereiche wissen, die sich auf die Tankkapazität auswirken."

Dennis deutete an, dass er auch künftig von einem Sonntags-Qualifying Abstand nehmen möchte, "um länger im Bett bleiben zu können", wie er lachend anmerkte. Mit einem etwas ernsteren Ton fügte er an: "Die GP2 fährt ja ihr Sprintrennen am Sonntagmorgen, daher haben die Zuschauer etwas zu sehen und die TV-Anstalten etwas auszustrahlen, wenn sie wollen. Es ist nicht die Aufgabe der Teams, den Vormittag zu füllen, sondern der Veranstalter. Aber wir würden da natürlich mithelfen."

Rennresultat soll sich nicht auf das nächste Qualifying auswirken

Sam Michael, Technischer Direktor von WilliamsF1, wollte sich nicht mit konkreten Vorschlägen in die Diskussion einbringen, "aber eine Sache, die mir sehr wichtig ist, ist, dass man die Startreihenfolge im Qualifying vom Abschneiden im Rennen davor abkoppeln sollte", so der Australier. "Ich finde, dass es viel besser ist, wenn alle mit derselben Ausgangsposition in ein Rennwochenende gehen."

Und Mercedes-Sportchef Norbert Haug wünscht sich gleich eine Rückkehr zur bewährten Qualifying-Stunde mit zwölf Runden für jeden Fahrer: "Ich stelle mir eine Situation vor, in der eine Weltmeisterschaft dadurch entschieden werden könnte, dass ein Fahrer auf trockener und einer auf nasser Strecke fahren muss. So sollte in einem Millionensport wie der Formel 1 keine sportliche Entscheidung fallen", argumentierte der Deutsche gegen das Einzelzeitfahren.

Wie das neue Qualifikationsformat ab 2006 aussehen wird, steht noch nicht fest, als wahrscheinlich wird aber erachtet, dass das Einzelzeitfahren geopfert wird. Der derzeitige Modus mit einem Einzelzeitfahren in Rennkonfiguration am Samstagnachmittag wird nach dem Saisonfinale 2005 in China jedenfalls ausgedient haben. Man darf daher gespannt sein, wie die Startplätze beim Saisonauftakt 2006 in Malaysia vergeben werden.