• 17.05.2002 10:59

  • von Marcus Kollmann

Coulthard: In Monaco sind wir konkurrenzfähiger

Der McLaren-Pilot über den Heidfeld-Sato-Unfall in Österreich und warum die Silberpfeile in Monaco wohl etwas stärker sein werden

(Motorsport-Total.com/Haymarket) - In den letzten vier Rennen konnte McLaren-Mercedes-Pilot David Coulthard an jedem Rennsonntag WM-Punkte holen und in Brasilien als Drittplatzierter und in Spanien als Zweitplatzierter sogar auf das Podium klettern. Mit der bisherigen Punkteausbeute von 12 WM-Zählern kann und will der Schotte, der vor Saisonbeginn Hoffnungen hegte dieses Jahr um die Fahrerweltmeisterschaft mitkämpfen zu können, jedoch nicht zufrieden sein.

Titel-Bild zur News: David Coulthard im Cockpit seines Silberpfeils

"DC" hofft, dass McLaren-Mercedes in Monaco konkurrenzfähiger ist

Obwohl er sich im teaminternen Stallduell in der Qualifikation bereits vier Mal Kimi Räikkönen geschlagen geben musste, ist es aber nicht die Form des Schotten, welche für die derzeit bedächtige Leistungsfähigkeit der Silbernen verantwortlich ist.

Hatte Coulthard schon beim Ferrari-Heimspiel in San Marino die "Erniedrigung" ertragen müssen von Michael Schumacher überrundet zu werden, musste sich der Twynholmer zuletzt beim Österreich-GP Jordans Giancarlo Fisichella geschlagen geben. Später sprach der 31-Jährige über die Ferrari-Stallorder, sein eigenes Rennen, wie er den Rennunfall zwischen Nick Heidfeld und Takuma Sato erlebte und seine Hoffnungen für den nächste Woche anstehenden Großen Preis von Monaco.

In anderen Sportarten akzeptiert man die Teamorder...

Frage: "David, was denkst du über die Ferrari-Stallregie?"
David Coutlhard: "Wie man ganz deutlich an den Reaktionen der Zuschauermenge erkennen konnte, waren sie damit absolut nicht einverstanden. Aber die Formel 1 ist ein Sport wie es das Radfahren oder andere Teamsportarten auch sind und das erlaubt es den Teams vertragstechnisch betrachtet einen Fahrer vor dem anderen zu favorisieren. Das ist auch bei der Tour de France nicht anders. Doch dort regt sich niemand darüber auf. In der Formel 1 versteht und akzeptiert man das aber nicht, denn dass Teams ganz klar eine Nummer 1 und eine Nummer 2 haben, gibt es nicht so oft."

Frage: "Glaubst du, dass die Formel 1 dadurch Schaden genommen hat?"
Coutlhard: "Ich denke, dass wir alle die Antwort darauf kennen. Ich möchte da auch nicht mit reingezogen werden. Tatsache ist, dass Rubens einen Vertrag unterschrieben hat der es seinem Team ermöglicht so etwas von ihm zu verlangen. Und das ist der Anfang und das Ende dieser Sache. Doch wir alle sind auch Fans dieses Sports und so wie es gelaufen ist, so stellen wir uns den Verlauf eines Grand Prix nun einmal nicht vor. Doch wenn man sich zurück an die Tage erinnert in denen Fangio oder tirling Moss unterwegs waren, dann weiß man, dass diese Fahrer aus ihren Autos damals ausgestiegen sind und es ihrem Teamkollegen überlassen haben... Für die Zuschauer hat sich doch nicht wirklich etwas verändert."

Als Heidfeld in Schwierigkeiten geriet, war ich direkt neben ihm

Frage: "Okay, wie verlief dein eigenes Rennen?"
Coutlhard: "Ich denke, dass ich nicht mehr als Fünfter zu werden erreichen hätte können. In Turn 8 wurde ich vom Öl auf der Strecke überrascht und Fisi machte ein gutes Manöver. Ich bin natürlich enttäuscht, doch so ist es nun einmal gelaufen. In der Vergangenheit hatte ich mit den Gelben ziemlich viel Glück und zu Beginn des Rennens hielt ich mich aus dem Trouble mit Nick Heidfeld heraus. Als er die Kontrolle über sein Auto verlor, war ich direkt neben ihm, und ich konnte mich aus dem Ganzen heraushalten. In einer Situation wie dieser, wenngleich ich persönlich enttäuscht bin auf dem Öl ausgerutscht zu sein, haben wir als Team doch nur einen einzigen Punkt verloren."

Frage: "Hast du gesehen was bei Nick passiert ist?"
Coutlhard: "Ich glaube, dass seine Bremsen einfach nicht auf Temperatur waren. Ich war gerade leicht beim Anbremsen und überholte ihn und entschied dann ungefähr 120 Meter vor der Kurve zu bremsen. Normalerweise bremst man nicht später als 100 Meter davor. Ich wusste, dass die Bremsen greifen würden. Mein Heck bremste jedenfalls und ich glaube, dass sich bei ihm die Carbon-Bremsen urplötzlich erhitzten und das war es dann."

"Ich befürchtete das Schlimmste"

Frage: "Was hast du gedacht, als du den Unfall gesehen hast?"
Coutlhard: "Es war einfach fürchterlich. Als ich es sah, als ich entlangfuhr und einen Fahrer in einem der Autos sitzen sah, da befürchtete ich das Schlimmste. Das war ja ein heftiger Unfall gewesen und ich bin froh, dass Taku in Ordnung ist."

Frage: "Was denkst du über deine eigene Pace im Rennen? Du hast nicht wirklich damit gerechnet mit einem Jordan zu kämpfen oder?"
Coutlhard: "Stimmt, doch die Bridgestone-Reifen waren hier wirklich gut. Wir hatten beim Boxenstopp ein Problem mit dem Nachtanken und deshalb war ich schwerer als es eigentlich hätte sein sollen. Wenn man sich die Qualifikation anschaut, sieht man, dass der Abstand zwischen dort wo wir waren und dort wo sie standen nicht sehr groß gewesen ist. Ich denke, dass du uns nur mit den Michelin-bereiften Teams vergleichen kannst."

Frage: "Und wie siehst du Jacques Villeneuve Überholmanöver das er gegen dich durchgeführt hat?"
Coutlhard: "Das war ein erstklassiges Manöver, keine Frage. Da ich weiß wie verrückt er ist, dachte ich 'Okay, ich lasse ihn gar nicht erst im Zweifel darüber was ich tun werde' und bremste so spät wie ich nur konnte. Bei solchen Zweikämpfen mit Jacques kann es aber entweder nur ein tolles Manöver werden oder man landet im Kiesbett. Er hat ein tolles Überholmanöver gemacht."

Werden in Monaco etwas konkurrenzfähiger sein

Frage: "Irgendwelche Vorstellungen bezüglich Monaco?"
Coutlhard: "Was die Traktionskontrolle betrifft, so waren wir dort im letzten Jahr gar nicht so schlecht, denn unser Speed war gut. Auch wenn Renault in diesem speziellen Bereich in diesem Jahr sehr stark aussieht, so ist das kein Grund warum das Probleme bereiten sollte. Von den Reifen her war Eddie Irvine Fünfter oder Sechster in der Startaufstellung, weshalb die Michelins dort also nicht zu schlecht gewesen sind. Wir könnten also etwas konkurrenzfähiger sein, denn wir haben den benötigten Abtrieb."

Frage: "Denkst du, dass die Schwächen in eurem Package sich dort weniger auswirken werden als auf anderen Strecken?"
Coutlhard: "Wir sollten konkurrenzfähiger sein, doch die guten Boliden werden weiterhin die besten Autos sein. Es wird ganz sicher schwierig. Ferrari schlagen? Das kann man vergessen. Williams wird auch sehr stark sein."

Frage: "Aber in den Strassen von Monte Carlo zählen die Fähigkeiten eines Fahrers etwas mehr als auf anderen Strecken..."
Coutlhard: "Es ist dort nicht wichtiger als woanders. Sobald jeder die Strecke beherrscht, geht es nur noch um den reinen Speed den man gehen kann. Wenn jemand das erste Mal in Monaco unterwegs ist, dann wird man einen Vorteil gegenüber diesem Fahrer haben, doch wenn man schon einmal da gefahren ist... Mit großen Überraschungen ist also nicht zu rechnen oder doch? Mark Webber wird sicher nicht auf Pole Position stehen. Er ist ein guter Fahrer, doch mit seinem Auto ist das einfach nicht drin..."