• 21.08.2005 18:40

Das große Siegerinterview mit Kimi Räikkönen

Trotz eines verpatzten Starts und Schwierigkeiten beim Überrunden gewann Räikkönen in Istanbul: "Zwei Punkte sind besser als nichts..."

(Motorsport-Total.com) - Frage: "Kimi, das war dein dritter Start-Ziel-Sieg, aber am Start musstest du die Führung einmal kurz an Giancarlo Fisichella abgeben. Was war da los?"
Kimi Räikkönen: "Ja, ich hatte nicht den besten Start, hatte durchdrehende Räder. Dadurch kam Fisichella vorbei und Alonso neben mich, aber ich war schneller. In Kurve neun machte Fisichella dann einen Fehler, er kam von der Linie ab, und da konnte ich ihn mir greifen. Ansonsten hätte ich ihn wahrscheinlich nicht überholen können, denn sie hatten den besseren Topspeed auf den Geraden, aber durch den Fehler in Kurve neun kam ich in Kurve 13 neben ihn - und ab der Hälfte der Bremszone hatte ich dann das bessere Ende für mich."

Titel-Bild zur News: Norbert Haug mit Kimi Räikkönen

Erste Gratulation vom Chef: Sieger Kimi Räikkönen feiert mit Norbert Haug

Frage: "Du musstest aggressiv sein und auf den Sieg losgehen, nicht wahr?"
Räikkönen: "Ja. Ich war zuversichtlich, denselben Speed und trotzdem genug Benzin im Auto zu haben, aber man weiß ja nie - also muss man es schon probieren, wenn sich einem die Möglichkeit zu einem Überholmanöver bietet. Da muss man dem Gefühl vertrauen, was sich am Ende für mich bezahlt gemacht hat."#w1#

Räikkönen vom eigenen Speed sehr überrascht

Frage: "Fernando Alonso konnte anfangs gut mit dir mithalten. War deinem Team klar, dass er früher zum Tanken kommen würde?"
Räikkönen: "Wir dachten, dass er ähnlich schwer wie ich sein würde, aber im Nachhinein können wir jetzt sagen, dass wir das ganze Wochenende über unglaublich schnell waren. Wir waren ihnen vom Speed her überlegen, aber die einzige Stelle, wo sie Vorteile hatten, war am Ende der Gegengeraden. Zum Glück war ich schnell weit genug vor ihnen, um dort nicht in Bedrängnis zu kommen. Ich dachte dann, dass es schon gut gehen wird, und habe einfach auf die Boxenstopps gewartet. Zum Glück konnten wir viel länger draußen bleiben, es hat also gereicht."

Frage: "Es war ein fast perfektes Rennen, nicht wahr?"
Räikkönen: "Ja, es war nicht allzu schwierig. In der ersten Runde gab es einiges an Action, aber danach war es ziemlich problemlos. Ich habe attackiert, bis ich wusste, dass nichts mehr anbrennen kann, und dann haben wir uns darauf konzentriert, den Doppelsieg ins Ziel zu bringen. Es hätte besser laufen können für das Team, aber auch so ist es ein gutes Resultat."

Frage: "Wie war die Strecke aus körperlicher Sicht?"
Räikkönen: "Nicht allzu tragisch, denn wir hatten eine zusätzliche Polsterung auf der Kopfstütze. Am Kurvenausgang habe ich nicht einmal versucht, den Kopf zu halten, denn man kann sich das Leben viel einfacher machen, wenn man den Kopf dort einfach hängen lässt. Ansonsten war es nicht allzu heiß, also kein Problem."

Strecke war nicht so rutschig wie im Qualifying

Frage: "Es hat weniger Ausritte als im Training gegeben. Wie waren die Gripverhältnisse?"
Räikkönen: "Von Anfang an erstaunlich gut, muss ich sagen. Ich hätte es rutschiger erwartet, aber selbst der Regen am Morgen schien nicht viel ausgemacht zu haben. Die Strecke wurde mit jeder gefahrenen Runde besser."

Frage: "Erklärt das, warum es weniger Fahrfehler gegeben hat?"
Räikkönen: "Vielleicht. Oder vielleicht haben die Leute auch nur aus ihren Fehlern gelernt..."

Frage: "Aber für dich war es fast perfekt, nicht wahr?"
Räikkönen: "Ja, ich hatte überhaupt keine Probleme. Nach dem ersten Boxenstopp wähnten wir uns in einer sehr guten Position. Natürlich hatte ich beim Überrunden einige Schwierigkeiten, wahrscheinlich mehr als auf jeder anderen Strecke. Über einige Fahrer habe ich mich sehr geärgert, aber ansonsten war es ein astreines Rennen."

Frage: "Überrascht es dich, mit demselben Motor zwei Rennen gewonnen zu haben?"
Räikkönen: "Nein, denn das ist mir dieses Jahr schon einmal gelungen - in Barcelona und Monaco. Das kam nicht überraschend."

"Denke, dass wir als Team ein bisschen unglücklich sind"

Frage: "Dein Rückstand in der Weltmeisterschaft ist um zwei Punkte geschrumpft, aber du musstest hart dafür arbeiten..."
Räikkönen: "Ja. Ich denke, dass wir als Team ein bisschen unglücklich sind. Es wäre schön gewesen, einen Doppelsieg zu erreichen, aber was soll ich tun? Manchmal kommt es eben so. Es hätte mir und dem Team sicher geholfen, aber da kann man nichts machen. Zwei Punkte sind zwei Punkte - das kann am Ende der Saison einen großen Unterschied machen. Wir müssen weiter hart arbeiten und unser Bestes geben und dann schauen, was dabei herauskommt."

Frage: "Mit zwei Punkten hast du nicht allzu viel aufgeholt, wenn man ehrlich ist. Beunruhigt dich das?"
Räikkönen: "Es ist nicht ideal, aber ich hätte nicht mehr tun können. Ich habe mein Bestes gegeben. Wenn Alonso ständig Zweiter wird, kann ich persönlich trotzdem nicht mehr Punkte machen. Man weiß aber nie, was in den Rennen passieren kann - und zwei Punkte sind besser als nichts..."

Frage: "Der Boxer Mike Tyson hat vor dem Rennen kurz mit dir gesprochen. Was hat er dir mit auf den Weg gegeben?"
Räikkönen: "Nichts. Es war nett, ihn kennen zu lernen. Er hat mir nur viel Glück gewünscht, das ist alles."