Delta-2-Bilanz: Umsatzsteigerung und Concorde-Bonus
Die wichtige Formel-1-Holding Delta 2 legt ihre Bilanz offen: Umsatzsteigerung um sechs Prozent und 147 Millionen Euro Concorde-Bonus für die Teams geplant
(Motorsport-Total.com) - Eine der wichtigsten Holdings innerhalb des Formel-1-Imperiums hat für das am 31. Dezember 2011 beendete Geschäftsjahr eine Umsatzsteigerung um sechs Prozent bekannt gegeben. Die in Luxemburg ansässige Firma Delta 2 bezieht Gelder aus den Gebühren für TV-Rechte und Grand-Prix-Veranstalter und erzielte dank der Preisgleitklauseln in vielen Verträgen einen neuen Umsatzrekord von 1,2 Milliarden US-Dollar (umgerechnet 978 Millionen Euro).

© xpbimages.com
Schlauer Fuchs: Bernie Ecclestone zahlt nur vier statt 25 Prozent Steuern
Laut Branchenmonitor 'Formula Money' beträgt die Veranstaltergebühr pro Grand Prix durchschnittlich 27 Millionen Dollar (22 Millionen Euro), doch dieser Betrag steigt jedes Jahr um zehn Prozent. Laut den eingereichten Bilanzdokumenten geht das Umsatzplus auf "vertragliche Steigerungen in TV- und Veranstalterverträgen, gute Lizenzgebühren durch Computerspiele und starke Ergebnisse durch geringere Fracht- und Reisekosten" zurück.
Die Firmen, die für die beiden anderen Hauptbereiche des Formel-1-Geschäfts zuständig sind, nämlich Bandenwerbung an der Rennstrecke und Corporate Hospitality, sind in Jersey ansässig und lassen demzufolge keine öffentlich zugänglichen Bilanzen registrieren. Dem Vernehmen nach generieren sie rund 300 Millionen Dollar (244 Millionen Euro), was den Gesamtumsatz der Formel 1 im Vorjahr auf 1,5 Milliarden Dollar (1,2 Milliarden Euro) festsetzt.
Börsengang auf Ende 2012 verschoben
Die Formel 1 wird von der Investmentgesellschaft CVC Capital Partners kontrolliert, die den geplanten Börsengang in Singapur aufgrund des unsicheren Umfeldes auf dem weltweiten Aktienmarkt auf einen späteren Zeitpunkt in diesem Jahr verschoben hat. Goldman Sachs, Morgan Stanley und UBS verwalten den Börsengang, durch den die Formel 1 mit zehn Milliarden Dollar (8,1 Milliarden Euro) bewertet werden soll. Das entspricht rund dem 20-fachen des Gewinns.
Der größte Kostenpunkt ist eine Ausschüttung von 50 Prozent des Gewinns als Preisgeld an die besten zehn der zwölf Teams. Durch den gestiegenen Gewinn wurden im vergangenen Jahr zusätzliche 39 Millionen Dollar ausgeschüttet, insgesamt 698 Millionen Dollar (569 Millionen Euro). In den vergangenen fünf Jahren hat sich das Preisgeld für die Teams auf diese Weise fast verdreifacht.
Die Betriebskosten der Formel 1 stiegen 2011 ebenfalls an, weil die Kameras aufgerüstet werden mussten, um erstmals in HD ausstrahlen zu können. Dadurch wuchsen die Betriebskosten auf 180 Millionen Dollar (147 Millionen Euro) an. Der operative Gewinn lag bei 108,5 Millionen Dollar (88,4 Millionen Euro). Dann wurden 913 Millionen Dollar (744 Millionen Euro) an bargeldlosen Zinsen auf zwischenbetriebliche Firmendarlehen in der Höhe von 3,1 Milliarden Dollar (2,5 Milliarden Euro) zurückgezahlt - ein komplexes, aber völlig legitimes Vorgehen, um Steuern zu umgehen.
Nur vier statt 25 Prozent Steuern
Auf diese Weise bezahlt die Formel 1 nur rund vier Prozent Steuern, obwohl 14 der 30 Firmen des Imperiums in Großbritannien ansässig sind, wo die betrieblichen Steuern normalerweise bei 25 Prozent liegen. Delta 2 schreibt aufgrund dieses Vorgehens einen Nettoverlust in der Höhe von 731 Millionen Dollar (596 Millionen Euro), aber ohne die Zinsen auf die zwischenbetrieblichen Firmendarlehen lag der Gewinn bei 412 Millionen Dollar (336 Millionen Euro) - ein Plus von zehn Prozent gegenüber dem Vorjahr.
Die Formel 1 zahlte 2011 159,6 Millionen Dollar (130 Millionen Euro) an Krediten zurück, die CVC 2006 aufgenommen hatte, um den Sport übernehmen zu können. Am Jahresende waren noch Rückstände in der Höhe von 1,6 Milliarden Dollar (1,3 Milliarden Euro) offen. Unterm Strich blieb ein Bargeld-Überschuss von 188,3 Millionen Dollar (153,4 Millionen Euro), der das Gesamtkapital auf dringend benötigte 507,8 Millionen Dollar (413,7 Millionen Euro) anwachsen lässt.
Demnächst sollen 180 Millionen Dollar (147 Millionen Euro) an die Teams ausgeschüttet werden, als Anreiz, das Concorde-Agreement zu unterschreiben, also jenen Grundlagenvertrag, der sie an die Formel 1 bindet. Das Concorde-Agreement läuft am Jahresende aus und wurde bisher nicht verlängert. In den Bilanzdokumenten steht, dass das Formel-1-Management zuversichtlich sei, alle Teams für die Zeit nach 2012 zu einer verbindlichen Unterschrift bewegen zu können. Die Zeit wird zeigen, ob das gelingt oder nicht.

