Der RB4 und die Liebe zum Detail

Optisch erinnert der neue Red-Bull-Renault stark an seinen Vorgänger, aber unter der Motorhaube stecken jede Menge Neuerungen

(Motorsport-Total.com) - Auf den ersten Blick sieht der RB4 wie eine Kopie des letztjährigen RB3 von Red Bull Racing aus, und tatsächlich stand seine Entwicklung in Milton Keynes ganz unter dem Credo "Evolution statt Revolution". Wer allerdings einmal unter die Karosserie schaut, der wird feststellen, dass sich in Wahrheit doch einiges verändert hat.

Titel-Bild zur News: Geoff Willis und Adrian Newey

Geoff Willis und Adrian Newey sind die Masterminds hinter dem neuen RB4

"Dieses Auto", erklärte Chefdesigner Adrian Newey, "ist eine Evolution des RB3. Konzept und Prinzip sind gleich geblieben. Es ist eine Evolution, daher wird es das Team leichter haben, weil sie wissen, wie man mit diesem Auto arbeiten muss." Aber: Aufsetzend auf das radikale Konzept des RB3, das im Vorjahr noch in den Kinderschuhen steckte und erst zu funktionieren begann, als die Ingenieure am Jahresende damit umzugehen wussten, steckt im RB4 viel Liebe zum Detail.#w1#

RB3 war eine kleine Revolution

"Der RB3 war ein ganz anderes Auto im Vergleich zu allem anderen, was davor je aus Milton Keynes gekommen war." Adrian Newey

"Der RB3 war ein ganz anderes Auto im Vergleich zu allem anderen, was davor je aus Milton Keynes gekommen war", so Newey. "Das hat bis zu einem gewissen Grad zu unseren Zuverlässigkeits- und Einsatzproblemen beigetragen. Es war ein viel komplizierteres Auto als sein Vorgängermodell, was intern einige Probleme verursacht hat. Das Team musste erst einmal lernen, wie man es richtig einsetzt."

Angst, dass die Suche nach Zuverlässigkeit auf Kosten der Leistung gegangen sein könnte, hat der Brite nicht: "Ich glaube nicht, dass unsere Zuverlässigkeitsprobleme daher kamen, dass wir nach Performance gestrebt haben. Das waren ganz einfach kleine Design-, Produktions- und Einsatzfehler. Also mussten wir keine Kompromisse in puncto Performance eingehen, um die Zuverlässigkeit zu verbessern. Es ging nur darum, die Defekte zu verstehen", sagte er.

Das war in erster Linie die Aufgabe von Geoff Willis, der schon bei Leyton House und March mit Newey zusammengearbeitet hat und in seinen Honda-Jahren für die hervorragende Zuverlässigkeit der Japaner verantwortlich war. Willis kümmerte sich darum, Neweys Genieblitze zu einem kompakten Paket zusammenzusetzen, die Integration des Renault-Motors zu verbessern, die Gewichtsverteilung zu optimieren und die kleinen Defekte auszusortieren.

RB4 sogar komplexer als der RB3

"Wir glauben, wir verstehen die Probleme nun." Geoff Willis

Den Vorwurf, dass der RB4 wegen der Zuverlässigkeitsbemühungen nicht innovativ genug sei, lässt Willis nicht gelten: "Das Auto ist im Design sogar komplexer, wir haben einen besseren Job gemacht", erläuterte er. "Wir mussten viel mehr Zeichnungen anfertigen, was untermauert, dass wir in allen Problembereichen nach Lösungen gesucht haben. Wir glauben, wir verstehen die Probleme nun", gab er zu Protokoll.

Und weiter: "Wir haben ein erheblich verfeinertes Design entwickelt, auch wenn es eindeutig eine Evolution ist, aber in puncto Detailverliebtheit ist es ein erheblicher Schritt vom RB3 zum RB4. Nun haben wir das Design viel besser unter Kontrolle - es ist, was wir wollen, nicht, was zufällig daherkommt. Wenn du mehr Kontrolle über Design und Produktion hast, hast du auch eine bessere Chance, die Zuverlässigkeit auszusortieren."