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  • 20.08.2009 11:57

  • von Roman Wittemeier

Cosworth: Die Eintrittskarte in die Formel 1

Stefan-GP-Macher Zoran Stefanovic konkretisiert seine Vorwürfe an die FIA: "Ohne Cosworth keine Chance" - Klagen auch Prodrive und Epsilon-Euskadi?

(Motorsport-Total.com) - Bei der Verteilung der Startplätze für die Formel-1-Saison 2010 soll es nicht mit rechten Dingen zugegangen sein. Diesen Vorwurf hat der Serbe Zoran Stefanovic in den vergangenen Wochen nicht nur mehrfach öffentlich geäußert, sondern auch offiziell bei der Europäischen Kommission in Brüssel deponiert. Der Unternehmer hatte sich unter dem Titel Stefan GP um einen Startplatz für die kommende Saison beworben, war aber abgelehnt worden.

Titel-Bild zur News: FIA-Logo, Jerez, Circuit de Jerez

Hat die FIA tatsächlich Cosworth-Verträge als Bedingung gefordert?

Sefanovic geht fest davon aus, dass nicht die Struktur seines zukünftigen Rennstalls, auch nicht Finanzen oder technische Fähigkeiten den Ausschlag gaben, sondern eine ganz andere Tatsache. Der Serbe wollte sich Motorenlieferungen von einem der aktuell in der Formel 1 vertretenen Hersteller sichern. Doch aus Sicht von Stefanovic kam man nur mit Cosworth-Verträgen weiter. Entsprechend sieht er einen Verstoß gegen geltendes EU-Wettbewerbsrecht.#w1#

"Es ist ganz einfach", meint Stefanovic im Interview mit '422race.com'. Er erklärt: "Als wir mit Cosworth sprachen, hatten wir schriftliche Informationen darüber, dass wir deren Motor nehmen müssen. Ansonsten hätten wir keine Chance, für 2010 ausgewählt zu werden. Und das ging nicht nur mir so. Auch David Richards hat solche Informationen." Der Prodrive-Chef hatte ebenfalls seinen Unmut über das Auswahlverfahren der FIA zum Ausdruck gebracht.

Falscher Rat von Ecclestone?

Richards hätte gern zum Jahr 2010 seine lang geplante Formel-1-Partnerschaft mit McLaren-Mercedes begonnen, doch auch er bekam für das kommende Jahr keinen Startplatz. Ebenso erging es Epsilon-Euskadi-Chef Joan Villadelprat. "Joan hat von Tony Purnell (Technikberater der FIA; Anm. d. Red.) die gleichen Informationen bekommen", so Stefanovic. Sowohl Prodrive als auch Epsilon-Euskadi hätten den Gang nach Brüssel erwägt, aber schließlich nicht vollzogen.

"Es geht mir um Transparenz", meint der Serbe, der nach wie vor darauf hofft, dass ihn Richards und Villadelprat im Zuge der Prüfung des FIA-Verfahrens durch die EU unterstützen. "Sie haben Angst. So sehe ich das jedenfalls", erklärt Stefanovic das Verhalten seiner Mitstreiter. Das Problem von Prodrive und Epsilon-Euskadi ist offenkundig: Beide Teams haben sich als Nachrücker für das BMW Sauber F1 Team beworben. Da will man es sich nicht sofort wieder mit der FIA verscherzen.

Stefanovic will mit seiner Beschwerde bei der EU nicht nur um Gerechtigkeit kämpfen, sondern dem Serben schweben zwei andere Dinge vor: Neuaufnahme des Auswahlverfahrens und Entschädigung für die bisher getätigten Investitionen. Stefanovic hat mit seinem Unternehmen AMCO viele Vorleistungen erbracht. Es wurden Machbarkeitsstudien erstellt, ein Grobdesign begonnen und mit Mike Coughlan holte man sich einen erfahrenen Formel-1-Techniker an Bord.

Bei der EU in Brüssel hat man nach der Stefanovic-Beschwerde ein entsprechendes Verfahren in Gang gesetzt. "Das dauert eine Weile", meint der Formel-1-Bewerber, "aber wir stehen in ständigem Kontakt. Sie fordern immer wieder Unterlagen und Informationen an. Also wird das Thema sicherlich ernst genommen. Eigentlich wird bei solchen Fällen das gesamte Verfahren von der EU annuliert. Ich bin selbst Jurist und kenne mich da aus. Ein privates Unternehmen könnte solche Bedingungen stellen, ein öffentlicher Verband hingegen nicht. Es müsste zumindest alles transparent sein."

Bernie Ecclestone

Stefanovic-Vorwurf: War bei Bernie Ecclestone schlechter Rat teuer? Zoom

Die Formel-1-Bewerbung von Stefan GP ist anscheinend durchaus seriös zu betrachten. Man habe bereits im Januar Verhandlungen mit Motorenpartner und der FIA aufgenommen, sagt Stefanovic: "Wir haben eine offizielle Nennung abgegen und standen bereits im März auf der Liste. Wir hatten alles erledigt, was nötig war. Wir haben uns mit Bernie Ecclestone getroffen und ihn von unserem seriösen Plan überzeugt."

"Er hat dann Max Mosley angerufen und zu Mike Coughlan sogar gesagt: 'Willkommen zurück'. Ecclestone hat uns gesagt, wie wir uns verhalten sollen. Daran haben wir uns vollständig gehalten. Für uns war eigentlich alles in trockenen Tüchern", so Stefanovic. Er fügte hinzu: "Ecclestone war es, der uns sagte, dass wir uns vielleicht nach anderen Motoren umschauen sollten. Daher haben wir uns entschieden, nicht mit denen zu arbeiten, sondern uns nach etwas anderem umzuschauen."