Der Rennabruch und das Reifenwechsel-Problem
Durch den Rennabbruch in Monte Carlo und das anschließende Wechseln der Reifen wurden die Fans um einen spannenden Schlussspurt beraubt
(Motorsport-Total.com) - Während und nach dem Großen Preis von Monaco gab es jede Menge Diskussionen über den nach dem Unfall von Witali Petrow notwendig gewordenen Abbruch des Rennens. Die Zuschauer freuten sich gerade über einen packenden Dreikampf zwischen Sebastian Vettel, Fernando Alonso und Jenson Button.

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Die Reifenwechsel waren in Monte Carlo ein heiß diskutiertes Thema
Dieser war insbesondere deswegen so spannend, weil Vettel an der Spitze Reifen hatte, die am stärksten abgenutzt waren, dahinter Alonso Reifen, die wiederum weniger gute Rundenzeiten erlaubten als jene seines Verfolgers Button.
Als das Rennen unterbrochen wurde und sich die Autos wieder in der Startaufstellung aufreihten, war es den Teams laut Reglement erlaubt, am Auto zu arbeiten. Dies beinhaltete auch Reifenwechsel. Und aus diesem Grund waren die letzten Runden deutlich weniger spannend, weil Vettel wieder einen frischen Reifensatz aufziehen konnte.
"Ich war enttäuscht", so McLaren-Teamchef Martin Whitmarsh. "Aber das erlaubt dir das Reglement. Klarerweise hatten die zwei Autos vor Jenson sehr abgenutzte Reifen, und es wäre für die Fahrer sehr schwierig gewesen, sie wieder auf Temperatur zu bekommen. Sie hätten große Probleme bekommen, wenn es ihnen nicht erlaubt gewesen wäre, ihre Reifen zu wechseln."
"Bedauernswerter Weise wurden die Regeln vor zwei oder drei Jahren geändert, und nun erlauben sie, dass die Reifen gewechselt werden. Das war für Jenson schade, denn er befand sich in einer sehr starken Position."
Doch auch das McLaren-Mercedes-Team profitierte von der Regelung: "Es gab auch für uns einen Bonus, denn wir waren in der Lage, das Heck am Auto von Lewis wieder zu richten. Alles in allem wäre es mir lieber gewesen, wenn wir nicht in der Lage gewesen wären, die Reifen zu wechseln. Aber ich denke nicht, dass jemand für die Zukunft eine Veränderung der Regel in Betracht zieht."
Renault-Teamchef Eric Boullier meint dazu: "Zunächst einmal entschuldige ich mich dafür, dass wir diese rote Flagge ausgelöst haben! Man muss sich an die Regeln halten. Es wäre für Jenson schön gewesen, am Ende nochmal ordentlich Druck zu machen und ein paar Manöver der Attacke durchzuführen, aber so ist das Reglement nun einmal."
Pat Fry, Technischer Direktor Ferrari, empfindet es als richtig, dass es erlaubt ist, die Reifen zu wechseln: "In so einer Situation weißt du nicht, ob jemand über Wrackteile gefahren ist und sich die Reifen beschädigt hat. Insofern finde ich, dass das Reifenwechseln Sinn macht und eine Sicherheitsfrage ist. Daher halte ich es für unabdingbar, dass man die Reifen wechseln darf."
"Ich kann die Fans schon verstehen, denn dieser Teil des Rennens war effektiv zerstört, wenn man so will", so Sam Michael, Technischer Direktor bei Williams. "So etwas kommt nicht oft vor, weshalb man vielleicht darüber diskutieren sollte, auch wenn es vielleicht ewig dauern wird, bis es wieder zu so einer Situation kommt."
Nach Ansicht des Australiers ist es jedoch schwierig, eine Regelung zu finden, die funktioniert und niemanden benachteiligt. Nach Ansicht von Paddy Lowe, dem Technischen Direktor von McLaren, sei es auch keine Lösung, das Rennen einfach abzubrechen und zu werten, wenn 75 Prozent der Distanz abgespult ist: "Das Problem mit beiden Lösungen ist, dass sie den Rennausgang verhindern, auf den sich alle gefreut hätten."

