Coulthard: "Jenson strotzt im Moment vor Selbstvertrauen"
Für David Coulthard könnte Jenson Button nach dem Sieg beim Formel-1-Auftakt im Teamduell gegen Lewis Hamilton psychologisch im Vorteil sein
(Motorsport-Total.com) - Nach der enttäuschend Saison 2011 soll das Rennjahr 2012 für Lewis Hamilton erfolgreicher verlaufen. Mit geordnetem Privatleben und frischer Motivation will der Brite seine Kritiker durch Leistungen auf der Rennstrecke eines Besseren belehren. Beim Saisonauftakt schien diese Rechnung zunächst aufzugehen, mit einer Traumrunde stellte der 27-Jährige seinen McLaren auf die Pole Position. Um über sieben Zehntelsekunden ließ der die beiden Red Bull, die in der vergangenen Saison die Qualifyings dominiert hatten, hinter sich.

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Nach dem Rennen in Melbourne: Button obenauf, Hamilton geknickt
Auch der ehemalige Formel-1-Pilot und heutige TV-Experte David Coulthard war von dieser Vorstellung seines Landsmanns beeindruckt. "Da dachte ich wirklich, er würde das Wochenende dominieren", schreibt der Schotte in seiner Kolumne in der Tageszeitung 'The Telegraph'. Doch Coulthard und auch Hamilton hatten die Rechnung ohne Jenson Button gemacht. Kurz vor Ende der Qualifikation kam dieser bis auf eineinhalb Zehntelsekunden an die Bestzeit seines Teamkollegen heran.
"Jenson hat dann am Funk sofort zu seinem Ingenieur gesagt, dass er das Gefühl gehabt habe, er hätte noch schneller fahren können", hat Coulthard registriert. "Bei der Pressekonferenz hat er diese Aussage wiederholt, während Lewis neben ihm saß." Erste Anzeichen für einen kleinen Psychokrieg unter den Teamkollegen? "Vielleicht, aber Jenson strotzt im Moment vor Selbstvertrauen", so Coulthard. (Vergleich Button-Hamilton bei McLaren in der Formel-1-Datenbank)
Button psychologisch im Vorteil?
Im Rennen war das Teamduell der beiden McLaren-Piloten im Grunde schon nach der ersten Kurve entschieden. Von Platz Zwei aus gewann Button den Start, überholte seinen Teamkollegen und fuhr anschließend an der Spitze des Feldes zu einem ungefährdeten Grand-Prix-Sieg. Hamilton hingegen fiel während der Safetycar-Phase noch hinter den im Rennen wiedererstarkten Sebastian Vettel zurück. "Das war zwar ein wenig unglücklich für Lewis, aber dennoch war er während des Rennens nicht in der Lage, Jenson anzugreifen", stellt Coulthard fest.
Die Körpersprache der beiden McLaren-Fahrer sprach nach dem Rennen Bände. Während Button über das ganze Gesicht strahlte, musste sich Hamilton offensichtlich zu einem gequälten Lächeln zwingen. Während der Pressekonferenz beantwortete er mechanisch der Fragen der Journalisten, die Enttäuschung war dem 27-Jährigen deutlich anzumerken. "Hat das Lewis' Selbstvertrauen einen Knacks geben", fragt sich Coulthard?
"Das werden wir an diesem Wochenende in Malaysia herausfinden." Nach dem Rennen in Sepang sei laut Coulthard das Kräfteverhältnis deutlicher erkennbar, denn die Strecke im Albert Park sei von der Charakteristik her ziemlich einzigartig. Für den 40-Jährigen steht zwischen den beiden Grands Prix ein wahrer Reisemarathon auf dem Programm. Coulthard flog von Melbourne in 36 Stunden nach Valencia, wo er gestern und heute für Mercedes in der DTM testet. Anschließend geht es weiter nach Sepang.
Coulthard erwartet spannende Saison
Trotz des starken Auftakts von McLaren und Button rechnet Coulthard mit einer sehr engen und ausgeglichenen Saison. "Im vergangenen Jahr gewann Vettel in Australien von der Pole und fuhr dann allen auf und davon. Das ist kein Zeichen mangelnden Respekts für Jenson sein, aber ich glaube nicht, dass sich das in dieser Saison wiederholt."
Besonders gefreut hat Coulthard auch die Vorstellung seines ehemaligen Teams Williams. "Pastor Maldonado hat bis zu seinem Unfall in der letzten Runde mit Alonso um Platz fünf gekämpft. Wer hätte damit gerechnet? Das ist das Tolle an dieser Formel-1-Saison. Es ist unglaublich schwierig, etwas vorauszusagen", so Coulthard abschließend.

