• 25.08.2015 11:11

  • von Dominik Sharaf

Coulthard wittert Pirelli-Eklat: "Unzufriedenheit kocht über"

Dem Schotten gefällt Sebastian Vettels emotionale Reaktion auf seine Reifenplatzer - Er glaubt weder an eine Verschwörung noch an einen baldigen Pilotenstreik

(Motorsport-Total.com) - Die Formel 1 hat seit dem Rennwochenende in Spa-Francorchamps wieder eine Causa Pirelli. 2015 geht es nicht wie noch vor einigen Jahren um die Leistung der italienischen Pneus, sondern um ihre Sicherheit. Laut David Coulthard könnte es zum Knall kommen: "Sebastian Vettels Aussagen - und die ähnlichen, wenn auch zurückhaltenderen Aussagen von Nico Rosberg und Romain Grosjean - stehen für überkochende Unzufriedenheit der Fahrer", schreibt der Schotte am Montag in seiner 'BBC'-Kolumne.

Titel-Bild zur News: Sebastian Vettel

Sebastian Vettel kann seine Unzufriedenheit mit Pirelli kaum verbergen Zoom

Laut Coulthard geht es um das Verhältnis zwischen den Piloten und Pirelli. "Der Defekt selbst lässt sich nicht gegen den Hersteller verwenden", merkt er an und verweist auf Erklärungsversuche, die auf Abnutzung und Beschädigung durch Trümmerteile fußen. Obwohl die von Pirelli forcierten Theorien ihre Berechtigung hätten, bricht Coulthard eine Lanze für Vettel, der am Sonntag nach dem Vorfall deutliche Worte gefunden hatte: "Er hat nichts falsch gemacht, indem er gesagt hat, was er gesagt hat."

Ein Fahrer seiner Klasse und mit seiner Erfahrung solle ausdrücken, was er fühlt, wünscht sich der frühere Williams-, McLaren- und Red-Bull-Pilot. Diplomaten und Blassgesichter schmecken ihm nicht: "Wir sollten jedem applaudieren, der für seine Leidenschaft und seine Emotionen einsteht", so Coulthard. Laut "DC" befinden sich unter den unzufriedenen Piloten auch Lewis Hamilton und Fernando Alonso, jedoch würden die Superstars der Szene ihr Anliegen nicht in der Öffentlichkeit kundtun.

An eine Verschwörung - etwa vertuschte Produktionsfehler - und ein bestehendes Risiko glaubt Coulthard indes nicht: "Ich kann mir nicht vorstellen, dass die FIA es zulassen würde, dass Pirelli wissentlich falsche Informationen herausgibt." So würde es in der Formel 1 wie immer nach Skandalen und Skandälchen weitergehen, auch weil die Piloten keine Wahl hätten, wenn sie sich nicht ins eigene Fleisch schneiden wollen. "Pirelli ist Einheitszulieferer. Die Fahrer können entweder einen Boykott starten oder fahren - und abwarten, was passiert", so Coulthard. "Und ich bezweifle stark, dass es zu einem Boykott kommen wird."


Fotos: Großer Preis von Belgien


Ein Streik ist auch deshalb unwahrscheinlich, weil offenbar nicht alle Piloten um ihre Gesundheit fürchten. "Ich mache mir da keine Sorgen", erklärt Sauber-Mann Marcus Ericsson. "Viele Fachleute haben die Pneus gemeinsam mit den Teams analysiert. Ich bin sicher, dass es in den kommenden Rennen keine Probleme geben wird." Sein Teamkollege Felipe Nasr pflichtet bei: "Bei mir gab es Blasen am vorderen rechten Pneu. Wir müssen definitiv im Sinne der Sicherheit aufpassen", warnt er, begibt sich aber in die Hände der Verantwortlichen: "Ob man nun für das nächste Rennen eine neue Mischung bringt, müssen Pirelli und die Formel 1 überdenken."