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Das 'Autodromo Carlos Pace' aus der Sicht des Fahrers
Der Testfahrer von Renault beschreibt ihnen das 'Autodromo Carlos Pace' aus der Sicht des Rennfahrers
(Motorsport-Total.com) - Franck Montagny, der Test- und Ersatzpilot des Renault-Teams gewann auf dem 'Autodromo Carlos Pace' vor zwei Jahren einen Lauf zur Formel Nissan. Seither kennt er diesen Grand-Prix-Kurs bestens. Die Rennstrecke von Interlagos könnte der Franzose auch mit geschlossenen Augen umrunden, obwohl diese Piste - die entgegen dem Uhrzeigersinn befahren wird - das Talent der Piloten auf eine harte Probe stellt. Gemeinsam mit Fernando Alonso und Jacques Villeneuve nahm der Franzose den Kurs am Donnerstag noch einmal bei einer Begehung ausführlich in Augenschein.

© Renault
Franck Montagny hat in Sao Paulo bereits Rennen gewonnen
"Die wichtigste Neuerung im Vergleich zu den Vorjahren stellen sicher die neu asphaltierten Passagen dar. Sowohl Kurve 1 und 2 als auch die Kurven 5 und 6 sowie die schnellen Linkshänder vor Beginn der Start-Ziel-Geraden wurden neu geteert. Die vielen Bodenunebenheiten, auf denen an diesem Wochenende schon einige Formel 1-Piloten ausgerutscht sind, hat der neue Belag jedoch nicht beseitigt."#w1#
Ein anderes Charakteristikum der brasilianischen Grand-Prix-Strecke ist ihre Lage: "Wir befinden uns hier gut 800 Meter über dem Meeresspiegel", erläutert Montagny. "Dies wirkt sich deutlich auf die Kraftentwicklung der Motoren aus. Die Zehnzylinder verlieren gut acht Prozent Leistung. Auch die Aerodynamik der Fahrzeuge wird von der dünneren Luft beeinflusst. Für die Piloten fühlen sich die Autos entsprechend ungewöhnlich an."
Der erste Sektor des Autodromo erweist sich fahrerisch zwar als ziemlich anspruchsvoll, wirklich Zeit können die Piloten in diesem Bereich jedoch nicht gewinnen. "In diesem Abschnitt fahren alle mehr oder weniger gleich schnell", so der Franzose. "Dabei gibt es gleich zwei verschiedene Linien durch die erste Kurve. Manche Piloten fahren in diese Biegung etwas schneller hinein und verschenken dadurch Schwung in der zweiten Kurve. Andere lassen es vorsichtiger angehen, haben ihr Auto dafür aber für die zweite Ecke besser positioniert, was ihnen auch für die darauf folgende Gerade einen Vorteil beschert - ein Stil, den ich persönlich bevorzuge."
Der zweite Streckenabschnitt mit seinen zahlreichen Richtungswechseln besitzt für die Rundenzeit eine ungleich größere Bedeutung. "Fahrer und Ingenieure stehen vor keiner leichten Aufgabe, für diesen Sektor die optimale Abstimmung festzulegen", so Montagny. "Dein Auto muss hier enorm willig einlenken. Doch leider geht dies zumeist auf Kosten einer nervösen Hinterachse - dies kannst du aber insbesondere beim Herausbeschleunigen aus engen Ecken gar nicht gebrauchen. Wie auch immer: Der Suche nach mechanischem Grip kommt in Interlagos mindestens eine ebenso große Bedeutung zu wie der perfekten Einstellung der aerodynamischen Hilfsmittel, also der Flügel und Spoiler."
Eine Besonderheit hat Franck bei den Ferrari von Rubens Barrichello und Michael Schumacher ausgemacht: "Sie setzen auf eine enorm steif abgestimmte Vorderachse. Als einzige Autos heben sie in langsamen Kurven das innere Vorderrad an, zudem blockieren beim Anbremsen der schnellen Ecken immer wieder die Reifen. Sie fahren ein Setup, das in den flotten Passagen Vorteile bringt, beim Herausbeschleunigen aus langsameren Kurven jedoch eher hinderlich ist."
Der Schluss-Sektor lässt sich vergleichsweise einfach bewältigen. "Was du an dieser Stelle brauchst ist viel Motorleistung und eine gute Traktion", so Montagny. "Als Fahrer kannst du dir in diesem Bereich kaum Vorteile erarbeiten." Auch in punkto Reifen hat der Franzose eine Entdeckung gemacht: "Die Rennpneus von Michelin scheinen auf diesem Kurs und bei den vorherrschenden Bedingungen überaus gut zu funktionieren - dies könnte für das Renault F1-Team ein gutes Zeichen für den bevorstehenden Grand Prix sein."

