• 19.05.2008 21:19

  • von Roman Wittemeier

Coulthard: "Mark ist auf dem Markt"

David Coulthard kritisiert die Verhandlungsstrategie seines Teamkollegen Mark Webber: "Er wollte in Erinnerung bringen, dass er zu haben ist"

(Motorsport-Total.com) - David Coulthard nimmt kaum ein Blatt vor den Mund - nicht einmal, wenn es um seinen Kollegen im gleichen Stall geht. Der Schotte verfolgte mit großem Interesse die Äußerungen von Mark Webber über angebliche Verhandlungen über eine Vertragsverlängerung bei Red Bull. Der Australier hatte zu verstehen gegeben, dass er sich mit dem Team zusammensetzen wolle und offensichtlich gegen eine Verlängerung seines Kontraktes nichts einzuwenden hätte.

Titel-Bild zur News: David Coulthard

David Coulthard kritisiert seinen Teamkollegen Mark Webber scharf

Für Mark Webber läuft es sportlich derzeit gut, entsprechend komfortabel wäre seine Verhandlungsposition. "Wenn ich mal einschätzen soll, warum Mark so etwas sagt, dann komme ich zu dem Schluss, dass er damit entweder tatsächlich Gespräche mit dem Team heraufbeschwören möchte, oder er will sich für andere Rennställe interessant machen. Vielleicht will er einfach nur daran erinnern, dass er auf dem Markt ist", analysierte Coulthard im Rahmen seiner Kolumne auf 'ITV.com'.#w1#

Webber-Aussagen nur ein Poker

"Wenn man mal logisch darüber nachdenkt, dann ist es doch so, dass man private Verhandlungen im Privaten belässt, solange man keine Einigung erzielt hat, die man dann in der Öffentlichkeit kundtun möchte. Normalerweise sagt man nicht: 'Wir sind dabei, Verhandlungen aufzunehmen.' Ich würde daraus schließen, dass es sich um ein taktisches Manöver handelt. Wenn es um meine vertragliche Situation geht, so werde ich den Mund halten, solange es kein konkretes Ergebnis gibt."

"Vielleicht will er einfach nur daran erinnern, dass er auf dem Markt ist." David Coulthard

Über Coulthard und Webber schwebt gleichermaßen ein Damoklesschwert namens Sebastian Vettel. Der junge Deutsche sitzt in diesem Jahr in einem Toro Rosso, seinen Fahrervertrag hat er allerdings mit Red-Bull-Chef Dietrich Mateschitz geschlossen. Da das kleine italienische Team verkauft wird, liegt die Vermutung sehr nah, dass Vettel im kommenden Jahr ein Red-Bull-Cockpit bekommt. Konsequenz: Für Webber oder Coulthard wäre kein Platz mehr - vielleicht sogar für beide?

Das verbale Säbelrasseln des Schotten hörte beim Teamkollegen nicht auf. Auch Giancarlo Fisichella bekam sein Fett weg. "Ich habe mir nach der Rückkehr aus Istanbul die Aufzeichnung des Rennens angeschaut und konnte kaum glauben, dass Fisichella dort seinen Zwischenfall mit Kazuki Nakajima dem Japaner anlastete. Er hat sich verbremst, ist ihm auf das Heck geknallt und war draußen - über wen will er sich beklagen? Ich finde das schockierend", so Coulthard, der in der laufenden Saison selbst häufig in Unfälle verwickelt war.

Fisichella auf den Spuren von Clinton?

"Wir nehmen alle ab und zu kalkuliertes Risiko auf uns. Manchmal geht es gut und manchmal eben nicht. Aber was Fisichella da erzählt hat und wie er die Fakten verdreht hat, das hatte schon Züge von Bill Clinton", wies der 37-Jährige auf die Lügen des ehemaligen US-Präsidenten im Rahmen der Lewinsky-Affäre hin ("I have never had sexual relations with Monica Lewinsky").

"In Monaco geht mein Puls immer hoch, weil es wirklich ein ganz spezieller Ort ist." David Coulthard

Zurück zur wichtigen Sache: Rennsport. Der Red-Bull-Pilot äußerte sich angetan von der Entwicklung im Team. "Das Tolle ist, dass wir das Entwicklungstempo von Williams und Toyota anscheinend mitgehen können. Im Bereich Aerodynamik haben wir in diesem Jahr große Fortschritte gemacht. Auf mechanischer Seite müssen wir noch etwas tun, vor allem wenn es um das Fahren über die Kerbs geht." Die Red-Bull-Designabteilung ist sich dieser Schwäche bewusst und hat für Monaco Verbesserungen unter anderem an der Aufhängung versprochen.

"In Monaco geht mein Puls immer hoch, weil es wirklich ein ganz spezieller Ort ist. Es ist dort extrem glamourös, ganz im Gegensatz zu Istanbul. Aus Fahrersicht ist es eine einmalige Herausforderung, weil man genau auf der Linie bleiben muss. Es gibt keinen Raum für Fehler", beschrieb der zweifache Sieger des Monaco-Grand-Prix. "Ich möchte endlich meine ersten Punkte. Hoffentlich ist meine Pechsträhne jetzt vorbei und ich komme jetzt richtig in die Saison."