• 09.06.2008 01:38

Coulthard und der unerwartete Podestplatz

Red-Bull-Pilot David Coulthard fuhr in Kanada überraschend auf das Podium und beendete so seine seit dem Saisonstart anhaltende Negativserie

(Motorsport-Total.com) - Der Große Preis von Kanada schrieb auch in diesem Jahr wieder einige besondere Geschichten. Neben dem BMW-Märchen wurde auch die Story von David Coulthard erzählt, der sich nach einigen erfolglosen Rennen endlich wieder unter den Punktesammlern einfinden und als Dritter mit auf das Podium steigen konnte. Als Einstopper profitierte der Schotte vom Einsatz des Safety-Cars und natürlich auch vom Favoritensterben am Ende der Boxengasse.

Titel-Bild zur News: David Coulthard

Für Wirbel in Montréal sorgte Routinier David Coulthard und holte Rang drei

Frage: "David, durch deine Einstoppstrategie bist du dem Drama in der Boxengasse entkommen. Aber es war ein langes und heißes Rennen..."
David Coulthard: "Das war es. Letztendlich haben wir es fertig gebracht, vor den anderen Autos zu bleiben, die ebenfalls auf dieser Strategie unterwegs waren. Ich glaube, ich lag sogar kurz in Führung, unmittelbar vor meinem Stopp."#w1#

Schwierige Bedingungen in Kanada

"Dann hatte ich natürlich einen langen Stint auf den Option-Reifen zu fahren. Ich hatte Graining, aber das war sicherlich bei allen der Fall. Und natürlich brach die Strecke auf. Zum Glück war die Lücke zu Rubens (Rubens Barrichello; Anm. d. Red.) und Timo Glock groß genug. Letzterer machte mir das Leben am Ende nicht allzu schwer."

"Aber es war ein heißes Rennen und du musst dich da richtig konzentrieren, wenn du langsam fährst und versuchen, deine Bremsen zu schonen. Wenn du nur ein paar Zentimeter weit von der Linie abkommst, dann landest du schon auf den Körnchen. Das war also schon ziemlich schwierig und ich bin sehr froh, denn ich hätte niemals erwartet, an diesem Wochenende auf das Podium zu fahren."

"Mein Start in die Saison war alptraumhaft und meine Jungs, das gesamte Team und jeder in der Fabrik mussten viele Reparaturen durchführen, aufgrund der ganzen Vorfälle. Ich freue mich also für sie. Das ist ein schönes Geschenk an Red Bull, die wirklich viel Aufwand dafür betreiben."

Kleiner Schnitzer gegen Rennende

Frage: "Gegen Ende des Rennens bist du etwas weit hinausgekommen. War das dein einziges Missgeschick oder gab es da noch andere?"
Coulthard: "Das war das schlimmste. Ich habe die Kurve etwas zu früh angebremst, ob man das nun glaubt oder nicht. Ich habe aber den Einlenkpunkt knapp verpasst und kam dadurch auf die Krümel. Bist du einmal da drin, ist das ganz unglaublich - man kann sich nicht vorstellen wie schwierig es ist, sich aus dieser Lage wieder zu befreien."

"Ich hatte glücklicherweise um die 18 Sekunden Vorsprung auf Rubens, also war das keine große Sache. Ich musste das Auto einfach nach Hause bringen. Lustigerweise gab das Auto in der Boxengasse seinen Geist auf. Ich weiß nicht, was da passiert ist, aber ich bin froh darüber, dass es erst nach der Zielflagge so gekommen ist und nicht schon auf der letzten Runde."

Frage: "Was bedeutet dir dieses Podium im Hinblick auf deine lange und abwechslungsreiche Karriere?"
Coulthard: "Ich glaube, das ist mein 62. Podiumsplatz und ich freue mich nach wie vor so als wäre es noch 1994, als ich mein erstes Podium erreichte. In Kanada habe ich 1994 meine ersten Punkte eingefahren. Ich schaue schon gerne zurück, denn 15 Jahre sind für jeden eine lange Zeit, vor allem nach so einem üblen Saisonstart. Es ist großartig zu sehen, wie die jungen Leute ihre ersten Siege genießen. Ich freue mich sehr für Robert (Robert Kubica; Anm. d. Red.) und BMW."

"Sie haben es meiner Meinung nach verdient, diesen Grand Prix zu gewinnen. Und wie schon gesagt, ich freue mich natürlich auch für mein Team. Das ist jetzt mein viertes Jahr bei Red Bull. Vor vier Jahren haben wir eine Reise begonnen, auf der wir das Team nach vorne bringen wollten, wie auch BMW. Wir befinden uns in einem Aufwärtstrend. Darauf können wir sehr stolz sein."

Reifenwahl ein großes Thema

Frage: "Dein linker Frontreifen sah nicht gerade so aus, als ob da noch sonderlich viel übrig war..."
Coulthard: "Ja, ich hatte viel Graining. Darüber war ich eigentlich sehr überrascht, denn das hatten wir beim Option-Reifen im Training so nicht beobachtet. Im ersten Stint habe ich den Reifen etwas zu hart rangenommen. Ich hatte gehofft, dass die Strecke mehr Gummi bekommen würde, denn das würde es auf den Options etwas leichter machen."

"Ich wusste, dass ich auf einen Stopp gepolt war und dass ich lange Stints würde fahren müssen. Das Safety-Car hat da natürlich viel geholfen, denn dadurch konnten wir Benzin sparen und länger draußen bleiben. Das wiederum bedeutete weniger Sprit und Runden für die Option-Reifen. Aber letztendlich ist es immer schwierig zu fahren, wenn man einen abbauenden Reifen auf einer Strecke hat, die am aufbrechen ist."

"Meiner Meinung nach waren die Streckenbedingungen nicht so übel wie im Qualifying, zumindest ist es nicht so schnell aufgebrochen. Aber am Ende des Rennens lag neben der Linie schon eine Menge Dreck herum. Ich habe die Haarnadel dann zum Schluss mit einem Rad auf dem Gras gefahren. Das ist zwar sicherlich nicht der schnellste Weg unter Normalbedingungen, aber wäre man bei dem ganzen Schmutz eine weitere Linie gefahren, dann hätte man zuviel aufgesammelt."

Barrichello fungierte als Puffer

Frage: "Rubens schien die Leute etwas aufzuhalten..."
Coulthard: "Das war einfach fantastisch. Ich bin froh darüber, dass er die Leute aufgehalten hat. Das hat mein Rennen wesentlich einfach gemacht. Ich hatte am Ende nicht mehr viel Druck und das war gut so. Denn wenn man auf so einer Strecke pushen muss, dann macht man ganz leicht einen Fehler, wie wir gesehen haben. Ich war etwas überrascht, dass es in der Boxengasse gekracht hat, denn normalerweise passiert das hier immer auf der Piste."

"Aber das hat offensichtlich ausgereicht, um ein paar Autos aus dem Rennen zu nehmen. Wenn du so eine Startposition hast wie ich und auf einer Einstoppstrategie unterwegs bist, dann verlässt du dich hier eigentlich immer auf ein Safety-Car-Szenario, also haben unsere Strategie-Füchse genau die richtige Wahl getroffen."

"Wie schon gesagt, ich freue mich einfach über die guten Punkte nach diesem miesen Saisonauftakt. Es sah schon langsam so aus, als sei ich ein Bruchpilot. In Monaco habe ich das selbst recht gut hingekriegt, aber bei den anderen Malen schien ich Unterstützung von anderen Autos zu haben. Es ist also schön, den Wagen in einem schwierigen Rennen nach Hause gebracht zu haben."

Frage: "Ich habe vor einigen Monaten mit Mika Häkkinen gesprochen und er hat gesagt, dass er überrascht darüber sei, dass du trotz der biologischen Uhr noch immer motiviert bist..."
Coulthard: "Die Uhr tickt natürlich und darüber bin ich auch froh, denn ich hatte eine großartige Tournee in meiner Karriere und meinem Leben - die Alternative reizt mich nicht sonderlich."

"Ich kann es nachvollziehen, dass Mika seine Karriere relativ schnell beendet hat und im Nachhinein denke ich eigentlich, vielleicht zu schnell. Ich denke, das hätte ich nicht getan und viele andere würden da wohl zustimmen. Ich genieße es so lange wie möglich. Wir alle sind unterschiedlich, wir treffen alle unsere Entscheidungen und ich bin froh über die Entscheidungen, die ich getroffen habe."