Der KERS-Stromschlag und seine Folgen

Im Nachhinein betrachtet hat sich der Zwischenfall beim KERS-Test von BMW sogar positiv ausgewirkt, wie Mario Theissen erklärt

(Motorsport-Total.com) - BMW hat in der Sommerpause nicht geschlafen, sondern unter anderem auch den Stromschlag genau untersucht, der bei Testfahrten mit dem KER-System in Jerez aufgetreten ist. Heute konnte die Ursache für den Zwischenfall offiziell präsentiert werden - und die Analyse hat im Nachhinein betrachtet sogar etwas Positives bewirkt.

Titel-Bild zur News: Mario Theissen

Mario Theissen ist davon überzeugt, dass KERS kein Sicherheitsrisiko ist

"Wir stießen nicht nur auf eine Lösung für das Jerez-Problem", erklärte BMW Motorsport Direktor Mario Theissen heute in Valencia, "sondern auch auf einen Designleitfaden für Hochvoltsysteme. Diesen werden wir der FIA und den anderen Teams im Detail präsentieren. Wir haben angeboten, eine detaillierte Präsentation im Rahmen der Technischen Arbeitsgruppe abzuhalten." Keine Rede von Geheimniskrämerei also.#w1#

Überhaupt scheinen die Teams, die sonst fast paranoid agieren, wenn es um ihre technischen Entwicklungen geht, im KERS-Bereich besser und offener zu kooperieren als je zuvor. Nach einer Reihe von Zwischenfällen bei verschiedenen Rennställen ist BMW, Honda und Co. offenbar bewusst, dass Sicherheit oberste Priorität haben muss - schließlich wünscht sich niemand einen Stromschlag wie beim Jerez-Test vor laufenden TV-Kameras.

Theissen sieht in den jüngst gewonnenen Erkenntnissen einen Fortschritt nicht nur für das Formel-1-KERS, sondern auch für die Hybridtechnologie generell - ein erster Wissenstransfer vom Motorsport auf die Straße also. "Im Zuge der Untersuchungen stießen wir nicht nur auf die Gründe für den Jerez-Zwischenfall, sondern auch auf einige andere Designgrundsätze, die man berücksichtigen sollte, wenn man mit Hochvoltsystemen arbeitet", so der Deutsche.

"Wir werden nicht unser gesamtes KERS-Konzept offenlegen, sondern nur alle sicherheitsrelevanten Erkenntnisse, die dann auch bei anderen einfließen sollten, deren Systeme wir gar nicht kennen", gab Theissen zu Protokoll. Den Zweiflern an der neuen Technik, die ab 2009 zum Einsatz kommen soll, würden Erkenntnisse zur Verfügung gestellt, "die ihnen helfen sollten, ihr eigenes System voranzubringen".

BMW wird die neuen Erkenntnisse in sein KERS einfließen lassen und das System schon bald wieder testen: "Wir werden damit sicher noch bei einem Test während der Saison fahren", kündigte Theissen an. Ende August in Monza bleibt KERS aber außen vor: "Beim Monza-Test werden wir es sicher nicht verwenden, denn dort wollen wir uns voll und ganz der Vorbereitung des Aerodynamikpakets für die Strecke in Monza widmen."