• 20.03.2007 09:13

  • von Fabian Hust

Der schmale Grat zwischen Euphorie und Vernunft

Das Debüt von Hamilton war ohne Zweifel sensationell, doch darf man nicht vergessen, dass der Brite noch viele Fehler machen darf und wohl auch wird

(Motorsport-Total.com) - Formel-1-Neuling Lewis Hamilton verzückte bei seinem ersten Grand Prix am vergangenen Wochenende sein Team, zahlreiche Fans und Experten. Die Tatsache, dass der 22-Jährige Teamkollege Fernando Alonso am Start in der ersten Kurve gleich überholte, hatte Symbolcharakter.

Titel-Bild zur News: Lewis Hamilton

Lewis Hamilton hat wohl eine großartige Karriere vor sich

Nun könnte der Brite der jüngste Formel-1-Weltmeister aller Zeiten werden und damit seinem Teamkollegen den Rang ablaufen, der seinen ersten von mittlerweile zwei Titeln im Alter von 24 Jahren und 58 Tagen einfuhr. Hamilton hat dazu zwei Saisons Zeit. Das sind jedenfalls die Schlagzeilen, die britische Medien zum Besten geben.#w1#

Lewis Hamilton bleibt auf dem Boden

Doch der Brite ist bekannt für seine bodenständige Art, und so vertritt er die Meinung, dass es für ihn zweitranging ist, wie schnell er Formel-1-Weltmeister wird - Hauptsache, er wird es eines Tages: "Es ist mein Ziel, den WM-Titel zu gewinnen", so Hamilton gegenüber der 'Sun'. "Ich würde ihn gern in den kommenden paar Jahren gewinnen, aber ob dies zwei, drei oder vier Jahre dauert, ist mir egal."

Hamilton gibt sich trotz seines sensationellen Starts in seine erste Formel-1-Saison realistisch, schließlich ist es gerade die Konstanz, die einem Rookie in der ersten Saison fehlt: "Ich weiß, dass ich noch eine Menge zu lernen haben. Ich werde mir die Zeit nehmen, und so viel wie möglich von Alonso und dem Team lernen. Sie haben wesentlich mehr Erfahrung als ich. Ich muss die Dinge Schritt für Schritt angehen."

Der Druck ist immens

Der Druck, der in der Formel 1 auf ihn lastet, sei immens, mehr Druck habe in seiner bisherigen Rennfahrerkarriere noch nie auf ihm gelastet, gibt Hamilton zu. McLaren-Mercedes-Geschäftsführer Martin Whitmarsh ist jedoch überzeugt, dass sein Fahrer dem Druck gewachsen ist und dass er eines Tages Weltmeister werden wird: "Ich habe noch nie eine Debüt-Leistung wie diese gesehen."

Die früheren Stars sind begeistert

Einst war es Nigel Mansell, der die Massen in Großbritannien begeisterte, heute zieht der Brite vor seinem Landsmann den Hut - nach dessen erstem Rennen: "Ich zögere nicht davor, vorherzusagen, dass er innerhalb von drei bis fünf Jahren Weltmeister werden wird. Vielleicht sogar früher, wenn er Glück hat."

Damon Hill war es, der in die Fußstapfen von Mansell trat, nun scheint die Formel 1 Hills Nachfolger gefunden zu haben, auch wenn der 46-Jährige auf die Euphorie-Bremse tritt. Er werde keine perfekte Saison haben, schließlich sei es sein erstes Jahr in der "Königsklasse des Motorsports": "Es wird ein paar wirklich enttäuschende Leistungen gehen. Aber im Moment sieht er unglaublich positiv aus."

Hamilton hat Stewart schon etwas voraus

Hamilton ist der erfolgreichste britische Formel-1-Debütant seit 1966 (Jackie Stewart im BRM P261), und der dreimalige Formel-1-Weltmeister ist ebenfalls sehr angetan von der Vorstellung Hamiltons, den er als "am besten vorbereiteten Formel-1-Fahrer aller Zeiten" bezeichnet: "Er ist ein sehr fähiger und talentierter junger Mann."

Auch der ehemalige Formel-1-Pilot und heutige TV-Kommentator Mark Blundell ist sich sicher, dass Hamilton Weltmeister werden kann: "Ich habe ihm vor zwölf Jahren einen Preis überreicht und wusste, dass er jemand Besonderes ist. Er war Sieger in allen Kategorien, in denen er an den Start ging."

Auf dem Papier Alonso (nicht) geschlagen...

Gegen Ferrari hatte McLaren-Mercedes in Melbourne keine Chance, Hamilton hätte Alonso aber schlagen können. Bei den "Chrompfeilen" dementiert man eine Stallorder, einige Experten sind da anderer Meinung: "Ich weiß, dass die Ergebnisliste zeigt, dass er auf dem dritten Platz ins Ziel kam, aber ich denke, dass viele Leute in der Boxengasse, die ein Rennen lesen können, glauben, dass er Fernando hätte schlagen können", so Pat Symonds, Chefingenieur bei Renault, gegenüber dem 'Guardian'.

Auch Jenson Button, der nun aus dem Mittelpunkt des Interesses in Großbritannien rutscht, hatte nur Lob für Hamilton übrig: "Lewis hatte ein großartiges erstes Rennen. Er hatte Glück, ein gutes Auto zu haben, aber das schmälert die Tatsache nicht, dass er großartige Arbeit geleistet hat."