• 21.04.2010 19:08

  • von Markus Miksch

Coulthard: "Lächerlich, Michael schon abzuschreiben"

David Coulthard und Norbert Haug stellen sich hinter Michael Schumacher und glauben, dass der Kerpener sein wahres Können noch zeigen wird

(Motorsport-Total.com) - Die Fans von Michael Schumacher sind derzeit enttäuscht, dass der Rekordweltmeister die hohen Erwartungen, die in ihn gesetzt wurden, kaum erfüllen konnte. Dazu mischt sich nun von manchen Seiten Kritik dazu. Schumacher selbst lässt diese nach außen hin kalt und verspricht Besserung. Auch viele Experten sind der Meinung, dass "Schumi" noch nicht der Alte ist, sich aber auf einem guten Weg befindet. Dem schließen sich auch Mercedes-Motorsportchef Norbert Haug und sein früherer Rivale David Coulthard an.

Titel-Bild zur News: David Coulthard

David Coulthard will sich noch Zeit lassen, bis er ein Urteil über "Schumi fällt

"Es ist lächerlich, Michael schon nach vier Rennen abzuschreiben", ist Coulthard überzeugt. "Ich sage dasselbe dazu wie beim Wechsel von Jenson Button zu McLaren. Man muss mindestens eine halbe Saison abwarten, bevor man überhaupt anfangen kann, darüber zu diskutieren, ob sie die Leistung bringen oder nicht. Denn es geht ohne Tests direkt von einem Rennwochenende zum nächsten." Erschwert wird der Eingewöhnungsprozess auch laut Haug durch das aktuelle Regelwerk: "In der Vergangenheit gab es Tests und es gab für jeden Fahrer individuelle Einstellungen, jetzt ist das alles begrenzt."#w1#

Haug und Coulthard teilen auch die Meinung, dass das Auto und Schumacher noch nicht optimal miteinander harmonieren. "Es braucht seine Zeit, die Autos zu entwickeln. Man bekommt nicht vor jedem Grand Prix neue Upgrades, sondern es dauert drei, vier oder fünf Rennen, bis sie kommen. Deshalb müssen wir geduldig sein", gibt der Schotte zu bedenken. Haug meinte zu diesem Thema gegenüber 'Autosport': "Wir müssen fair bleiben. Als Michael zurückkam war das Auto noch nicht so gut, wie es sein müsste."

Dennoch konnte Teamkollege Nico Rosberg mit dem gleichen Auto bereits zwei Mal auf das Podium fahren. "Vielleicht ist Nico der schnellste Fahrer der Welt", witzelt Haug, der aber zugibt, dass der Abstand im Qualifying größer war, als vermutet. "Ich glaube auch, dass wir etwas am Auto finden, was die Sache löst", ist der Mercedes-Motorsportchef überzeugt, der für Schumacher nicht den Verteidiger spielen möchte. "Er ist eine Institution, er hat sich dem Kampf gestellt. Wenn Sie fragen: Hat er sich die letzten vier Rennen so vorgestellt? Ganz sicher nicht." Laut Haug war der Mercedes beim Saisonauftakt in Bahrain nicht für mehr als Platz fünf gut, wo Schumacher Sechster wurde.

Hingegen wäre in Melbourne durchaus der Sieg möglich gewesen. "Er war in der ersten Kurve Vierter und wurde unabsichtlich abgedrängt. Er lag vor dem späteren Sieger und ich glaube, mit der richtigen Reifenwahl wäre da einiges drin gewesen." Nach der gelösten Radmutter in Malaysia gab es in Schanghai erneut nur einen enttäuschenden zehnten Platz. "Schauen Sie sich die dominierenden Red Bull an", vergleicht Haug. "Die haben sich beim vierten Rennen auch schwer getan, und die sind ganz bestimmt nicht langsam. Aber so richtig strahlen wie bei den Rennen davor konnten sie da auch nicht. Weil Zustände herrschten, die eben nicht kalkulierbar waren."

Haug beteuert, dass das komplette Team voll hinter "Schumi" steht. "Ich bin felsenfest davon überzeugt, dass er in die richtige Richtung kommt und bald gute Ergebnisse einfahren wird." Die Entwicklung des MGP W01 geht laut dem 57-Jährigen jedenfalls den richtigen Weg: "Wir müssen das Auto sukzessive verbessern, allerdings bin ich auch da für saubere Analysen. Wir waren weniger als vier Zehntel hinter der Polezeit von Vettel. Auf einer Strecke wie in China ist das nicht so schlecht. Wir waren weniger als anderthalb Zehntel von der ersten Reihe weg. Und das war schon ein Stück näher an der Spitze dran als das schon mal der Fall war."