Der stille Krieg des Weltmeisters mit den Medien

Man könnte meinen, dass Fernando Alonso die irre Medienhype um seine Person genießt, doch genau das Gegenteil ist der Fall...

(Motorsport-Total.com) - In den Wochen vor dem letztjährigen Grand Prix von Spanien erreichte die mediale Begeisterung um Fernando Alonso - zu jenem Zeitpunkt bereits WM-Leader - einen vorläufigen Höhepunkt. Einige unserer Kollegen gingen dabei ein paar Schritte zu weit und belagerten das Elternhaus des Renault-Piloten, der seither nur noch wenig von der schreibenden Zunft hält.

Titel-Bild zur News: Fernando Alonso

Die plötzliche Berühmtheit bringt für Fernando Alonso keineswegs nur Vorteile

Alonso wurde damals von der Journalisten- und Fotografenmeute überrascht, konnte sich aber rechtzeitig im Haus eines Freundes verstecken, von wo er das verrückte Treiben unerkannt beobachtete. Vor Ort am 'Circuit de Catalunya' in Barcelona brachte er dann wenig Verständnis für die Medien in seiner Heimat auf, ging scharf mit ihnen ins Gericht und verwendete dabei auch einige nicht allzu diplomatische Ausdrücke. Dazu steht er noch heute.#w1#

Spanische Medien haben die Grenze überschritten

"Ich verstehe, dass sich dieser Aspekt verändert hat, aber deswegen muss man sich ja nicht gleich verrückt machen lassen", beschwerte er sich in einem Interview mit der 'Marca'. "Es wurde geschrieben, dass ich müde und demotiviert sei, aber ich war weder müde noch demotiviert. Dass die Journalisten einen ganzen Tag vor dem Haus meiner Eltern waren, ist für mich nicht normal. Das muss ich mir nicht gefallen lassen, auch nicht als Prominenter."

Was der 24-Jährige überhaupt nicht versteht: "Dass ich zwölf bis 14 Stunden am Tag an der Strecke arbeite, aber dann werde ich abends im Hotel belästigt, weil die Leute ein Foto davon machen wollen, wie ich am Tisch mein Abendessen zu mir nehme. Leute, die mich nicht kennen, bitten um ein Interview - und wenn es sich nicht machen lässt, drohen sie damit, schlecht über mich zu schreiben. Was soll man da machen? Das muss man über sich ergehen lassen."

Fernando Alonso

Der Erfolg kann einem 24-jährigen Mann auch schon mal zu Kopf steigen... Zoom

Dabei sieht sich Alonso selbst als "ganz normalen Jungen", auch wenn sich sein Auftreten angesichts der jüngsten Erfolge gegenüber seinem Minardi-Jahr natürlich erheblich verändert hat. Damals stand er noch bei jedem Telefoninterview geduldig Rede und Antwort, wirkte durch seinen sympathischen Dialekt in seinem Englisch überaus sympathisch und nahm sich für jeden Journalisten ausreichend Zeit. Heute hat er dafür - verständlich - keinen Nerv mehr.

Regelmäßiger Kontakt zu Mutter und Vater

Umso mehr Zeit nimmt er sich dafür für seine Mutter, mit der er regelmäßig telefoniert, und für seinen Vater, der auch gelegentlich zu den Rennen kommt. Nicht ganz so oft sieht er seine Großmutter, auf die er aber große Stücke hält. All diese Leute aus seinem Bekanntenkreis haben es Alonsos Angaben nach mit einem "Dickschädel" zu tun, was er selbst gleichzeitig als größte Stärke und größte Schwäche seines Charakters beschreibt.

Der 'Marca' vertraute er außerdem an, dass Ehrlichkeit für ihn die Eigenschaft ist, die er an Menschen am meisten schätzt, während er so bleiben möchte, "wie ich bin" - und: "Ich trage immer beliebige Kleidung, Jeans und T-Shirt. Heiraten will ich im Moment noch nicht, aber wer weiß, was noch kommen mag?" Bleibt noch die Frage, ob der Formel-1-Weltmeister unter der Dusche singt: "Klar", entgegnete Alonso, "meistens spanische Lieder."

"Heiraten will ich im Moment noch nicht, aber wer weiß, was noch kommen mag?" Fernando Alonso

Übrigens: Den heißen Flirt mit einem deutschen Grid-Girl, der von der 'Bild'-Zeitung in die Medien gebracht wurde, soll es nie wirklich gegeben haben. Die Story sei aufgebauscht worden, weshalb er von unseren Kollegen von der 'Bild' nicht mehr allzu viel hält. Allerdings sei dahingestellt, ob vielleicht nicht doch ein Körnchen Wahrheit an der Liebesgeschichte dran war...