• 03.11.2008 19:02

  • von Roman Wittemeier

Dennis: Sportwagen statt Formel 1?

Ron Dennis stellt eine Veränderung seines Aufgabenbereiches in Aussicht: Formel 1 als Hobby, Sportwagen als Beruf?

(Motorsport-Total.com) - Schon kurz nach der Zieldurchfahrt von Lewis Hamilton in Interlagos stellten sich einige im Fahrerlager die Frage, ob Ron Dennis mit dem WM-Titel seines Ziehsohnes nun am Ziel seiner Träume angekommen sei. Schon vor einem Jahr hatte der McLaren-Mercedes-Teamchef angekündigt, die Amtsgeschäfte bald in die Hände von Martin Whitmarsh übergeben zu wollen. Nun scheint dieser Plan in die Realität umgesetzt zu werden. Zumindest stellte Dennis am Montag Veränderungen in Aussicht.

Titel-Bild zur News: Ron Dennis

Schlacht gewonnen: Ron Dennis hat sich Formel-1-Territorium zurückerobert

Er werde die Bühne nicht abrupt verlassen, aber er könne sich andere Aufgaben vorstellen, sagte der Brite im Rahmen einer Pressekonferenz: "Nichts von dem, was in den kommenden Monaten passieren wird, ist eine Konsequenz des gestrigen Tages. Ich habe immer noch einige Ambitionen. Man wird mich noch bei den Grands Prix sehen, weil ich das einfach viel zu gern mache. Man wird mich an der Boxenmauer bei den Rennen erleben."#w1#

Wie genau eine mögliche Übergabe der Aufgabe an Geschäftsführer Whitmarsh aussehen könnte, ließ Dennis offen. Ebenso wenig sprach der Teamchef seine neuen Aufgaben präzise an. "Ich werde mir in den kommenden Monaten intensiv über die Dinge Gedanken machen, die ich tue. Ich werde mich auch fragen, warum ich sie tue." Dass er sich genau jetzt diese Gedanken machen wolle, habe wenig mit dem erfolgreichen Ende der Saison 2008 zu tun. "Bitte interpretieren sie nicht zu viel da hinein."

Die McLaren-Gruppe werde sich in Zukunft breiter aufstellen und ein intensives Sportwagen-Programm auflegen, kündigte Dennis an: "Das wird schon bald eine öffentliche Bekanntmachung geben. Bei der aktuellen wirtschaftlichen Lage ist es schwierig, das nötige Kapital zusammen zu bekommen, aber das Programm ist schon sehr weit fortgeschritten und ich verfolge es mit der gleichen Leidenschaft wie das Formel-1-Programm."


Fotos: McLaren-Mercedes, Großer Preis von Brasilien


Auf allen Ebenen: Angriff auf Ferrari

"Meine Aufgaben werden teils erweitert, teils auch eingeschränkt. Ich bin der festen Überzeugung, dass sich ein Grand-Prix-Team auf mehrere Standbeine stellen muss. Nicht ohne Grund ist McLaren eine Unternehmensgruppe. Wir wollen genauso erfolgreich sein wie Ferrari. Das schafft man nicht, indem man allein Grand-Prix-Sport betreibt", machte der McLaren-Mercedes-Boss klar, wohin die Reise grob gehen soll.

"Wir wollen uns als Unternehmen breiter aufstellen und nicht nur Formel 1 machen, sondern auch Sportwagen herstellen. Wir wollen größer und besser sein als ein Grand-Prix-Team allein - es geht dabei auch ums Überleben. Wenn man sich die Geschichte anschaut, dann findet man viele Beispiele für Unternehmen, die mit einem Formel-1-Programm allein gescheitert sind. Man kann ein Team nicht unendlich aufrecht erhalten, sondern man muss sich verändern."

Die Aussagen von Dennis lassen erneut die Idee von einer Mehrheitsübernahme am Formel-1-Team seitens Mercedes-Benz aufkommen. Sollten die Stuttgarter ihre Anteile tatsächlich erhöhen, könnte Dennis das nötige Kapital für sein Sportwagen-Programm wohl zusammenbekommen. Vielleicht könnte sich der Brite eine Rolle vorstellen, wie sie Peter Sauber nach dem Verkauf an BMW eingenommen hat.