Das Ende der Reifendiskussion?
Spannung statt Chaos: Für Adrian Sutil und Monisha Kaltenborn ist die Debatte um die Pirelli-Reifen spätestens seit dem Kanada-Rennen vorbei
(Motorsport-Total.com) - In taktischer Hinsicht war das Rennen in Montreal wie eine Wundertüte - abwechslungsreich und voller Überraschungen. Von Ein- bis Dreistoppstrategie war alles dabei. Am Erstaunlichsten war aber die Performance von Paul di Resta, der sage und schreibe 57 Runden auf den Medium-Reifen von Pirelli fertigbrachte. Das entkräftet so einige Argumente gegen die Einheitspneus, die beim Kanada-Grand-Prix ohnehin keine große Rolle gespielt haben.

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Ist die Reifendebatte um Pirelli seit dem Rennen in Montreal Vergangenheit? Zoom
Di Restas Teamkollege Adrian Sutil lobt die Variationsmöglichkeiten, die die Reifen zulassen: "Ich bin mit zwei Stopps gefahren, Paul mit einem. Ich denke, beides hätte funktioniert. Der Medium-Reifen hat sehr gut funktioniert", so der Gräfelfinger gegenüber 'Motorsport-Total.com'. Für ihn endgültig der Beweis, dass die Reifendebatte überflüssig ist: "Das zeigt, dass wir kein wirkliches Reifenproblem haben. Jeder sagt, dass wir ein Reifenproblem haben, aber der Pirelli ist ein guter Reifen, das haben wir am Sonntag gesehen."
Sauber-Teamcheffin Monisha Kaltenborn sieht das genauso: "Wir sollten die Reifen so hinnehmen, wie sie nun einmal sind. Wenn es mal zu extrem wird, dann müssen wir es sagen. Aber jetzt sollten wir erst einmal mit den Diskussionen aufhören, das wird ein bisschen zu viel." Besonders fürchtet sie, dass das leidige Thema die Zuschauer vergraulen könnte: "Wir sollten mal das in den Vordergrund rücken, was wir alle immer wollten: spannende Rennen. Vielleicht ist man an einigen Stellen etwas zu weit gegangen, aber mittlerweile führen die Diskussionen dazu, dass die Fans auch kritischer werden."
Sutil ist auch mit Blick auf das Reglement gegen die Einführung neuer Reifen: "Ich möchte keinen Wechsel der Reifenmischung, denn das ist nicht erlaubt. Es gibt Regeln, die muss man einhalten und kann sie nicht während der Saison ändern. Mehr muss man dazu nicht sagen." Auch ein Sicherheitsproblem scheint für den Force-India-Piloten an den Haaren herbei gezogen: "Die Reifen sind nicht unsicher, es gibt kein Problem mit ihnen. Einige Teams kommen mit ihnen besser zurecht, andere weniger gut, und die wollen jetzt eine Änderung." Um die Sicherheit dennoch zu verbessern, wäre eine andere Verklebung der Reifen aber "eine gute Lösung", so Sutil.
Sogar einer der größten Reifenkritiker, Red Bulls Teamchef Christian Horner, zeigt sich nach dem Rennen positiv überrascht: "Das war ziemlich genau das Gegenteil von dem, was wir vor einigen Wochen erlebt haben." Eine erstaunliche Aussage, denn im Rennen wurden ja ausschließlich die Reifen gefahren, die bereits seit Saisonbeginn zum Einsatz kommen. Horner erklärt weiter: "Wenn man einmal im Arbeitsfenster der Reifen ist, kann man die Rundenzeit deutlich verbessern - das ist uns hier gelungen."
Plötzlich also Friede, Freude, Eierkuchen in der einst so hitzigen Reifendebatte. Vielleicht sehen manche ein, dass es womöglich keine neuen Reifenmischungen geben wird - und versuchen nun, ihr Gesicht zu wahren. Denn Pirelli-Sportchef Paul Hembery verkündete nach dem Kanada-Grand-Prix bereits: "Wir werden mit den neuen Reifen nicht im Rennen fahren, weil wir hier kaum eine Chance hatten zu testen."

