Coulthard: "Lewis ist nicht aus dem Titelrennen"

(Motorsport-Total.com) - Die Runde 36 in Singapur könnte bereits eine Vorentscheidung in der Weltmeisterschaft gebracht haben. Rückblick: Mark Webber wurde nach der Safety-Car-Phase vom überrundeten Virgin von Lucas di Grassi aufgehalten. Lewis Hamilton sah eine Überholmöglichkeit und versuchte es außen. In die folgende Linkskurve bog der McLaren auch als Erster ein, doch Hamilton ließ seinem Kontrahenten etwas zu wenig Platz. Webber berührte mit seinem rechten Vorderrad den linken Hinterreifen des McLaren. Hamilton schied aus, während der Australier mit seinem dritten Platz die WM-Führung behalten konnte.

"Für mich war das ein Rennunfall", sagt der ehemalige Formel-1-Pilot David Coulthard bei 'ServusTV'. "Lewis hat gemacht, was er machen muss. Auch Mark hat seine Position verteidigt. Zwei Autos gleichzeitig in einer Kurve gehen einfach nicht. Wenn man Fan von Lewis ist, dann gibt man Mark die Schuld. Ist man Fan von Mark, dann sagt man, dass Lewis das nicht so hätten tun sollen. In der Realität muss man sagen, dass zwei Autos auf der gleichen Linie nicht gehen. Ich denke, die Stewarts haben richtig entschieden. Wenn ich sehe, wie Lewis das Lenkrad weggeworfen hat - das kostet richtig viel Geld."#w1#

"Lewis hatte Pech. Sein Manöver gegen Webber war genau das, was man von ihm erwartet und an ihm liebt", wird Coulthard im 'Telegraph' zitiert. "Ich bin zwei Jahre gegen Lewis gefahren und ich muss sagen, dass er ein außergewöhnlicher Rennfahrer ist. Zusammen mit Fernando Alonso und Jenson Button kann er das absolute Maximum aus dem Auto herausquetschen."

"Lewis kann wohl am besten überholen. Das hört sich vielleicht komisch an nach zwei Rennen, in denen er durch Kollisionen ausgefallen ist, aber es ist wahr", findet der heutige DTM-Pilot. "Er braucht keine Tipps von mir. Ich würde ihm aber raten, dass er so weitermacht. Wir haben in Valencia, Silverstone und Monza gesehen, dass Lewis gerne angreift. Es zahlt sich öfter aus als es schief geht."

Nach der Kollision ist der Rückstand von Hamilton auf 20 Punkte angewachsen. Die WM-Chancen sind vier Rennen vor Schluss noch intakt. "Nein er ist nicht draußen. Er ist einen Sieg von der WM weg. Wir wissen nicht, was in den vier Rennen noch passieren wird. Es ist sehr unwahrscheinlich, dass alle fünf Piloten in allen Rennen ins Ziel kommen werden."

"Lewis Fahrstil ist sehr aggressiv. Er hatte Berührungen mit Sebastian in Valencia und Silverstone, jeweils in der ersten Runde. Nicht in allen Fällen waren das Fahrfehler. Das sind Rennsituationen, so fährt Lewis eben. Er ist ein aggressiver Fahrer, aber es ist natürlich spannend, wann man so unterschiedliche Fahrertypen auf der Strecke hat. Das ist eine der besten Weltmeisterschaften, die wir seit langem haben."

"Alle fünf WM-Anwärter sind tolle Fahrer, aber Lewis, Jenson und Alonso kennen die Höhen und Tiefen des Titelkampfes. Das ist vielleicht der einzige Unterschied zu Webber und Vettel. Ich dachte Mark hat in Valencia bei seinem Überschlag alle neun Rennleben aufgebraucht", spricht Coulthard den Unfall mit Heikki Kovalainen an. "In Singapur hatte er wieder Glück, denn er ist nach Istanbul zum zweiten Mal in diesem Jahr nach einer Kollision auf das Podium geklettert."

"Man braucht Glück in diesem Spiel und das hat Lewis derzeit nicht. Aber man darf ihn nicht abschreiben. Er wird zurückkämpfen, das ist der einzige Weg, den er kennt. Mark führt die WM nicht zufällig an. Ich schäme mich nicht zu sagen, dass mein Herz für Red Bull schlägt", sagt der ehemalige Pilot des österreichischen Teams. "Wenn einer ihrer Piloten gewinnt, dann wäre ich auf das ganze Programm stolz. Es gibt keinen schlechten potenziellen Anwärter. Das sind alles gute Fahrer, die uns eine tolle Show gezeigt haben. Aber man muss Mark als Favorit auf der Rechnung haben."