• 18.06.2005 10:49

Danner: "Rennfahrer sind keine normalen Menschen"

Dreieinhalb Stunden verbrachte Ralf Schumacher im Krankenhaus nach seinem Unfall, dann kam wie zu erwarten die Entwarnung

(Motorsport-Total.com/sid) - Ralf Schumacher erlebte ein Deja-vu der ganz üblen Art: Fast auf den Tag genau ein Jahr nach seinem Horror-Crash in Indianapolis hat es den Kerpener im "Nudeltopf" wieder erwischt. Erneut ein Abflug bei Tempo 300 in der Steilkurve, ein heftiger Einschlag in die Sicherheitsbarriere vor der Begrenzungsmauer - diesmal jedoch mit glimpflicherem Ausgang. "Mir geht es den Umständen entsprechend gut", sagte der 29 Jahre alte Kerpener nach dem Unfall im Freien Training zum Großen Preis der USA, bevor er ohne große Beschwerden zu ausgiebigen Untersuchungen ins Indianapolis Methodist Hospital fuhr.

Titel-Bild zur News: Ralf Schumacher

Ralf Schumacher: Wie schon 2004 landete der Pechvogel in der Betonmauer

Dort kannten sie den prominenten Patienten schon, im Vorjahr hatte Schumacher in der Klinik nach dem schweren Unfall im Rennen die Nacht verbracht. Später hatte er das Krankenhaus auf eigenen Wunsch verlassen, die beiden Wirbelbrüche, die ihm eine Zwangspause von sechs Rennen einbrachten, wurden erst nach seiner Rückkehr in Deutschland entdeckt.#w1#

Obwohl Schumacher dieses Mal lediglich über leichte Probleme mit den Augen geklagt hatte, dauerte sein Besuch im Krankenhaus rund dreieinhalb Stunden. Zum einen hatte Toyota-Teamarzt Ricardo Ceccarelli, der ihn begleitete, auf einem kompletten Check bestanden.

Zum anderen musste Schumacher auf einige der geplanten Untersuchungen lange warten, weil er in dem Hospital nicht als Notfall eingestuft worden war. Eine erste Computer-Tomographie hatte aber schon ergeben, dass keine Kopfverletzungen vorlagen. Auch die weiteren Tests zeigten keine Unregelmäßigkeiten.

Geschockt hat der Unfall, der nach ersten Analysen wie zuvor auch ein glimpflich ausgegangener Abflug von Toyota-Testpilot Ricardo Zonta durch einen plötzlichen Druckverlust im linken Hinterreifen ausgelöst wurde, nicht nur das Toyota-Team, sondern auch Ralfs Bruder Michael: "Das Wichtigste war, ihn selbstständig aussteigen zu sehen. Er konnte sich ja normal bewegen", beschrieb der siebenmalige Weltmeister, wie er zunächst in der Box auf einem Fernsehmonitor die Bilder nach dem Crash gesehen hatte.

Erst danach sah der Ferrari-Pilot eine Wiederholung des Unfalls. Schumacher: "Es ist nicht gut fürs Vertrauen, in der gleichen Kurve so eine Schrecksekunde zu haben. Aber auf der anderen Seite, er ist robust."

BMW WilliamsF1 Team-Fahrer Nick Heidfeld dachte im ersten Moment, "es kann doch nicht sein, dass es wieder Ralf erwischt hat. In so einer Situation kann man überhaupt nichts machen. Das sah ähnlich aus wie im letzten Jahr. Man kann nur versuchen, schnell auf die Bremse zu kommen", beschrieb "Quick Nick", wie man sich als hilfloser Passagier in seinem eigenen Auto fühlt

"Ralf ist ein bisschen früher eingeschlagen als im vorigen Jahr und hatte sich vorher auch schon ein paarmal gedreht. Deshalb war die Geschwindigkeit beim Aufprall wesentlich geringer", sagte Ex-Formel-1-Pilot und 'RTL'-Experte Christian Danner.

Auch der Aufprallwinkel war günstiger, die Sicherheitsbarriere zudem gegenüber dem letzten Jahr noch einmal verbessert worden. Dass der zweite Unfall an der gleichen Stelle Ralf ins Grübeln bringen könnte, glaubt Danner nicht: "Rennfahrer sind keine normalen Menschen. Sie werden die Kurve beim nächsten Mal wieder genau so fahren."

Genau das hatte Ralf Schumacher noch am Tag vor dem erneuten Unfall auch beteuert. "Man kann diese Kurve nicht anders fahren als mit Vollgas. Ob ich 305 statt 310 fahre, macht keinen Unterschied. Höchstens wenn ich bremse, aber da wäre ich der Erste", sagte "Schumi II". Angst habe er nicht: "Dann wäre ich gar keine Rennen mehr gefahren. Ein Reifenplatzer kann überall passieren, und schnelle Kurven gibt es auch woanders."