• 09.03.2003 16:44

David Coulthard endlich die Nummer eins

Seit sechs Jahren führt David Coulthard zum ersten Mal wieder eine WM-Wertung an und erntet sogar Lob von Michael Schumacher

(Motorsport-Total.com/sid) - Sechs Jahre musste David Coulthard auf diesen Moment warten: Der Schotte als Nummer eins der Formel 1. Nach dem Triumph bei der Premiere der neuen Silberpfeile 1997 ebenfalls in Melbourne führte der McLaren-Mercedes-Pilot zum letzten Mal allein eine WM-Wertung in der Königsklasse an. Umso mehr genoss der 32-Jährige am Sonntag die Siegerehrung und die zahlreichen Glückwünsche nach seinem insgesamt 13. GP-Sieg.

Titel-Bild zur News: Simone und David

Simone gratuliert ihrem David zum Auftaktsieg in Melbourne

"Es gibt keinen besseren Weg, in eine Meisterschaft zu starten", sagte Coulthard, nachdem er von Startplatz elf zum Sieg gefahren war. Als die Konkurrenten Michael Schumacher (Ferrari), Juan-Pablo Montoya (BMW-Williams) und Teamkollege Kimi Räikkönen strauchelten, war der Schotte zur Stelle.

"Mit Glück allein geht das nicht. Man muss auch schnell sein", sagte Mercedes-Sportchef Norbert Haug: "David ist ein solides Rennen gefahren." Selbst Konkurrent Schumacher, in der Vergangenheit nicht immer ein Freund von "DC" (Regen-Crash in Spa 1998), lobte: "Ich habe immer gesagt, dass er ein guter Fahrer ist. Das hat er heute bewiesen."

Noch in den Tagen vor dem Saisonauftakt in Australien hatte Coulthard, der in den vergangenen Jahren bei seinem Griff nach dem WM-Titel regelmäßig an der Technik, am ehemaligen Teamkollegen Mika Häkkinen und vor allem an Schumacher gescheitert war, tiefgestapelt. "Wir kämpfen alle nur um den zweiten Platz", hatte er in Melbourne erklärt und Ferrari zum Favoriten gestempelt, ohne allerdings seine Angriffslust zu verlieren.

"Wie ich schon vorher gesagt habe: Wenn man Ferrari unter Druck setzt, machen auch sie Fehler", meinte der Silberpfeil-Pilot. Trotz des Sieges in Melbourne sieht er sein Team nicht auf einer Höhe mit der Scuderia. "Heute waren die Umstände außergewöhnlich. Von unserem Speed her sind wir auf einer Höhe mit Williams, Ferrari ist noch ein bisschen vor uns", sagt Coulthard.

Der Vize-Weltmeister von 2001 setzt auf den neuen Silberpfeil MP4-18, der noch in der Entwicklung ist und erst in Europa erstmals eingesetzt werden soll: "Ich erwarte viel von dem neuen Auto, wenn es im fünften oder sechsten Rennen kommt. Ich hoffe, dass wir dann Ferrari einholen können."

Aber auch mit dem aktuellen Boliden, der im Winter stark verbessert wurde, sieht er noch Verbesserungspotenzial - bei den Fahrern. "Wir konzentrieren uns jetzt ganz darauf, die neuen Regeln zu lernen, um sicher zu stellen, dass wir beim nächsten Mal auch die Qualifikation richtig hinbekommen", meinte Coulthard, der am Samstag im neuen Einzelzeitfahren nur Platz 11 belegte hatte. Teamkollege Räikkönen stand sogar nur auf Rang 15.

Deshalb mussten die Silbernen taktisch auch etwas riskieren. Als vor dem Start die Strecke schneller abtrocknete als gedacht, wechselte Räikkönen nach der Einführungsrunde auf Trockenreifen und startete aus der Boxengasse. "Ich hatte auch daran gedacht, wollte dann aber erst die ersten Runden abwarten. Das hat ein bisschen Zeit gekostet", gab Coulthard zu: "Aber die Safety-Car-Phasen gaben mir die Chance, mehr zu tanken. Dadurch konnte ich am Ende länger draußen bleiben."

Der Erfolg in Melbourne war für den Schotten, der 2000 einen Flugzeugabsturz überlebt hatte, auch team-intern enorm wichtig. Nachdem er früher meist im Schatten von Mika Häkkinen stand, der zweimal Weltmeister wurde, schien ihm gegen Ende der letzten Saison auch der junge und freche Finne Räikkönen den Rang abzulaufen. Das Trainingsduell 2002 hatte Räikkönen schon für sich entschieden, im Rennen aber ist Coulthard immer noch die Messlatte.