• 07.07.2007 10:01

Coulthard: Junge Fahrer haben keinen Nachteil mehr

Der Routinier auf der Pressekonferenz über Hamiltons Einstieg in die Formel 1 und warum erfahrene Piloten heute kaum Vorteile gegenüber Neulingen haben

(Motorsport-Total.com) - Frage: "Lewis Hamilton ist mit bemerkenswertem Erfolg in die Formel 1 eingestiegen und ich denke, dass er eine unglaubliche Vorbereitung und Unterstützung durch McLaren genossen hat. Ich frage mich, ob dies den Job eines Formel-1-Piloten neu definiert hat, denn für Lewis war es fast ein Vollzeit-Job, da er so viel Zeit in der Fabrik verbracht hat. Ist dies ein neuer Weg, um Fahrer in die Formel 1 zu bringen?"
Coulthard: "Da ich Teil des McLaren-Systems war, kenne ich einige der Anlagen, die sie bis zu dem Punkt hatten, an dem ich das Team verließ. Ich wäre ziemlich überrascht, wenn ein Grand Prix-Team ein solch komplettes Simulations-Paket hätte, das die Fahrer verwenden können. Es ist natürlich eine hoch moderne Anlage, womöglich moderner, als alle anderen da draußen."

Titel-Bild zur News: David Coulthard mit Lewis Hamilton

David Coulthard mit Lewis Hamilton: Rookies haben kaum Nachteile mehr

"Aber Lewis musste sich seinen ganzen Weg über selbst beweisen, ansonsten wäre er nicht hier. Es ist keine Wohltätigkeitsarbeit, die McLaren leistet. Sie haben investiert, da sie das Talent sahen, und sie haben ihm während dieser Zeit geholfen, sich zu entwickeln."#w1#

"Wie viel Zeit ein Fahrer in der Fabrik verbringt? Ich denke, es ist tendenziell so, dass die Jungs in ihren ersten Jahren, die ganze Zeit in die Fabrik gehen, alle möglichen Dinge tun, wenn sie so zugänglich sind, noch mit 'EasyJet' fliegen."

"Ich habe das in den damaligen Jahren auch durchgemacht. Als ich bei Williams ein Testfahrer war, war ich jeden Tag in der Fabrik, denn, um ehrlich zu sein, ich hatte ansonsten nichts zu tun. Ich versuchte, so viele Informationen wie möglich aufzusaugen und für die Zukunft eine Karriere aufzubauen."

"Wenn Lewis in sein Leben hineinwächst, dann wird es unvermeidbar sein, dass er weniger Zeit in der Fabrik verbringt, denn es wird einfach die Zeit dazu nicht geben. Er wird die Energie und Erholungszeit brauchen, um den bereits erreichten Level während der kommenden zehn bis 15 Jahre zu halten, wie lange er auch immer in der Formel 1 bleiben möchte."

"Ich denke also, dass dies die Frage etwas erweitert, ich denke nicht, dass man dies endgültig abhaken und sagen kann, dass dies der Plan ist, denn ich meine, dass es ein kontinuierlicher Entwicklungsprozess ist. Das ist das Fantastische an der Formel 1 und unserem Business, man kann nie sagen 'Richtig, das ist es'."

"Man muss immer einen anderen Weg finden, ein anderes Limit, und sich konstant verbessern. Und ich bin mir sicher, dass dies McLaren so tut, so wie wir das bei Red Bull auch versuchen. Und ihr solltet das auch tun, eine Entwicklung im Leben, eine Entwicklung im Job haben."

Frage: "Wenn man in einem Auto einen sehr talentierten Neuling hat, wie sehr ist er dann abhängig von der Arbeit eines erfahrenen Fahrers im anderen Auto? Und bis zu welchem Grad kann man dank der modernen Simulations-Tools und der Computer, die das Setup der Autos analysieren, mit einem erfahrenen zweiten Fahrer mithalten?"
Coulthard: "Nun, ich würde denken, dass die Telemetrie Systeme selbst damals, als ich begann, mächtig genug waren, um dich in die Lage zu versetzen, alle Fahrer-Inputs zu sehen: Bremsen, Lenken, Gangwahl - all diese Kanäle stehen dem Fahrer und seinen Ingenieuren zur Verfügung."

"Selbst wenn du das gleiche Setup hast und einer der Fahrer etwas mehr Untersteuern hat, dann wäre man in der Lage zu analysieren, ob dies an einer bestimmten Fahrtechnik oder einfach an kleinen Unterschieden liegt, die man manchmal in Aerodynamik-Paketen hat, wenn man alles zusammenschraubt."

"Ich denke, dass die Tage, als ein älterer, erfahrener Fahrer im Vergleich zu dem jüngeren, unerfahrenen Fahrer profitieren konnte, jene Tage vor der Einführung der Telemetrie waren. Damals war das eher ein Versteckspiel, das ist kein Teil der modernen Formel 1 und aus diesem Grund denke ich, dass dir das Team sehr helfen kann, wenn man schnell ist."

"Die meisten der Setups, mit denen wir heute an der Rennstrecke ankommen, stammen aus tausenden Simulationen, die durchgeführt werden, um das richtige Aerodynamik-Paket zu bestimmen. Aber es gibt auf jeder Rennstrecke zwangsläufig mehrere Wege, die man einschlagen kann."

"Man kann in Silverstone mit einem Paket für viel Abtrieb fahren und eine sehr gute Rundenzeit fahren, und man kann mit einem Paket für wenig Abtrieb fahren und die gleiche Rundenzeit schaffen. Du beginnst dann, dir andere Gebiete der Leistung anzuschauen."