Das Weihnachtsprogramm der Fahrer: Training statt Besinnlichkeit

Ex-F1-Pilot Christian Klien weiß, warum Training gerade über die Feiertage sehr wichtig ist und welcher Bereich jedem Fahrer nach dem Winter besonders zu schaffen macht

(Motorsport-Total.com) - Es ist Weihnachten und die friedliche, besinnliche Zeit bricht auch in der Formel 1 an. Doch ganz zur Ruhe kommen die Fahrer auch über die Feiertage nicht. Auch wenn sicherlich die ein oder andere freie Stunde mit der Familie eingeplant ist: Ein Großteil der Zeit besteht aus hartem Training, wie Ex-Fahrer Christian Klien aus eigener Erfahrung weiß.

Titel-Bild zur News: Christian Klien und Daniel Devigili

Training mit Christian Klien: Der Hals benötigt immer besondere Aufmerksamkeit

Zeit für ein paar Weihnachtsaktivitäten gibt es dennoch: "Die Saison ist vorbei und die Fahrer sind alle verschwunden. Um diese Zeit finden viele Weihnachtspartys und andere Events statt, die die Fahrer an den meisten Wochenenden beschäftigen. Dennoch ist gerade diese Zeit sehr wichtig für die Fitness", so Klien.

"Zwischen Brasilien und den ersten Testfahrten arbeiten die Fahrer hart, um fit für 2013 zu werden", schreibt der Österreicher in einem Gastbeitrag auf dem Internetportal 'Pitpass'. "Da der Zeitplan so eng gestrickt ist, ist es während der Saison schwierig, seine Fitness zu verbessern. Deswegen ist die Arbeit, die die Fahrer jetzt erledigen können, sehr wichtig. Sie werden Radfahren, Wandern, Schwimmen und viel Ausdauertraining machen, damit sie den Strapazen eines zweistündigen Monaco-Grand-Prix gewachsen sind."

Problemzone Hals: Klien schaffte beim ersten Test nur acht Runden

Eine Stelle des Körpers sei laut Klien dabei von ganz entscheidender Bedeutung: der Hals. "Da werden sie den Großteil der Arbeit hineinstecken. Der Hals besteht aus vielen kleinen Muskeln, das macht es schwierig, Kraft aufzubauen und auch zu behalten. Deswegen braucht dieser Bereich besondere Aufmerksamkeit."

An seine Probleme bei der ersten Ausfahrt mit einem Formel-1-Boliden kann sich der 29-Jährige noch gut erinnern: "Ich konnte wegen der Belastung nur acht Runden am Stück absolvieren. Zu der Zeit fuhr ich Formel 3, also war ich eigentlich ziemlich fit. Aber die Formel 1 ist noch einmal eine wahnsinnige Zusatzbelastung für den Nacken."

Auch der Geist muss wieder auf Touren kommen

Auch den heutigen Formel-1-Piloten ergeht es dabei nicht anders, erzählt Klien. Auch deren Nacken würde bei den ersten Ausfahrten 2013 schmerzen, egal wie viel sie vorher trainiert haben. "Aber das wird ziemlich schnell besser, wenn sie einmal in Fahrt kommen."

Christian Klien vor David Coulthard

Klien fuhr insgesamt 49 Formel-1-Rennen für Jaguar, Red Bull und HRT Zoom

Neben der körperlichen Fitness gilt es über Weihnachten auch die geistige Fitness zu erhalten. Nach einer langen Saison sind die Fahrer ziemlich ausgelaugt und müssen ihre Akkus wieder neu aufladen, um perfekt motiviert in das neue Jahr starten zu können. Doch nach einer so langen Pause ohne Rennfahren gilt es, sich auch mental erst wieder auf Touren zu bringen.

"Die ersten paar Runden nach der Winterpause sind immer interessant", sagt Klien. "Es kann einige Zeit dauern, bis ein Fahrer geistig wieder komplett auf Rennfahren am Limit getrimmt ist. Er kann die eine Kurve in seinem Kopf gerade erst verlassen, da fährt er schon auf die nächste zu! Das ist auch der Grund, warum so viele Fahrer Zeit im Simulator verbringen: einfach um mental fit zu bleiben."