Dennis: "Kann einen positiven Beitrag leisten"
Ron Dennis beantwortete bei einer Teamveranstaltung die Fragen der Journalisten über seinen Verbleib als Teamchef und die Erwartungen für 2008
(Motorsport-Total.com) - Frage: "Ron, es gab in den vergangenen Wochen viele Spekulationen über Ihre Zukunft im Formel-1-Team und der McLaren-Gruppe. Was können Sie uns darüber erzählen, wie ist die Situation?"
Ron Dennis: "Nun, ich bin hier, das ist recht offensichtlich! Ich bin weiter in allen drei Positionen tätig. Ich denke, dass die Leute nicht ganz verstehen, dass diese drei Positionen ineinander greifen. Anders als das noch vor ein paar Jahren war, kann man die Position eines Teamchefs nicht mehr so klar definieren. Ich habe aber immer das Gefühl, dass ich einen positiven Beitrag zum Rennsport leisten kann und ich liebe ihn."

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Ron Dennis ist in Melbourne ein gefragter Mann, bei Fans und Journalisten
"Ich muss aber auch anerkennen, dass andere Leute in unserer Organisation enorm viel Arbeit geleistet haben. Ich habe schon beinahe die entspannteste Aufgabe in der Gruppe. Das ist das eine, aber mein anderer Job ist, viel zum Wachstum der Gruppe beizutragen. Darum geht es bei McLaren. Es geht darum, die Gruppe zu stärken, nicht nur darum, Rennen zu gewinnen."#w1#
Dennis: "Whitmarsh wird warten müssen"
Frage: "Wie sieht es für den Rest der Saison aus? Werden Sie das gesamte Jahr über Teamchef bleiben?"
Dennis: "Das ist der Plan. Ich mache als Teamchef weiter. Aber das ist nur der kleinste Teil meines Jobs - und ein Teil, den Martin Whitmarsh schon seit einiger Zeit übernehmen möchte. Aber er wird noch ein bisschen länger warten müssen. Aber ich werde es etwas anders angehen als bisher. Wir haben eine ganze Gruppe von Unternehmen und im Winter konzentriere ich mich auf diese anderen Aspekte der Gruppe. In diesem Jahr habe ich mich sehr darauf konzentriert, die Gruppe und ihre einzelnen Unternehmen zu positionieren."
"Martin hat - wie immer - in diesem Prozess sehr eng mit mir zusammengearbeitet. Und man muss sich nur seine Titel ansehen, um zu verstehen, wie bedeutend seine Aufgaben sind. Er ist COO der Gruppe, er ist CEO des Formel-1-Teams. Wir teilen uns die Arbeit seit vielen Jahren - und ich überlasse ihm jedes Jahr mehr. Jetzt hatte sich die Frage gestellt, ob es für ihn der richtige Moment ist, Teamchef zu werden. Wir haben darüber gesprochen und im Moment habe ich vor, alle drei Positionen zu behalten. Und man muss bedenken: Ich bin kein Angestellter."
Rückzugsgedanken waren da
"Es sind in den vergangenen Monaten viele Dinge passiert, die die Leute nicht richtig verstehen. Zu Beginn der vergangenen Saison habe ich ernsthaft in Erwägung gezogen, dass es die letzte Saison sein könnte, in der ich zu den Rennen komme, einfach, weil ich es schon lange gemacht hatte. Aber dann waren da andere Dinge, die mich nachdenklich gemacht haben. Ich hatte aber nicht das Gefühl, dass ich diese Gedanken mit irgend jemanden teilen sollte und verstehe nicht, warum eine so große öffentliche Sache daraus wurde."
"Diesen Prozess durchlaufe ich in jedem Jahr und aus irgendeinem Grund gab es diesmal mehr Publicity. Mein Ziel, meine Entschlossenheit und mein Fokus ist, McLaren als Marke zu stärken. Meine Entscheidung, zu bleiben wurde zu einer größeren Sache gemacht, als sie eigentlich ist. Ich bin nur ein Typ, der gerne im Rennsport ist und wenn ich nicht das Gefühl hätte, dass ich einen positiven Beitrag leisten kann, dann wäre ich nicht hier."
Blick nach vorn, nicht nach hinten
Frage: "Sind diese Spekulationen und der Ärger aus der vergangenen Saison nun abgehakt? Freuen Sie sich auf die neue Saison?"
Dennis: "Wir denken nicht mehr an die Vergangenheit, wir blicken in die Zukunft. Wir haben ein gutes Auto, die Jungs haben einen großartigen Job gemacht. Wir sind hier, um am australischen Grand Prix teilzunehmen und unsere gesamte Konzentration gilt diesem Rennen. Wir haben sehr viel getestet und sind hoffentlich in einer guten Ausgangsposition."
Frage: "Könnten Sie sich eine Zukunft ohne den Sport vorstellen?"
Dennis: "Wenn man über die Zukunft nachdenkt, denkt man nicht an ein Leben ohne dies oder ohne das. Es gibt einige Dinge, die ich unbedingt noch machen möchte, bevor ich sterbe. Manche dieser Dinge sind ein bisschen anstrengend, deshalb versuche ich fit zu bleiben, um noch ein paar Sachen genießen zu können."
Viel Lob für Kovalainen
Frage: "Sprechen wir über die Fahrerpaarung in diesem Jahr. Was ist anders?"
Dennis: "Heikki ist Finne und er hat finnisches Temperament. Er hat einen phänomenalen Ehrgeiz, er hat im und außerhalb des Autos unglaublich hart gearbeitet und er kann gut zuhören. Es war bei ihm wie bei vielen Piloten, die zu uns gekommen sind: Sie sind recht überrascht von dem, was sie vorfinden und wie viel Unterstützung sie bekommen, um sich verbessern zu können. Heikki hatte im vergangenen Jahr eine schwierige Saison und er musste das mental und körperlich hinter sich lassen. Was er in den vergangenen Monaten - auch mit der Hilfe des Teams - geleistet hat, ist wirklich bemerkenswert. Er hat Selbstvertrauen, er ist mental stark, seine Fitness wird von Tag zu Tag besser und nun stellt er sich der ersten Herausforderung - hier Rennen zu fahren."
"Wir müssen nur einfach abwarten, wie gut er sich in den ersten Rennen schlagen wird. Für uns geht es darum, den Druck von ihm fernzuhalten, nicht, ihn unter Druck zu setzen. In den Tests hat er einen großartigen Job gemacht, er hat eine tolle Einstellung, ein sehr gutes Verhältnis mit Lewis Hamilton. Deshalb sind wir optimistisch, dass es eine gute Saison sein wird. Dass die beiden so gut miteinander auskommen, ist ein Bonus. Es wird interessant sein zu sehen, ob ihre Freundschaft immer noch so eng ist, wenn sie sich gegenseitig schlagen. Aber sie haben tolle Persönlichkeiten und sie passen auch gut zu unseren Testfahrern Pedro de la Rosa und Gary Paffett. Wir haben in diesem Jahr eine tolle Truppe."
Frage: "Wird Ihnen Fernando Alonso überhaupt fehlen?"
Dennis: "Natürlich, denn Fernando ist einer der besten Piloten der Welt. Ich denke auch, dass wir ihm fehlen werden, denn wir haben ihm ein sehr konkurrenzfähiges Auto gegeben. Aber es lief einfach nicht so, wie beide Seiten sich das gewünscht hatten. Die Trennung ist so freundlich und problemlos über die Bühne gegangen, wie es unter diesen Umständen nur möglich war. Wenn ich zurückblicke, kann ich mit dem, was auf unserer Seite passiert ist, gut leben. Denn wir waren ein Team, wir waren ein Teil dieses Teams und niemand auf der Welt kann anzweifeln, dass wir beiden Fahrern starke Rennwagen zur Verfügung gestellt haben. Aber das gehört der Vergangenheit an, jetzt schauen wir nach vorn. Und die Zukunft heißt bei uns Heikki und Lewis."

