• 24.08.2006 19:29

Coulthard: "Christian tut mir leid"

Der Red-Bull-Pilot über die Karriere von Christian Klien, das vorzeitige Karriere-Aus von Jacques Villeneuve und den WM-Kampf 2006

(Motorsport-Total.com) - Frage: "Im Vorjahr fuhrst du im Rennen hier von Startplatz zwölf auf den siebten Rang. Was denkst du von dieser Strecke?"
David Coulthard: "Es ist eine großartige Strecke, eine der besseren neuen Kurse, die wir haben, denn die Kurven sind sehr herausfordernd. Die Kurve acht hat im Vorjahr viele Probleme verursacht, da es einige Bodenwellen gab, zudem ist es eine Hochgeschwindigkeitskurve. Aber das Ergebnis aus dem Vorjahr spielt keine Rolle, denn heute ist alles anders, wir haben auch wieder Reifenwechsel. Wir geben einfach das Beste und versuchen, Punkte zu holen."

Titel-Bild zur News: David Coulthard

David Coulthard hat Mitleid mit seinem derzeitigen Teamkollegen Christian Klien

Frage: "Beim vergangenen Rennen in Ungarn schafftest du es von Rang 13 auf Platz fünf, obschon jeder in dein Auto zu fahren schien. Ging es einfach nur darum, das Auto im Rennen zu halten und Punkte zu holen?"
Coulthard: "Da war schon noch etwas mehr nötig. Bei solchen wechselhaften Bedingungen kann viel passieren und viele können Geschichten erzählen, wie sie das Rennen hätten gewinnen können. Aber beim Fallen der karierten Flagge steht das Ergebnis fest und es war der Tag von Jenson. Für uns als Team waren die Punkte auch gut."#w1#

Frage: "Nach dem Rennen wurde dein neuer Teamkollege bekannt gegeben: Mark Webber. Was denkst du darüber?"
Coulthard: "Es ist toll für das Team, zwei erfahrene Fahrer zu haben. Aber Christian (Klien) tut mir auch leid, denn es war ein unglückliches Jahr für ihn. Ich denke, er hat einen guten Speed und ist noch sehr jung. Man sollte daran erinnern, dass man im Alter von 19 oder 20 Jahren, wenn man in dieses Rampenlicht rückt, noch sehr jung ist und womöglich noch bei den Eltern wohnt. Wir alle können uns an den Übergang erinnern, als wir begannen, auf eigenen Füßen zu stehen. Meine Meinung ist, dass er zu schnell hierher kam und daher keine Chance hatte, sein Talent zu zeigen."

"Daher endet auch seine Beziehung mit Red Bull Racing zu schnell und er hat es schwer, in der Formel 1 einen anderen Platz zu finden. Aber das ist ein Verlust für die Formel 1, denn er fährt gut und bringt gutes Feedback. Aber zurück zu Mark. Ich habe vielleicht das konstantere Ergebnisniveau in der Formel 1. Er kam etwas älter in die Formel 1, war etwas erfahrener und konnte so die Gelegenheiten besser nutzen. Unser Ziel ist es, die bestmöglichen Ergebnisse für das Team einzufahren."

Villeneuve zeigte Charakterstärke

Frage: "Was hast du in der Formel-1-Pause gemacht?"
Coulthard: "Ich habe etwas Zeit für mich zu Hause verbracht, bin etwas Mountainbike gefahren, war wandern und fuhr mit meiner Verlobten umher. Nur solche Dinge eben."

Frage: "Du kennst Jacques Villeneuve sehr gut. Was denkst du über seine Formel-1-Karriere und das plötzliche Ende?"
Coulthard: "Er hat auch bei BAR schon vor einem Saisonende aufgehört, es gehört also wohl zum Charakter von Jacques, vorzeitig aufzuhören. Er ist jemand - und jeder, der Zeit mit ihm verbracht hat, weiß das -, der feste Meinungen hat. Das ist eine seiner Stärken. Ich denke nicht, dass alles so klar war, wie den Medien nach Hockenheim erklärt wurde."

"Ich denke, er hat einen großartigen Charakter und er hatte eine tolle Motorsportkarriere, nicht nur in Amerika, sondern auch in der Formel 1. Und das ist unabhängig davon, wo man ihn als Fahrer einordnet. Es sind Ergebnisse, auf die ich extrem stolz wäre. Dass seine Karriere eben so endet, geschieht im Einklang mit seinem Charakter. Ich bin sicher, dass er woanders wieder auftauchen wird, etwas anderes fahren wird. Aber er wird weiter aus dem Herzen sprechen und auch so handeln, uns Dinge so sagen, wie er sie sieht. Das sind auch seine Qualitäten."

WM-Entscheidung und Schwingungsdämpfer

Frage: "Wer wird deiner Meinung nach in diesem Jahr Weltmeister und warum?"
Coulthard: "Ich denke, das weiß niemand so genau. Wenn man auf die Ergebnisse blickt, dann sieht Ferrari sehr stark aus. Aber beide Fahrer haben Weltmeisterschaften gewonnen, ich denke nicht, dass jemand an ihren Fähigkeiten zweifelt. Es hängt also wohl mehr davon ab, welches Team und Reifenhersteller in den letzten Rennen das beste Paket haben wird."

Frage: "Was sagst du zur FIA-Entscheidung hinsichtlich der Schwingungstilger und wie wird euch diese beeinflussen?"
Coulthard: "Ich denke, dass es Dinge gibt, die stärkeren Einfluss auf die Leistung haben: Reifen vor allem. Es wird vom Paket abhängen und wie es im Zusammenspiel mit den Reifen funktioniert. Bei Renault hatte mit den Michelin-Reifen einen Vorteil damit. Mit unserem System hatten wir teilweise Vorteile, aber nicht immer. Es war also ein ähnliches Hilfsmittel die Frage, ob man mehr oder weniger Abtrieb fährt, oder andere Federeinstellungen."

"Es ist derzeit heiß diskutiert, weil es mit einer Formschwäche von Renault zusammenfällt. Ich man sollte auch sagen, dass Bridgestone/Ferrari - und vor allem Bridgestone - an Leistung zulegen konnten. Der Grund, warum Renault das System behalten wollte, war sicher der, dass sie spürten, dass es ein Vorteil für sie wäre. Wenn sie die Meisterschaft nicht gewinnen, dann wird das ein Faktor sein, aber es wird nicht der einzige sein. Es gibt so viele wichtige Dinge auf der Strecke, der Abtrieb, die Leistung."