CVC reagiert auf Force-India-Kritik: "Sind nicht die Bösen"

CVC-Manager Donald McKenzie reagiert auf die Kritik von Force Indias Vize-Teamchef Robert Fernley und meint, dass es den Teams noch nie so gut gegangen sei

(Motorsport-Total.com) - Das Geschäftsmodell der Formel 1 ist dem stellvertretenden Force-India-Teamchef Robert Fernley ein Dorn im Auge. Der Brite kritisierte den Inhaber der kommerziellen Rechte - die Investmentgesellschaft CVC Capital Partners, deren Geschäftsführer Bernie Ecclestone ist - als "das Schlimmste, was der Formel 1 je passiert ist." Er nahm sich gegenüber dem 'Guardian' kein Blatt vor den Mund: "Ich finde, CVC hat miserable Arbeit geleistet."

Titel-Bild zur News: Paul di Resta, Adrian Sutil

Die kleineren Formel-1-Teams hadern mit ihrem Status in der "Königsklasse" Zoom

Vor allem das Einnahmenmodell, das vorsieht, dass der Inhaber der kommerziellen Rechte nur 50 Prozent aus der Vermarktung an die zehn Teams abgibt, stößt ihm sauer auf, zumal die großen Teams den Löwenanteil abkassieren, während die Mittelfeld- und Nachzügler-Teams am Hungertuch nagen.

Zudem bleibe der Sport auf der Strecke. "CVC hat eine Agenda als Banker, nämlich so viel Geld wie möglich aus ihrem Investment herauszuholen", erklärte er seine Kritik. "Das setzt voraus, dass nur minimal investiert wird - und das ist nicht im Interesse des Sports. Das ist die schlimmste Kombination, die man sich vorstellen kann. Ich kann diese Logik nur hinterfragen."

McKenzie verteidigt Rechteinhaber

Nun reagiert Donald Mackenzie, Mitgründer und Manager von CVC, auf die Anschuldigungen und erklärt, dass es zwischen ihm und Fernley bereits am Monaco-Wochenende zu einer Aussprache gekommen war. "Er hat sich entschuldigt, dass er gar nicht meinte, was er gesagt hat, und dass er nur in die Schlagzeilen kommen wollte", sagt der 55-Jährige.

"Wir sind nicht die Bösen - wir sorgen uns um den Sport." Donald McKenzie

Ihm sei bewusst, dass die kleinen Teams in der Formel 1 ein schweres Leben haben, "aber so ist es eben. Es handelt sich um eine Weltmeisterschaft, wo man mehr verdient, wenn man besser abschneidet." Dass von CVC-Seite nur minimal investiert werde und der Sport damit auf der Strecke bleibe, will er nicht gelten lassen: "Das ist nicht korrekt."

Er behauptet, dass die Teams nun viel mehr Geld erhalten als früher: "Als wir das Unternehmen gekauft haben, da betrugen die Teamzahlungen 200 Millionen Pfund, jetzt sind es fast 900 Millionen. Die Teams erhalten 65 Prozent des Profits, wir erhalten 35 Prozent. Wir holen das Geld nicht heraus aus dem Sport. Wir sind nicht die Bösen - wir sorgen uns um den Sport."

Motorendilemma: CVC sieht sich nicht in der Verantwortung

Für das Problem, dass die kleinen Teams in der kommenden Saison vor einem finanziellen Dilemma stehen, weil die neuen V6-Turbomotoren deutlich teurer sind als die bisherigen V8-Sauger, sieht er sich nicht zuständig: "Dass die Motoren so viel kosten, ist keine CVC-Entscheidung, es ist keine Entscheidung von Bernie. Die ehrliche Antwort ist, dass die Teams ihre Probleme selber lösen müssen. Es geht nicht darum, wie viel Geld wir ihnen geben, sondern wie viel Geld sie ausgeben."

"Das Geld, das wir den Teams zahlen, ist mehr als genug." Bernie Ecclestone

Ecclestone selbst gibt McKenzie Rückendeckung und sieht keine Verantwortung, die Teams zum Sparen zu bringen, damit die Zukunft gesichert ist: "Das Geld, das die Teams von uns erhalten, reicht aus um ein erfolgreiches Geschäft zu betreiben. Es ist für die Teams unmöglich, wegen der Finanzen diesen Sport zu verlassen, denn das Geld, das wir ihnen zahlen, ist mehr als genug, um ihre Teams ordentlich zu betreiben. Wir können sie aber nicht daran hindern, Geld auszugeben." Seiner Meinung nach müsse man die Formel 1 wie ein Geschäft führen.

Fernley unterstreicht Forderungen

Doch Fernley lässt nicht locker. Der Force-India-Vize-Teamchef entschuldigt sich zwar bei Ecclestone und Mackenzie für die heftige Kritik, steht aber nach wie vor zu seinen Ansichten. "Es stimmt, dass CVC die Preisgelder entscheidend erhöht hat", gibt er zu, "aber bei allem Respekt für ihren Gewinn und für die Teams: Es muss eine ausgeglichene Balance geben, die nicht nur ein paar Teams bevorzugt. Natürlich müssen wir uns des Beitrags von Ferrari, McLaren und Mercedes bewusst sein, daran besteht kein Zweifel, aber nicht ausschließlich.

"Es muss eine ausgeglichene Balance geben, die nicht nur ein paar Teams bevorzugt." Robert Fernley

Er hofft nun, dass er mit seiner Kritik eine positive Debatte vom Zaun gebrochen hat. CVC habe sich zumindest "versöhnlich gezeigt und will in Gespräche treten", sieht Fernley die Sache positiv. "Hoffentlich haben wir ein gemeinsames Ziel erreicht und halten alle zusammen. Diese Angelegenheit hat das Thema in die Öffentlichkeit gebracht - und da gehört es auch hin."