Der nächste Österreicher klopft an die Formel-1-Tür
Nach seinem erfolgreichen ChampCar-Test liebäugelt Norbert Siedler mit einem Einstieg in die Formel 1 - zumindest langfristig...
(Motorsport-Total.com) - Mit den Stammpiloten Christian Klien und Patrick Friesacher, Testfahrer Alexander Wurz, dem Red-Bull-Team und unzähligen Einzelpersonen in verschiedensten Funktionen ist Österreich in der Formel 1 2005 stark vertreten. Doch damit nicht genug: Mit Norbert Siedler klopft der nächste Youngster aus der Alpenrepublik an der Tür zur Königsklasse des Motorsports.

© Edi Nikolic
Norbert Siedler träumt nach seinem ChampCar-Test von der Formel 1
Ende Februar hat der 22-Jährige in Homestead einen ChampCar-Test für das Walker-Team absolviert, bei dem er offenbar beeindrucken konnte: "Norbert war in der Lage, mit die schnellsten Rundenzeiten hinzulegen, die wir jemals hier gefahren sind", staunte Rennstallbesitzer Derrick Walker. "Mit Sicherheit wäre er sehr konkurrenzfähig. Er hat sich extrem schnell an das Auto angepasst und wirklich einen tollen Job gemacht."#w1#
Siedler beinahe so schnell wie da Matta und Tracy
Siedler kam auf eine persönliche Bestzeit von 1:09.1 und war damit nur marginal langsamer als die alten ChampCar-Hasen Cristiano da Matta (Ex-Formel-1-Pilot; Anm. d. Red.) und Paul Tracy, die wohlgemerkt die schnelleren Lola-Chassis' zur Verfügung hatten, wenige Tage zuvor. Dabei wäre sogar noch mehr drin gewesen: "Ich habe relativ schnell begonnen, war von Anfang an von den Zeiten her dabei. Das war noch mit alten Reifen. Dann haben wir einen neuen Satz Reifen aufgezogen, aber in meiner schnellsten Runde habe ich mich gedreht. Die Runde wäre genauso schnell gewesen wie Tracy und da Matta", erklärte er gegenüber 'F1Total.com'.
Idealszenario für 2005 wäre aus Sicht des Wildschönauers eine volle Saison in Nordamerika, wo er neben Walker Racing mit zwei weiteren Teams in Kontakt steht, und dazu parallel Formel-1-Tests für Jordan-Toyota. Der Rennstall aus Silverstone ist für Siedler eine Option, seitdem dort Colin Kolles sportlich das Sagen hat. Kolles wollte ihn vor einigen Jahren für sein Formel-3-Team verpflichten, wozu es schlussendlich aber nie gekommen ist.
"Wir kennen Colin Kolles und haben seine Arbeit schon immer bewundert", sagte Edi Nikolic, Siedlers Manager, dazu gegenüber 'F1Total.com'. "Er wollte Norbert in der Formel 3 schon einmal in sein Team holen, aber aus verschiedenen Gründen ist es damals nicht dazu gekommen. Der Kontakt ist jedoch nie ganz abgerissen. Er weiß, was Norbert kann, daher haben wir natürlich mit Wohlwollen registriert, dass er im neuen Formel-1-Projekt von 'Midland' eine zentrale Rolle spielt."
Wie immer hängt alles von den Sponsoren ab
Nikolic hat für seinen Schützling zwei Sponsoren an Land gezogen, die er jedoch nicht nennen wollte, und spricht gleichzeitig mit russischen Investoren. Siedler, kryptisch: "Es geht wie immer ums Geld." Sein Manager bestätigte dies: "Wir sprechen mit unseren Sponsoren über die beiden Stoßrichtungen, also ChampCar und Formel 1. Sie sind grundsätzlich daran interessiert, etwas zu tun. Für beide Optionen sind wir im Gespräch mit Investoren. Diese Gespräche geben dann den Ausschlag, wie es weitergeht", teilte er mit.
Was die Variante Formel-1-Tests für Jordan-Toyota angeht, spekuliert Nikolic auf einen Deal für "ein ganzes Paket, also fünf oder sechs Tage - ähnlich wie bei Pastorelli." Und wie stehen die Chancen darauf? "Man weiß in der Formel 1, dass Norbert sehr schnell ist", entgegnete der Österreicher. "Der positive Test mit Walker Racing hat sich bis nach Melbourne durchgesprochen. Es ist aber kein Geheimnis, dass man für die Formel 1 Geld braucht."
Sollten alle Stricke reißen, würde Siedler aller Voraussicht nach ein Jahr in der Europäischen Formel 3000 bestreiten. Die Formel Superfund, in der er 2003 und 2004 gefahren ist, bietet sich insofern nicht an, als der Auftakt der Serie nach hinten verschoben worden ist. Über Beschäftigungsmangel kann sich Siedler aber nicht beklagen: Im Moment hält er sich in seiner Heimat auf, wo er sich körperlich für eine möglicherweise anstrengende Saison 2005 fit hält.

