Der Hype um Hamilton beginnt
Der Hype beginnt: Lewis Hamilton ist spätestens nach Melbourne Englands neue Formel-1-Hoffnung - Stirling Moss spricht von einer Offenbarung
(Motorsport-Total.com) - Seit Damon Hill 1996 wartet das Mutterland des Motorsports auf einen WM-Titel. Weder David Coulthard, noch Jenson Button konnten die großen Fußstapfen, die beispielsweise ein Nigel Mansell hinterließ, auffüllen. Masse statt Klasse lautete über Jahre hinweg die Losung, doch nach dem Australien-Grand-Prix hat sich das schlagartig geändert.

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Daumen hoch für Lewis Hamilton - der Hype um die neue Hoffnung beginnt
Jetzt spricht Englands Rennikone Stirling Moss von einer "Offenbarung", und er meint damit natürlich Lewis Hamilton, der in seinen ersten Formel-1-Rennen in überzeugender Manier auf Platz drei fuhr. Damit steht der junge Engländer auf Rang vier in der ewigen Bestenliste der Formel 1, was das Thema erfolgreiche Debütfahrten betrifft.#w1#
Hamiltons Debüt auf Rang vier der Bestenliste
Nur der Italiener Giancarlo Baghetti, der in seinem ersten Grand Prix in Reims 1961 auf einem damals überlegenen Ferrari gewinnen konnte, sowie 1966 ein gewisser Mike Parkes, der ebenfalls in einem Ferrari und ebenfalls in Reims Zweiter werden konnte, sowie der spätere Weltmeister Jacques Villeneuve 1996 - auch in Melbourne - stehen in dieser Statistik vor Hamilton.
Dabei ist jedoch anzumerken, dass Baghetti bereits einige Grands Prix gefahren war, die nicht zur Weltmeisterschaft zählten, und Villeneuve war zu diesem Zeitpunkt mit wesentlich mehr Erfahrung ausgestattet. Der Kanadier war 1995 immerhin schon CART-Champion und Indy-500-Sieger.
Die australische Tageszeitung 'The Age' widmete Hamilton am Montag zwei Drittel ihrer Titelseite, brasilianische Journalisten sprachen nach dem Rennen davon, dass Hamilton in seinem Alter bereits besser sei, als es ihre Legende Ayrton Senna zum gleichen Zeitpunkt gewesen wäre. Und das will nun wirklich etwas heißen.
Hamilton als Offenbarung
Natürlich profitierte Hamilton von seinem Auto: McLaren-Mercedes ist hinter Ferrari die Nummer zwei im Feld. Insofern wäre ein dritter Platz rein rechnerisch nichts Besonderes, wenn da nicht ein paar delikate Zutaten gewesen wären. Nicht nur die Tatsache, dass es sich um sein Formel-1-Debüt handelte, es war auch die beeindruckende Art und Weise, wie er sofort versuchte, das Zepter zu übernehmen.
In der Anfahrt zur ersten Kurve wurde Hamilton erst von Robert Kubica angegriffen und überholt. Doch dann zog er weit nach links und ging außen herum an Kubica vorbei und schnappte sich im Vorbeigehen auch noch Doppelweltmeister Fernando Alonso. Und wäre Hamilton in der Anfahrt zu seinem zweiten Stopp nicht von ein paar Überrundeten aufgehalten worden, sogar ein zweiter Platz wäre möglich gewesen.
So spricht Englands nie um große Worte verlegene Rennfahrerlegende Stirling Moss von einer Offenbarung: "Er ist das Beste, was der Formel 1 passieren konnte. Lewis ist ein absolut bescheidener Mann mit einem enormen Talent. Ein Sieg ist nur eine Frage der Zeit, egal ob noch dieses Jahr oder das nächste", schwärmte der rüstige Mitt-Siebziger.
Harter Kampf für Alonso erwartet
Und Moss ergänzte: "Er hätte leicht Platz zwei erreichen können und dies gleich in seinem ersten Rennen. Das ist ein Indiz dafür, wie gut er ist. Wenn er eine Lücke sieht, dann ist er da. Das ist eine Qualität, nach der man nicht fragen kann. Man hat es, oder man hat es nicht."
Auch der dreimalige Formel-1-Weltmeister Niki Lauda stimmt in das Hohelied auf Hamilton ein und warnt Doppelweltmeister Alonso: "Er ist der beste Junge, den ich jemals in seinem ersten Rennen gesehen habe. Nun können wir uns das in Ruhe anschauen. Er hat denselben Speed wie der Weltmeister, Alonso steht ein guter Kampf bevor."
Australien ein fantastischer Meilenstein
Als auf dem Podium die Champagnerkorken knallten, kämpfte Vater Anthony Hamilton mit seinen Emotionen: "Es ist einfach unglaublich", stammelte er. "Ich war mir in dem Moment sicher, das etwas ganz Besonderes passieren würde, als wir diese Woche ankamen und Lewis so glücklich war. Immer wenn er so glücklich ist, dann liegt etwas in der Luft. Aber mich überrascht bei Lewis nichts mehr."
Papa Hamilton, der teilweise in drei Jobs parallel arbeiten musste, um die Motorsport-Leidenschaft seines Sohnes zu finanzieren, sah sich spätestens am Start in all seinen Mühen bestätigt: "Der Start war ein klassischer Lewis. All die Jahre im Kart haben sich in dieser einen Kurve ausgezahlt. Das Ganze war eine Achterbahnfahrt und es gibt nicht genügend Superlative, um das alles zu erklären. Dies ist ein fantastischer Meilenstein. Sechster wäre schon großartig gewesen, aber Dritter - heiliges Kanonenrohr!"
Auf dem Boden bleiben
"Es war großartig, sogar ein paar Führungsrunden zu absolvieren, und es war hart, einen jagenden Doppelweltmeister hinter sich zu wissen. Aber dieser dritte Platz fühlt sich an wie ein Sieg." Und der Papa tritt sogleich mächtig auf die Euphoriebremse: "Wir sind einfache Leute und ich will, dass dies so bleibt."
In die gleiche Richtung äußerte sich auch McLaren-Mercedes-Teamchef Ron Dennis. Hamilton sei "ein absolut bodenständiger Charakter. Seit ich ihn kenne, gab es niemals irgendeine Arroganz. Er ist sehr zielorientiert und fokussiert." Probleme mit Platzhirsch Alonso sieht Dennis nicht, Hamilton habe großen Respekt vor dem Spanier und kenne die vor ihm liegenden Herausforderungen.

