powered by Motorsport.com
  • 11.10.2001 10:22

  • von Marcus Kollmann

Darren Manning im Interview

Der F3000-Pilot und BAR-Testfahrer über seine Ambitionen, die Tests mit BAR und seine Rennfahrerzukunft

(Motorsport-Total.com/Haymarket) - Für Darren Manning ist die diesjährige Motorsportsaison nicht sehr glücklich verlaufen. Nachdem er vor dem Beginn der Internationalen F3000 Meisterschaft noch als Favorit gehandelt wurde, sprang am Ende der Saison mit dem Arden Team Russia nur Platz 11 in der Fahrerwertung heraus. Neben der F3000 war der 26-Jährige aber auch als Testfahrer von British American Racing in diesem Jahr oft im Einsatz und wusste sich in Szene zu setzen. Nachdem sein Testfahrerkollege Takuma Sato nun bei Jordan für das kommende Jahr untergekommen ist, müsste man meinen, dass Manning enttäuscht ist, jedoch hat der Engländer weiterhin Hoffnung und blickt positiv in die Zukunft.

Titel-Bild zur News: Darren Manning (BAR-Testpilot)

Manning: "Ich würde natürlich liebend gerne in der F1 fahren."

Frage: "Darren, du hast letzte Woche in Mugello deinen letzten Test in diesem Jahr bestritten. Wie lief es?"
Darren Manning: "Es lief alles ziemlich gut. Der Test kam ein bisschen unerwartet, denn ich wurde erst in letzter Minute darüber informiert. Aber es war wie immer sehr toll. Wir haben viele Vergleichstests schon für das nächstjährige Auto durchgeführt. Dabei konnte ich natürlich keine besonders guten Rundenzeiten fahren, jedoch war diese Arbeit gut für das Team."

Frage: "Glaubst du, dass du wegen der zu erwartenden Verpflichtung Satos durch Jordan in letzter Minute zum Test eingeladen wurdest?"
Manning: "Damit könnte es etwas zu tun gehabt haben, zumindest wenn man etwas über den Tellerrand hinausblickt. Man hat mir aber nur gesagt wann ich dort zu sein hatte und ich bin schon oftmals ganz plötzlich angerufen worden für so etwas. Ich stelle dann da keine Fragen, ich steige einfach in den Flieger."

Frage: "Wie steht es zwischen dir und BAR in Bezug auf deinen Vertrag als Testfahrer?"
Manning: "Also Momentan ist die Situation so, dass der Vertrag entweder verlängert wird oder halt auch nicht. Wir hoffen, dass er verlängert wird und werden darüber in der nahen Zukunft sprechen. Jetzt, wo Sato weg ist, bin ich vielleicht in einer besseren Position. Das Team hat ja in den letzten Jahren in mich investiert und ich würde ihnen dafür gerne etwas zurückgeben."

Frage: "Also möchtest du im kommenden Jahr als Testfahrer weitermachen oder?"
Manning: "Ja gerne. Ich denke, dass das mein Hauptziel ist, und natürlich die Ausschau nach einem Cockpit in der Zukunft. Wenn Justin Wilson kein Cockpit bekommt, so kann kein anderer das schaffen. Testfahrer zu sein ist die zweitbeste Sache in solch einem Fall. Es ist natürlich weniger, jedoch steht man mit einem Fuß in der Tür und als Reserve-Fahrer, wenn einer der regulären Piloten ausfällt, kann man nie wissen wann man die Chance bekommt."

Frage: "Du hast kurz Justin erwähnt. Es muss für die gesamte Formel 3000 doch irgendwo demoralisierend sein, wenn der amtierende Weltmeister kein Cockpit in der Königsklasse bekommt, wohingegen der Champion der Britischen Formel 3 das schafft oder?
Manning: "Es ist wirklich sehr schwierig. Man kann vielleicht sagen, dass, wenn Justin in diesem Jahr ein Testprogramm nebenher gehabt hätte, er dann in einer stärkeren Position gewesen wäre oder wenn er einige Sponsoren mitgebracht hätte. Wer weiß das schon...
Es ist irgendwo viel Politik involviert und nur Rennen zu gewinnen reicht nicht mehr aus."

Frage: "Ist es nicht extrem frustrierend, wenn ein Fahrer aus einer niedrigeren Formel-Serie einem das Cockpit in der Formel 1 wegschnappt, während man selbst darauf wartet? Vor allem in Hinblick darauf, dass Sato dein Kollege als Testfahrer bei BAR gewesen ist."
Manning: "Es ist frustrierend, jedoch gewöhnt man sich auch daran, denn so ist es nun einmal im Motorsport. Du weißt, dass es schwierig wird und dass es eine Menge an Faktoren gibt die einem zu einem Cockpit verhelfen können. Beispielsweise wenn man Sponsoren hat, oder wenn ein Autohersteller oder das gesamte Land hinter dir stehen. Aber man muss das einfach akzeptieren und bereit sein, hoffen, dass eines Tages die eigene Chance kommt."

Frage: "Glaubst du, dass die Tatsache, dass der diesjährige Weltmeister der F3000 kein Cockpit bekommt, etwas mit der Serie selbst zu tun hat? Stimmt da irgendetwas nicht?"
Manning: "Nein, ich glaube nicht, dass es so ist. Am Ende des Tages ist es Motorsport. Vielleicht sollte die Serie ein wenig technischer werden und sich mehr öffnen. So, wie es in der Formel 3 ist oder wie die alten Formel 3000-Autos bis 1996 waren. Vielleicht werden sie das für das nächste Jahr auch machen. Aber ich kenne die Reglementsänderungen noch nicht. Aber wohin kann ein guter Formel-3-Pilot gehen, wenn er kein Cockpit bekommt? Er kann in die F3000 und ich glaube, dass man die Regeln etwas freizügiger auslegen und mehr testen sollte. Sato muss in diesem Jahr um die 60 Tage getestet haben und das macht schon einen großen Unterschied. In der F3000, wenn dein Auto nicht schon in guter Verfassung aus dem Renntransporter ausgeladen wird, ist man schon benachteiligt, denn es geht ja von Rennen zu Rennen."

Frage: "Die ChampCars sind der nächste Schritt für einige gute F3000-Fahrer in den letzten Jahren gewesen. Hast du einen Wechsel nach Amerika schon einmal in Betracht gezogen?"
Manning: "Ja klar, schon oft. Es ist eine große Serie. Sie steht über der F3000 ist vielleicht aber nicht so hoch wie die F1 einzuschätzen. In Bezug auf meine 'Ausbildung', während ich auf meine Chance in der F1 warte, muss man diese Serie aber in Betracht ziehen. Es ist so, als hätte man eine lange Liste mit vielen Möglichkeiten, wo sich dann aus dem einen oder anderen Grund viele Möglichkeiten erübrigen. Man streicht diese Punkte und wählt dann aus dem was übrig bleibt aus."

Frage: "Wenn du dich zwischen einem Testfahrervertrag in der Formel 1 und einem Cockpit als Pilot bei den ChampCars entscheiden müsstest, wie würde deine Entscheidung ausfallen?"
Manning: "Ich denke, dass ich mich dann für die ChampCars entscheiden würde. Testfahrten zu bestreiten ist nicht schlecht, jedoch ist es am Ende nicht wie das Rennfahren was man so liebt. Ich würde gerne beides miteinander verbinden, jedoch ist das ganz offensichtlich nicht so einfach. Aber die Serie ist angesehen und ich werde überlegen, ob ich nach Amerika gehe. Wenn ich dort überzeuge, dann kann ich vielleicht wie Juan-Pablo Montoya so meinen Weg in die Formel 1 finden."

Frage: "Also schließt du aus, dass du noch eine Saison F3000 fahren wirst?"
Manning: "Oh nein, ausschließen kann ich das nicht, zumindest solange ich nicht in Justins Position bin, wenn man nicht schon die Meisterschaft gewonnen hat und ein weiteres Jahr einem nur schaden würde."

Frage: "Einmal realistisch gesprochen. Was würdest du gerne im nächsten Jahr machen?"
Manning: "Ich würde eindeutig liebend gerne in der Formel 1 fahren, jedoch gibt es da noch die ChampCars, die F3000, die IRL und jede Menge Teams in diesen Serien. Ich kann auf diese Frage also nicht wirklich antworten. Einige Cockpits bei bestimmten Teams sind besser oder schlechter als andere bei anderen Teams in einer anderen Serie. Es ist schwierig, solange nicht alle Karten auf dem Tisch liegen, eine Entscheidung zu treffen..."