• 10.05.2010 13:31

Der Tag danach: "Der Funke ist wieder da"

Mercedes-Geschäftsführer Nick Fry sieht in Michael Schumacher wieder "das alte Selbstbewusstsein", aber alle rätseln über die Red-Bull-Pace

(Motorsport-Total.com/SID) - Nach der "Auferstehung" des alten Michael Schumacher im nach wie vor unterlegenen Auto greift Mercedes nach den Sternen. Für das Prestigerennen am kommenden Sonntag in den Straßen von Monte Carlo erhält der 41-Jährige gleich noch einen neuen Silberpfeil. "Wir haben ein eigenes Auto für Monaco. Ich bin sehr optimistisch, dass wir damit konkurrenzfähiger als in Barcelona sein werden", verrät Mercedes-Geschäftsführer Nick Fry.

Titel-Bild zur News: Michael Schumacher und Jenson Button

Das Manöver des Rennens: Schumacher geht außen an Button vorbei

Zwar hatten die Stuttgarter schon für den Spanien-Grand-Prix ihr Auto runderneuert, doch der Rückstand zu den dominierenden Red Bulls von Sebastian Vettel und Barcelona-Sieger Mark Webber war immer noch riesig. Schumacher war deshalb trotz Platz vier und der mit Abstand besten Vorstellung seit seiner Rückkehr nicht zufrieden: "Der Abstand zur Spitze war einfach zu groß, um richtig glücklich mit dem Rennen zu sein."#w1#

Konkurrenz staunt über Red Bull

Damit er in Monte Carlo nicht auch eine Sekunde pro Runde auf Vettel und Webber verliert, soll Schumacher dort noch einmal das alte Auto mit kürzerem Radstand und einer überarbeiteten Aerodynamik einsetzen. Mit der ersten Version des Silberpfeils war Teamkollege Nico Rosberg in Malaysia und China zweimal aufs Podest gefahren, aber auch da war der Rückstand beispielsweise auf Red Bull schon immens.

In Barcelona schien der Abstand trotz der Generalrenovierung des Silberpfeils sogar noch ein bisschen größer geworden zu sein. "Die können in manchen Kurven 20 Stundenkilometer schneller als der Rest fahren. Wir müssen verstehen, wie sie das machen", rätselt Fry, der dem Rennen aber dennoch Positives abgewinnen kann: "Barcelona war enttäuschend in Sachen Auto, aber ein riesiger Schritt nach vorne für Michael. Das Selbstbewusstsein ist zurück in seiner Stimme. Er weiß wieder genau, was er will."

"Der Funke ist wieder da", lächelt Fry. "Ich glaube nicht, dass er oder wir seine Probleme richtig verstanden haben, daher waren wir sehr besorgt. Aber hier war er von Anfang an schnell - und mir ist am Funk aufgefallen, dass seine Stimme wieder das alte Selbstbewusstsein ausstrahlt. Nach China wussten wir nicht, was los war, aber Michael hat einen Tag in der Fabrik verbracht und war dann einen Tag mit den Ingenieuren Radfahren. Da haben sie einige Dinge ausgearbeitet und jetzt ist er wieder auf Kurs."


Fotos: Großer Preis von Spanien, Sonntag


"Das war eine Auferstehung von Michael. Er hat das Beste aus dem zu langsamen Mercedes rausgeholt. Er ist aggressiv und gut gefahren", lobt Ex-Weltmeister Niki Lauda. Besonders beim spektakulären Überholmanöver gegen Weltmeister und WM-Spitzenreiter Jenson Button blitzte die alte Klasse des siebenmaligen Weltmeisters auf, der plötzlich von den jüngeren Konkurrenten wieder richtig ernst genommen wird.

"Wenn ich nicht zurückgesteckt hätte, hätte es gekracht", beschwert sich Button, muss Schumacher aber auch zähneknirschend Respekt zollen: "Obwohl wir schneller waren, konnte ich ihn nicht überholen. Er hatte das Auto immer an der richtigen Stelle, und das war's für mich."

Medien loben Schumacher

Auch die internationalen Medien registrierten die Steigerung des Mercedes-Piloten: "Das Duell mit Michael Schumacher wurde für Jenson Button zu einer Mission impassable (unüberholbar; Anm. d. Red.). Plötzlich war es so, als sei der berüchtigte alte Mann der Formel 1 nie weg gewesen", kommentiert die Londoner 'Times'. "In Barcelona sieht man endlich den alten Schumacher wieder", schreibt 'Tuttosport'.

Bis Schumacher aber - wie sein langjähriger Manager Willi Weber sagt - in diesem Jahr Rennen gewinnen wird, gibt es bei Mercedes noch viel Arbeit. Deshalb freut sich Mercedes-Sportchef Norbert Haug zwar über die "Klasseleistung" des Champions, legt aber den Fokus auf das Auto, das nach Meinung des erstmals von Schumacher geschlagenen Rosberg "tierisch langsam" ist.

Ferraris F-Schacht-System

Das Zauberwort heißt F-Schacht: Für Mercedes erst ab Istanbul Zoom

"Wir hatten in unserer langen Formel-1-Zeit seit 1995 den einen oder anderen Rückschlag, sind aber immer wieder zurückgekommen", sagt Haug. "Ich verspreche, dass wir schrittweise ganz klar nach vorne kommen werden." Neben dem neuen Auto für Monaco arbeitet Mercedes auch an einer eigenen Version des F-Schacht-Systems von McLaren, das unter anderem höhere Geschwindigkeiten auf den Geraden erlaubt. Diese Version soll bis zum übernächsten Rennen in Istanbul einsatzfähig sein. Für 2011 hat die Teamvereinigung FOTA dann den Einsatz solcher Systeme, die teilweise von den Fahrern mit Knien oder Händen bedient werden, verboten.

Schumacher selbst hofft, dass es in Monaco "besser aussieht als hier in Barcelona", erwartet aber auch im Fürstentum starke Red Bulls. Bei den "Roten Bullen" gibt es allerdings ebenfalls noch einiges zu tun. Mit einer defekten Bremsscheibe rettete Vettel "mit mehr Glück als Verstand" Platz drei ins Ziel, anstatt wie vom Team empfohlen aufzugeben.

"Wenn wir bis zum Schluss um die WM kämpfen wollen, müssen wir an unserer Zuverlässigkeit arbeiten", gesteht Vettel, der in der Gesamtwertung jetzt mit 60 Punkten hinter Button (70) und dem in Spanien zweitplatzierten Ferrari-Lokalmatador Fernando Alonso (67) auf Rang drei liegt.