Werde jetzt Teil der großen Community von Motorsport-Total.com auf Facebook, diskutiere mit tausenden Fans über den Motorsport und bleibe auf dem Laufenden!
Das große Titelinterview mit Lewis Hamilton
Die ersten Reaktionen des Weltmeisters: Vom dramatischen Finish gegen Vettel und Glock, von Ron Dennis, Ayrton Senna und Gottes Beistand
(Motorsport-Total.com) - Als Lewis Hamilton seinen Silberpfeil im Parc Fermé abstellte und von den Fotografen belagert wurde, wollte er eigentlich nur zu seinem Team. Doch die Technik spielte ihm einen Streich, denn das Lenkrad ließ sich nicht wieder montieren. Hamilton wollte abhauen, ein FIA-Mann hielt ihn aber davon ab. Erst als das Lenkrad endlich saß, stürmte der Weltmeister zu seinen Jungs.

© xpb.cc
Ein Herz und eine Seele: Lewis Hamilton mit seinem Vater Anthony
Während der tragische Held Felipe Massa gerade zur brasilianischen Nationalhymne seine Tränen verdrückte, zog sich Hamilton zurück: Küsschen für Freundin Nicole Scherzinger, dann in einen ruhigen Raum zu Vater Anthony. Umarmungen. In den Armen seines Vaters kommen auch dem 23-Jährigen die ersten Freudentränen. Alles läuft noch einmal wie ein Film ab. Das Märchen ist perfekt: Ein Jahr nach der Niederlage von 2007 ist Hamilton Champion.#w1#
Draußen wartete natürlich längst die Reportermeute, die von den McLaren-PR-Leuten immer wieder zu Disziplin gemahnt werden musste. Dann trat endlich der Star des Tages vor die Mikrofone, mit dem Vater an seiner Seite. Glücklich, mit einem breiten Grinsen im Gesicht, ein bisschen gerührt, aber doch sehr gefasst beantwortete er die Fragen der internationalen Medienvertreter. Wir haben Hamiltons erste Reaktionen für Sie mitgeschnitten.
Dank an die Familie
Frage: "Lewis, wie ist es, Formel-1-Weltmeister zu sein?"
Lewis Hamilton: "Es ist unmöglich, das in Worte zu fassen - ich bin immer noch sprachlos. Meine ganze Familie ist hier, mein Vater ist hier. Es war so eine lange Reise mit so großer Unterstützung von den Leuten zu Hause. Mein Team hat das ganze Jahr einen fantastischen Job gemacht und wir haben viele Opfer gebracht, daher bin ich unheimlich aufgeregt, dass ich dieses Ziel für uns alle erreicht habe."
Frage: "Wie angespannt waren die letzten Runden und vor allem die letzten Kurven im Auto?"
Hamilton: "Bevor es zu regnen begann, war ich in einer komfortablen Position. Meine Reifen waren ein bisschen abgenutzt, also hatte ich Schwierigkeiten, die Pace zu halten, aber ich konnte vor Vettel bleiben. Dann begann es zu regnen und ich wollte keine Risiken eingehen. Er überholte mich und mir wurde gesagt, dass ich vor ihm sein muss. Ich konnte es nicht glauben! In der letzten Kurve überholte ich Timo Glock. Ich sage euch, das war erstaunlich! Ich kann mich nur bei Gott bedanken. Er ist mir das ganze Jahr beigestanden, wie er das immer tut."
Frage: "Hat dich das Team darüber informiert, dass Glock langsamer wurde?"
Hamilton: "Kurz bevor ich zu ihm aufschloss, haben sie mir gesagt, dass ich ihn überholen muss. Ich habe alles gegeben, um Vettel zu schnappen, aber er war genauso schnell wie ich, wenn nicht sogar um einen Tick schneller. Es war eines der schwierigsten Rennen meiner Karriere, wenn nicht sogar das schwierigste überhaupt."
Im Senna-S: "Du bist Weltmeister!"
Frage: "Wie war das Gefühl, als du über die Ziellinie fuhrst und wusstest, dass du Weltmeister bist?"
Hamilton: "Ich habe es nicht gewusst! Ich habe geschrieen: 'Habe ich es, habe ich es?' In Kurve eins kam das Team dann am Funk. Da war ich aus dem Häuschen!"
Frage: "Jetzt hast du das Vertrauen zurückgezahlt, das McLaren in dich gesetzt hat, als du noch sehr jung warst..."
Hamilton: "Ein Traum!"
Frage: "Du hast Geschichte geschrieben. Ist dir schon klar, was du da erreicht hast?"
Hamilton: "Ich glaube nicht, dass es schon eingesunken ist. Ich hatte das intensivste Rennen meines Lebens, mein Herz rast noch immer. Ich bin so dankbar für die Chance, die mir das Team gegeben hat. Riesiger Respekt vor McLaren und Mercedes-Benz, die mir diese wundervolle Gelegenheit eröffnet haben, und auch vor meiner Familie, die hierher gekommen ist und mich unterstützt hat, und natürlich auch vor all den Leuten zu Hause. Ohne sie wäre ich heute nicht hier."
Frage: "Von außen konnte man die letzten Runden fast nicht anschauen. Wie war es für dich im Auto?"
Hamilton: "Mein Herz wäre beinahe explodiert! Ich habe keine Ahnung, wie ich meine Fassung bewahrt habe. Ich hatte großes Glück, vor allem in der letzten Runde. Es ist ein Traum."
Party mit Familie und Team
Frage: "Wie wirst du deine erste Weltmeisterschaft feiern?"
Hamilton: "Ich werde mit meiner Familie feiern. Wir werden mit dem Team eine Party feiern, das ist klar. Genau wie im letzten Jahr, nur größer!"

© xpb.cc
Die letzten Meter in Richtung Team musste Lewis Hamilton zu Fuß gehen Zoom
Frage: "Du bist Formel-1-Weltmeister. Was geht dir durch den Kopf?"
Hamilton: "Ich habe Schwierigkeiten, etwas zu sagen. Ich bin so dankbar und so stolz auf das Team, das mir diese Gelegenheit gegeben hat, und ich bin dankbar, dass ich ihnen heute diesen Gefallen zurückgeben konnte. Es war ein hartes Rennen, das härteste Rennen meines Lebens. Ich hatte ein Problem mit den Reifen, die begannen zu grainen. Ich konnte nichts tun, hielt nur noch das Auto auf der Strecke. Ich versuchte mit dem Messer zwischen den Zähnen, noch an Vettel vorbeizugehen, aber zum Glück gab es noch die Gelegenheit mit Glock. Genau das brauchte ich. Wir kamen, wir sahen und wir taten genau das, was notwendig war."
Frage: "Wie hoch war dein Puls im Auto?"
Hamilton: "Ich dachte, mein Herz würde explodieren. Ich glaube, da ging es allen gleich. Keine Ahnung, was los gewesen wäre, wenn ich es in der letzten Runde verloren hätte. Meine Reifen waren am Ende, ich hatte viel Benzin an Bord. Felipe Massa hat heute einen fantastischen Job gemacht. Ich möchte ihm gratulieren - er war das ganze Jahr ein harter Gegner. Aber es ist toll, ganz oben zu stehen."
Frage: "Was ging dir durch den Kopf, als dich Vettel am Ende überholt hat?"
Hamilton: "Ich weiß nicht, was passiert ist. Meine Reifen grainten und es trug mich ein bisschen nach außen. Ich konnte nichts tun. Ich habe mich nicht verbremst oder so."
Probleme mit den Reifen
Frage: "Dabei hättest du im Regen eigentlich schnell sein müssen..."
Hamilton: "Ich weiß nicht, ob ich die Reifen am Anfang zu hart rangenommen habe, aber das Auto wurde während des Rennens immer schwächer und schwächer. Ich habe nur versucht, es nach Hause zu bringen."
Frage: "Hast du Glock vor dir gesehen? Wusstest du, dass er vor dir war?"
Hamilton: "Mir wurde gesagt, dass er vor mir war. Ich wusste nicht wie weit, aber ich wusste, er war auf Slicks. Ich habe gebetet, dass ich nahe an ihn herankommen würde. Ich habe einige Autos überholt, aber der Toyota war nicht dabei. Als ich ihn am Ausgang von Kurve zehn sah, konnte ich es nicht fassen! Er war vor mir und ich war nicht nahe genug dran, aber dann setzte ich mich innen neben ihn."
Frage: "Warst du in der letzten Runde ruhig am Funk oder hast du etwas gesagt?"
Hamilton: "Ich war die ganze Zeit ruhig. 90 Prozent des Rennens hatte ich unter Kontrolle, aber die letzten zehn waren die schwierigsten."
Frage: "Kannst du deine Emotionen beschreiben, sie in Worte fassen?"
Hamilton: "Nein, das kann ich nicht. Es ist sehr emotional. Ich habe geweint. Mein Herz rast immer noch - und es geht wohl allen so. Ich bin stolz auf das Team und auf meine Familie."
Größter Triumph in Sennas Heimat
Frage: "Ist es etwas Besonderes, die Weltmeisterschaft hier in Brasilien zu gewinnen?"
Hamilton: "Oh ja! Auf Sennas Heimatstrecke. Das ist etwas Besonderes. Das Publikum war heute erstaunlich."
Frage: "Wie schwierig ist es für einen Siegertypen wie dich, auf einen fünften Platz zu fahren?"
Hamilton: "Ich habe von Anfang an nur versucht, meine Position zu halten. Ich habe niemanden attackiert, nur auf mein Auto geachtet. Es war großartig, nicht auf einen zweiten Platz pushen zu müssen, denn so hatte ich eine wirklich gute Position. Aber dann wurde es immer schwieriger. Es war eine Riesenherausforderung."
Frage: "Als du noch ein kleiner Junge warst und Ron Dennis kennen gelernt hast, hat er gesagt, du sollst ihn in neun Jahren wieder anrufen. Wie klingen diese Worte heute für dich?"
Hamilton: "Es klingt immer noch süß (lacht; Anm. d. Red.)! Aber ich bin jetzt in dem Auto, das ich mir damals gewünscht habe."
Frage: "Jetzt bist du es, der McLaren wieder den Titel bringt..."
Hamilton: "Es ist eine tolle Geschichte, denn Ron hat mir vor Jahren diese Chance gegeben. Er hatte die Weitsicht, mich ins Spiel zu bringen und mich zum WM-Titel zu führen. Ich habe die Chance mit beiden Händen gepackt - und heute habe ich es ihm zurückgezahlt! Ich bin sehr glücklich."

