• 28.07.2009 10:26

  • von Roman Wittemeier

Coulthard: "Bitte keine Schnellschüsse"

Ex-Formel-1-Pilot David Coulthard über die neuen Diskussionen über die Sicherheit: "Was machen sie eigentlich bei Flugzeugen?"

(Motorsport-Total.com) - Der tödliche Unfall von Henry Surtees beim Formel-2-Lauf in Brands Hatch und der Unfall von Felipe Massa in Ungarn haben eine neue Diskussion über Sicherheit im Formelsport entfacht. Die Frage ist: Wie kann man den Kopf eines Piloten im Cockpit besser schützen? Die FIA lässt die Zwischenfälle von einer Kommission untersuchen und will anschließend über mögliche Maßnahmen beraten.

Titel-Bild zur News: David Coulthard

David Coulthard möchte eine sachliche Diskussion über mehr Sicherheit

"Natürlich ist der Kopf am wenigsten geschützt, aber das ist im Formelsport unumgänglich", so David Coulthard im 'Daily Telegraph'. Aus Sicht des Red-Bull-Ersatzfahrers müsse man gewisse Risiken in der Formel 1 und im Motorosport insgesamt einfach akzeptieren. "Auch wenn wir innerhalb von nur zwei Wochen zwei schlimme Unfälle hatten: Ich kann nur dazu raten, jetzt keine Schnellschüsse abzufeuern, sondern abzuwägen."#w1#

"Natürlich spricht nun alle Welt über die Sicherheit, aber das sollte mögliche Entscheidungen nicht beeinflussen", kritisiert der Schotte. "Ja klar, bei Fernando Alonso ist ein Rad abgeflogen. Aber ich finde es überzogen, Renault gleich für ein Rennen zu sperren. Das ist zu heftig. Fahrer und Teams fahren immer, bis sie nicht mehr weiter können. Das liegt in deren Natur. Alle anderen Teams akzeptieren das, weil sie genauso gehandelt hätten. Motorsport ist gefährlich und alle Teilnehmer wissen und akzeptieren das."

Man könne natürlich Maßnahmen ergreifen, doch dennoch sei der Motorsport weiterhin gefährlich. "Beide Unfälle waren äußerst unglücklich", so die Meinung von Coulthard. "Der Kopf ist sicherlich die Schwachstelle. Kopfverletzungen haben zum Tod von Ayrton Senna und Roland Ratzenberger 1994 geführt und nun auch bei Henry Surtees. Die FIA hat bezüglich der Sicherheit gute Arbeit geleistet, die Autos sind extrem sicher. Aber der Kopf ist das Hauptproblem. Es hat aber dort schon Verbesserungen gegeben."

¿pbvin|512|1810||0|1pb¿Coulthard selbst war Auslöser einer Sicherheitsinitiatve der FIA: "Als ich 2007 in Melbourne über das Auto von Alexander Wurz geflogen bin, wurden danach die Cockpitwände höher gezogen. Auch HANS ist mittlerweile eingeführt worden. Und die neuen Carbon-Helme sind gut. Ein solcher hat Felipe Massa jetzt wahrscheinlich das Leben gerettet. Trotzdem können immer mal Teile ins Cockpit fliegen. Das ist nicht ungewöhnlich. Vorausfahrende Autos wirbeln oft Steine auf."

"Ross Brawn hat gesagt, dass jede Art von Schutz von einer ein Kilogramm schweren Feder bei Tempo 200 zerstört worden wäre. Ich frage mich dann allerdings, was sie eigentlich bei Flugzeugen machen? Man kann sicherlich noch bessere Materialien erfinden, die zumindest einen Großteil der Energie absorbieren. Auch die Helme und Visiere können weiter verbessert werden, wobei das natürlich immer auch eine Frage des Gewichtes ist", meint Coulthard.

Wichtig sei ihm, so der Red-Bull-Berater, dass man die aktuelle Sicherheitsdiskussion in Ruhe führe. "Ich bin jederzeit für mehr Sicherheit in der Formel 1", betont der 246-fache Grand-Prix-Teilnehmer, "aber ich möchte nicht, dass durch irgendwelche Maßnahmen der Charakter unseres Sports in Mitleidenschaft gezogen wird. Man muss nun kühlen Kopf bewahren. Mn kann nicht einfach eine Kuppel über ein Auto bauen. Das wären dann eher Tourenwagen, die mit unserem Sport nichts zu tun haben."