• 26.10.2009 13:21

  • von Christian Nimmervoll & Stefanie Szlapka

Coulthard hat wieder Lust auf Autorennen

Ein Jahr nach seinem Rücktritt gibt David Coulthard zu, dass ihm der aktive Rennsport fehlt: "Wollte erst einmal eine Auszeit nehmen"

(Motorsport-Total.com) - 246 Grands Prix hat David Coulthard zwischen 1994 und 2008 absolviert, den letzten vor einem Jahr in São Paulo. Doch obwohl er damals glaubte, von der Formel 1 ein für alle Mal genug zu haben, stehen die Dinge mit ein wenig Abstand ganz anders. Der 38-Jährige gibt offen zu, dass ihm die Königsklasse und der aktive Rennsport insgesamt fehlen.

Titel-Bild zur News: David Coulthard

David Coulthard war am Wochenende beim DTM-Finale in Hockenheim zu Gast

Er sei jetzt "heißer als im letzten Jahr, in dem ich gefahren bin", gesteht Coulthard und sagt: "Es ist wie bei allem im Leben: Man nimmt etwas als selbstverständlich hin, wenn es immer verfügbar ist. Für mich war es immer ein Privileg, dass ich in der Formel 1 fahren konnte, aber selbst wenn man dieses Gefühl hat, nimmt man es nach 15 Jahren doch ein bisschen als selbstverständlich hin. Erst wenn man aufhört, blickt man zurück und denkt sich: 'Wow, vielleicht hätte ich mehr lächeln sollen, vielleicht hätte ich diese Chance mehr genießen sollen.'"#w1#

Dieses Jahr nur ein Renneinsatz

Angeblich hätte der heutige Red-Bull-Berater dank der Verbindung zwischen Red Bull und Audi 2009 DTM fahren können, doch das soll er abgelehnt haben. Auch die 24 Stunden von Le Mans waren zwischenzeitlich ein Thema. Allerdings kam keines dieser Engagements wirklich zustande, sondern es bleibt in diesem Jahr bei einem Auftritt beim Race of Champions in Peking. Die dortige Veranstaltung hat jedoch eher Showcharakter.

"Das Naheliegendste wäre gewesen, mit Norbert (Haug; Anm. d. Red.) zu sprechen, aber das habe ich nicht getan", sagt "DC" über ein mögliches Mercedes-DTM-Engagement. "Ich wollte erst einmal ein Jahr Auszeit nehmen, um zu schauen, ob mir das Rennfahren fehlt und welche anderen Möglichkeiten sich außer der Formel 1 bieten. Dieses Jahr ist so schnell vergangen, wir denken jetzt schon wieder über unsere Weihnachtsgeschenke nach. Ich weiß also nicht, ob es jetzt nicht schon zu spät ist."

"Ich vermisse das Rennfahren, ich vermisse das Adrenalin und die Aufregung vor dem Rennen." David Coulthard

"Ich vermisse das Rennfahren, ich vermisse das Adrenalin und die Aufregung vor dem Rennen. Ich dachte immer, dass sich das legt, je weiter das Jahr voranschreitet, aber bisher war das nicht der Fall", so der 13-fache Grand-Prix-Sieger. "Das einzige Rennen, an dem ich in diesem Jahr teilnehmen werde, ist das Race of Champions in Peking. Aber darauf freue ich mich, denn es wird in diesem Jahr das einzige Mal sein, dass ich eine Art Wettbewerbsgeist spüre."

Sollte er tatsächlich in die DTM (Weitere Infos finden Sie in unserer DTM-Rubrik!) wechseln wollen, dann müsste er sich rasch entscheiden: "Ich denke, dass man nicht zu lange warten kann - zwei Jahre wären das Maximum", vermutet Coulthard, der sich allerdings weiterhin fit hält und immer noch weiß, wie man ein Rennauto bewegt: "Ich mache immer noch PR-Auftritte für Red Bull, bei denen ich den Rennanzug anziehe und ein altes Formel-1-Auto fahre. Es ist also nicht so, dass ich gar nichts gefahren bin."

"Ich bin in diesem Jahr etwa zehnmal mit dem Auto gefahren und ich fahre es nächste Woche wieder, wir machen ein Feature für 'Top Gear'. Ich muss also immer noch in meinen Rennanzug passen, ich muss weiter trainieren und ich muss weiter wissen, wie alles funktioniert. Ich habe nicht komplett aufgehört", sagt der Brite und entgegnet auf die Frage, ob ihm das Rennfahren fehle: "Ich bin 26 Jahre lang Rennen gefahren. Das ist eine lange Zeit."

Le-Mans-Angebot als Paydriver abgelehnt

Auf jeden Fall will er für ein Comeback die richtige Gelegenheit abwarten: "Anfang der Saison hatte ich das Angebot, in Le Mans zu fahren, aber das Team, das mit mir gesprochen hat, wollte, dass ich Geld mitbringe. Ganz ehrlich gesagt liegt mir das Konzept nicht, dass ich für das Rennfahren bezahlen soll. Das kommt einem recht seltsam vor, wenn man ein professioneller Rennfahrer war. Deshalb habe ich das Angebot abgelehnt", erklärt Coulthard.

"Es ist erst ein Jahr vergangen und die Zeit verfliegt." Mika Häkkinen

"David ist nicht jemand, der etwas nur zum Spaß macht", wirft sein ehemaliger Teamkollege Mika Häkkinen ein. "Man muss hart arbeiten, man muss sich einbringen. Das ist nicht so einfach. Es ist ein großer Job und eine große Verantwortung, die man übernimmt. Deshalb muss man nicht nur einmal und nicht nur zweimal darüber nachdenken, sondern viele Male, bevor man eine solche Entscheidung trifft. Und wie David selbst sagt: Es ist erst ein Jahr vergangen und die Zeit verfliegt."

Häkkinen muss es wissen, schließlich wechselte er selbst nach dem Ende seiner Formel-1-Karriere in die DTM. Dort gewann er zwar Einzelrennen, im Meisterschaftskampf spielte er jedoch nie eine ernsthafte Rolle. Ende 2007 beendete er nach drei Jahren auch seine DTM-Laufbahn. Zwischen Formel 1 und DTM lagen bei ihm drei Jahre. So gesehen hat Coulthard noch Zeit. Kontakt zur Motorsportszene hält er ja durch seinen Job als TV-Experte für die 'BBC'.

Der habe ihm 2009 "Spaß gemacht", räumt er ein: "Beim Fernsehen bekommt man ein bisschen Adrenalin, weil es live ist. Wenn man also etwas Dummes sagt, dann ärgert man sich, aber wenn man etwas Gutes sagt, dann fühlt man sich auch gut. Und man hat immer den Zeitdruck", sagt der Wahlmonegasse, der auch durch seine Lebensgefährtin Karen Minier, eine TV-Reporterin, Einblick in die Welt des Journalismus bekommen hat.

Daher gibt Coulthard zu: "Man sieht nun auch Artikel und Magazine anders. Als Fahrer ist man so beschäftigt, da sind die einem ehrlich gesagt egal. Aber nun bin ich kein Fahrer mehr. Wenn ich einen Artikel lese, dann denke ich: 'Ah, das ist ein guter Artikel, er ist ausgewogen.' Ich verstehe euch Journalisten jetzt, warum ihr gewissermaßen stolz seid, wenn ihr gut recherchiert und eine gute Story schreibt. Ich lerne also dazu."