• 31.07.2007 20:10

Der Brief von Mosley an Macaluso im Wortlaut

Lesen Sie hier den gesamten Brief von FIA-Präsident Max Mosley an ACI-CSAI-Präsident Luigi Macaluso in der deutschen Übersetzung

(Motorsport-Total.com) - Lieber Herr Macaluso,

Titel-Bild zur News: Max Mosley (FIA-Präsident)

Max Mosley übergibt den "Spionage-Fall" an das Berufungsgericht

vielen Dank für Ihr Schreiben vom 30. Juli.

Falls es, so wie Sie behaupten, klar war, dass einige von McLarens hochrangigen Team-Repräsentanten sich den Ferrari-Informationen seit einem Zeitraum von einigen Monaten bewusst waren, dann wäre die Situation in der Tat sehr ernst.

Abgesehen von der Verwendung von Ferraris technischem Wissen, um den McLaren-Autos einen unrechtmäßigen Vorteil gegenüber dem gesamten Feld zu verschaffen, würde das detaillierte Wissen der technischen Strategien von Ferrari McLaren bei jedem Rennen einen beträchtlichen und unfairen Vorteil über Ferrari verschaffen.#w1#

In McLarens Fall war es jedoch so, dass abgesehen von einem Tipp im März und einer Zeichnung, die einem Kollegen im Rahmen einer historischen Neugierde gezeigt wurde, niemand bei McLaren von diesen Informationen wusste oder Zugriff darauf hatte.

Laut McLaren wurden sie privat von einem enttäuschten Angestellten angeschafft, der die Absicht hatte, zu gehen. Sie folgerten, dass er niemals Ferraris Informationen verwendet hat, um McLaren zu helfen, da sie Teil seiner privaten Datenbank als Technischer Direktor für ein anderes Team waren.

Es gibt ein paar verdächtige Elemente, die alle vom Weltmotorsportrat in Betracht gezogen wurden, als er seine Entscheidung fällte. Zum Beispiel: Die Behauptung, dass der Tipp die einzige Information war, die im März floss; das Versäumnis, Ferrari über einen Spion zu informieren, als man im gegenseitigen Vertrauen eine Vereinbarung aushandelte; die Installation einer "Firewall" bei McLaren, um Stepney vom Kommunizieren abzuhalten, ohne einen Versuch zu starten, Coughlans private Computer ähnlich zu blockieren; McLarens Zustimmung, dass Coughlan nach Barcelona reisen darf, "um Stepney zu bitten, die Kommunikation einzustellen" anstatt ihn einfach anzurufen; die Tatsache dass Coughlan - von eingestellter Kommunikation weit entfernt - mit einer enormen Menge an Ferrari-Daten zurückkehrte; das Versäumnis, klarzustellen, dass Coughlan weiterhin bei McLaren arbeitet, während er sich im Besitz der Daten befand; Jonathan Neales Ratschlag an Coughlan, die Dokumente zu zerstören, ohne zu wissen oder wissen zu wollen, welche dies waren, und so weiter.

Diese Verdachtsmomente reichten jedoch nicht aus, um bis zu dem Standard - der nach dem Gefühl des Rats notwendig war - zu beweisen, dass die Beweise von McLarens Teamchef und Geschäftsführer zurückzuweisen sind und das Team eines Regelverstoßes zu beschuldigen und damit derart streng einen Ausschluss aus der Meisterschaft zu rechtfertigen.

In Ermangelung an eindeutigen Beweisen, dass McLaren als Team die Ferrari-Informationen empfangen und verwendet hat, beließ es der Rat bei McLarens Verantwortung für seine Angestellten. Ein Ausschluss oder die Aberkennung von Punkten erschienen nicht als angemessen, wenn dies lediglich der Fall eines unehrlichen Angestellten war, der für seine eigenen Zwecke unrechtmäßig Informationen angeschafft hat.

In Ihrem Schreiben weisen Sie darauf hin, dass der Ausgang ein anderer gewesen sein könnte, wenn der Rat Ferrari weitere Möglichkeiten gegeben hätte, über den tatsächlich angebotenen Umfang hinaus angehört zu werden.

Deswegen und auf Grund der Bedeutsamkeit des öffentlichen Vertrauens in den Ausgang werde ich diesen Fall laut Artikel 23.1 der FIA-Statuten an das Berufungsgericht der FIA mit der Anfrage übergeben, dass das Gericht sowohl Ferrari und McLaren und einen anderen Teilnehmer an der Meisterschaft anhört, der dies anfragt, um festzusetzen, ob die Entscheidung des Weltmotorsportrats angemessen war und, falls nicht, durch eine andere Entscheidung ersetzt wird, die gerecht sein könnte.

Hochachtungsvoll,
Max Mosley

In Kopie an Herrn Ron Dennis, Herrn Jean Todt