Dennis: Die Formel 1 muss menschlicher werden
McLaren-Teamchef Ron Dennis ist der Meinung, dass in stärkeren Charakteren der Piloten der Schlüssel für eine bessere Show zu suchen ist
(Motorsport-Total.com) - In der Formel 1 wird seit langem regelmäßig diskutiert, wie man die Show verbessern und den Zuschauern ein größeres Spektakel bieten kann. Vielfach enden diese Debatten jedoch in technischen Feinheiten, die laut McLaren-Mercedes-Teamchef Ron Dennis großteils an der eigentlichen Problematik vorbei gehen. Der selbst im Formel-1-Fahrerlager als relativ nüchterner Zeitgenosse geltende Brite ist der Meinung, dass die Formel 1 vor allem Menschlicher werden und die Piloten in den Mittelpunkt rücken müsse.

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Ron Dennis macht sich Gedanken über eine Verbesserung der Formel 1
"Als Motorsportenthusiasten tendieren wir immer dazu, dass wir über die alte Leier 'sollen wir das Qualifying und das Rennen besser machen, indem wir Überholmanöver erleichtern' sprechen, wenn wir über uns über eine bessere Show unterhalten", beklagt Dennis gegenüber 'autosport.com' "Ich denke, dass ist nicht das, worauf wir unsere Anstrengungen konzentrieren sollten. Wir müssen mehr Persönlichkeit in diesem Sport erzeugen", schlägt der Brite einen anderen Ansatz vor.#w1#
Fahrer sind zu langweilig
Er habe selbst erlebt, wie die Formel 1 süchtig machen könne, "und der Grund ist, weil man oberflächlich Spaß daran haben kann. Aber umso tiefer man darin eindringt, desto faszinierender wird alles". Daher müsse man sicherstellen, dass die Faszination erhalten bleibt, indem man mehr und unterschiedlichere Interessen ansprechen müsse. Die sei jedoch nur dann möglich, wenn die Fahrer wieder stärkere Persönlichkeiten seien, die auch abseits der Rennstrecken Interesse auf sich ziehen.
Als eine Aktion hierzu schlägt Dennis statt Pressekonferenzen mit langweiligen und sich oftmals wiederholenden Fragen eine humorvollere Fernsehveranstaltung vor, mit der man die menschliche Seite der Piloten herausstreichen sollte: "Man wäre überrascht, wie viele Leute, die sich die Grand-Prix-Rennen ansehen, die Namen der Fahrer keinen Gesichtern zuordnen können. Wir haben keine Charaktere. Die Leute sind still, ruhig, und so weiter", bringt Dennis das Dilemma auf den Punkt.
Mystik der Piloten sollte genutzt werden
"Aber es gibt Dinge, wie man die Fahrer aus ihren Schneckenhäusern herausholen kann, vielleicht mit ein bisschen Humor", schlägt der 58-Jährige vor. Er wolle damit nicht den Wert der Formel 1 mindern, jedoch müsse man darüber nachdenken, wie man die Zuschauer mehr an den Charakteren interessieren könnte.
Allerdings wolle er dies nicht um jeden Preis erreichen, gewisse Grenzen müsse man einhalten und als Chancen nutzen: "Man muss es humanisieren, aber es muss immer noch eine gewisse Mystik bleiben", die die Fahrer beispielsweise als moderne Gladiatoren inszeniere. Schließlich spiele das Risiko eines tödlichen Unfalls im Motorsport trotz aller Sicherheit schon immer eine gewisse Rolle, was im Vergleich zu anderen Sportarten wie Fußball einzigartig sei.
"Motorsport spielt mit der Mystik des Helmvisiers, der Mystik des verborgenen Gesichts, aber man muss das in ein Gleichgewicht bringen", merkt Dennis an. Schließlich dürfe es nicht passieren, dass durch ein Abnehmen des gewohnten Helmes eine Illusion zerstört wird, meint der Brite bildlich. "Wir müssen vorsichtig sein, dass diese Mystik gewahrt bleibt", meint er abschließend.

