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  • 31.08.2012 11:24

  • von Felix Matthey

Davidson: "Eau Rouge ist nicht mehr das, was es mal war"

Spa ist laut Anthony Davidson weiterhin ein Highlight im Rennkalender - die berühmte Eau Rouge sei jedoch nicht mehr so anspruchsvoll wie früher

(Motorsport-Total.com) - Wenn Fahrer und Fans an die Strecke von Spa-Francorchamps denken dann denken sie vor allem an eine Kurve.: Eau Rouge. Die Senke, die auf die langsame La-Source-Haarnadel und die kurze Bergab-Gerade folgt, wird mit den modernen Formel-1-Autos mit Vollgas durchfahren, mit über 300 km/h. Die Fahrer werden in ihren Autos praktisch den Berg hochgeschossen, sehen zwischenzeitlich nichts anderes mehr als den blauen, bzw. grauen Himmel, und rasen anschließend weiter über die Kemmel-Gerade.

Titel-Bild zur News: Anthony Davidson

Anthony Davidson fuhr zuletzt 2007 für Super Aguri in Spa Zoom

Doch die Eau Rouge ist nicht das einzige Highlight in Spa: Der Kurs ist eine wahre Aneinandereihung von schnellen und anspruchsvollen Kurven, darunter die berühmte Blanchimont-Kurve, die schnellste Kurve im Formel-1-Kalender, beinhaltet allerdings auch langsame Passagen, wie die Bus-Stop-Schikane oder die genannte Haarnadelkurve La Source.

"Spa ist eine Strecke, die die meisten Piloten lieben und ich würde sagen, dass sie eine der Lieblingsstrecken der Fahrer ist, wenn nicht sogar die Lieblingsstrecke schlechthin", erklärt Anthony Davidson, Ex-Formel-1-Pilot bei Minardi, BAR und Super Aguri gegenüber dem britischen Fernsehsender 'Sky Sports', für den er als Experte tätig ist.

"Der Grund dafür ist, dass die Strecke sehr viel Charakter hat, sie ist schnell und sehr flüssig zu fahren", fährt Davidson fort. "Sie hat einfach ein bisschen von allem, von engen Kurven bis hin zu Hochgeschwindigkeitskurven und Schikanen und schlängelt sich dabei durch die Wälder der Ardennen."

Spa bleibt eine Herausforderung

Viele der aktuellen Formel-1-Rennstrecken verfügen mittlerweile über große Auslaufzonen und haben in den Augen vieler Fahrer und Fans dadurch an Reiz verloren. Auch in Spa wurden in den vergangenen Jahren die Auslaufzonen an heutige Standards angepasst. So wurden unter anderem die Kiesbetten an dem Bergauf-Stück nach Eau Rouge zugunsten der Sicherheit durch Asphalt ersetzt.

Trotz alle dem sei Spa aber nach wie vor noch eine Herausforderung für die Fahrer und erfordere vor allem sehr viel technische Fähigkeiten, wie Davidson erklärt: "Sie ist technisch sehr anspruchsvoll. Man muss wirklich mitdenken und überlegen, wie man die Runde am besten fährt."

David Coulthard

Eau Rouge ist die berühmteste Passage der Formel 1 Zoom

Es sei laut Davidson besonders schwierig, angesichts der Länge des Kurses - eine Runde ist rund sieben Kilometer lang - eine perfekte Runde hinzukriegen. Selbst wenn man den Eindruck hätte, eine perfekte Runde gefahren zu haben, gäbe es immer noch zahlreiche Passagen, in denen man hätte schneller sein können.

In Pouhon trennt sich die Spreu vom Weizen

Was den Mut angeht, liege Spa hinter Monte-Carlo, wo man in den Augen des 33-Jährigen mehr Überwindung benötige als auf der schnellen, jedoch deutlich weitläufigeren Strecke in den Ardennen. Man müsse sich in Spa allerdings deutlich mehr Gedanken über den Kurs machen, um eine schnelle Runde zu fahren.

Davidson, der zuletzt 2007 für Super Aguri in Spa fuhr, ist übrigens nicht der Ansicht, dass Eau Rouge die aktuell anspruchsvollste Kurve der Strecke ist, denn: "Heutzutage ist sie nicht mehr das was sie mal war, weil die Formel-1-Autos sie praktisch überflügelt haben." Es sei heute kein Problem mehr, sie mit Vollgas zu durchfahren, anders als vor zehn Jahren, als man mit den Autos teilweise noch in Schwierigkeiten kam, wenn man das Gaspedal durchgedrückt ließ.

"Eine der besten Kurven ist heutzutage Pouhon." Anthony Davidson

"Eine der besten Kurven ist heutzutage Pouhon", erklärt Davidson. Die Linkskurve durchfahre man nämlich im sechsten Gang mit über 250 km/h, nachdem man sie zuvor kurz angebremst habe. "Ich würde sagen, dass dies die Kurve ist, die die Autos heute an ihre absoluten Grenzen treibt und die wirklich zeigt, welches Auto gut und welches schlecht ist", schildert Davidson seine Ansichten.

Fans halten Eau Rouge für das Highlight

Die Leser von 'Motorsport-Total.com' sehen laut einer Umfrage mit insgesamt 2.994 Stimmen übrigens nach wie vor Eau Rouge als die beste Kurve auf den neun verbliebenen Kursen im diesjährigen Kalender an, die durchaus einige Highlights zu bieten haben: 73,78 Prozent stimmten bei der Frage, auf welche Kurve sie sich in dieser Saison am meisten freuten, für Eau Rouge ab, während sich 10,32 Prozent für die ultraschnelle 130R in Suzuka aussprachen.

Für das deutlich langsamere Senna-S nach Start und Ziel in Sao Paulo stimmten nur 6,98 Prozent, für die Parabolica in Monza 5,14 Prozent, für eine andere Kurve 1,90 Prozent und für den Singapore Sling in Singapur 1,87 Prozent.