Concorde: Ecclestone setzt Mercedes unter Druck

Formel-1-Geschäftsführer Bernie Ecclestone zeigt weiterhin keine Kompromissbereitschaft, was das neue Concorde-Agreement für Mercedes angeht

(Motorsport-Total.com/SID) - Formel-1-Geschäftsführer Bernie Ecclestone spricht dem Mercedes-Team die Historie ab und erhöht in der Diskussion um ein neues Concorde-Agreement den Druck: "Das Team muss wissen, was es tun will. Sie haben seit einem Monat einen Vertragsentwurf auf dem Tisch liegen", erklärt der Brite dem Fachmagazin 'auto motor und sport' und kündigt an, sich nach dem bisherigen Entwurf nicht mehr bewegen zu wollen: "Wir haben die kommerziellen Aspekte geregelt."

Titel-Bild zur News: Bernie Ecclestone und Norbert Haug

Bernie Ecclestone und Norbert Haug verhandeln derzeit mit harten Bandagen

Zwar sei Mercedes ("Wir sprechen hier über die Firma Mercedes") für die Formel 1 "sehr wichtig", meint er, schränkt aber ein: "Wenn wir es genau nehmen, dann ist Mercedes erst seit zwei Jahren in der Formel 1. Und sie haben die Weltmeisterschaft seitdem nicht gewonnen. Und nun auch erst ein Rennen." Mercedes, in den 1950er-Jahren schon Weltmeister, ist jedoch seit 1993 durchgehend in der Formel 1 vertreten und holte als Motorenpartner mit McLaren und Brawn mehrere WM-Titel.

Keine Sonderprämien für Mercedes

Ecclestone war Ende März vorgeprescht und hatte erklärt, sich mit der Mehrheit der Teams, darunter Red Bull, Ferrari und McLaren, auf die neue "Verfassung" der Formel 1 geeinigt zu haben. Diese Teams soll er im neuen Vertragswerk angesichts ihrer Bedeutung für den Sport und ihrer Historie entsprechend gewürdigt haben. Bei Mercedes, die noch nicht zugestimmt haben, will er dies offenbar durch ein Hintertürchen umgehen.

"Wir haben mit dem Teamchef (Ross Brawn, Anm. d. Red.) darüber gesprochen, und er scheint zu glauben, dass dieses Team einige WM-Titel und um die 80 Rennen seit den Tagen von Tyrrell gewonnen hat. Ich konnte nicht einmal feststellen, dass sie für diesen Zeitraum unter dem Namen Mercedes gemeldet waren. Wo kommen dann die Siege her?", grummelt Ecclestone. "Wenn man die Wurzeln des Teams zurückverfolgt, dann haben sie mit Tyrrell angefangen. Seitdem gab es aber vier Eigentümer und vier verschiedene Namen. Ich kann in diesem Team wenig Historie erkennen."

Tatsächlich wurde das im britischen Brackley beheimatete Team 1968 von Ken Tyrrell gegründet, zunächst noch unter dem Banner des früheren französischen Automobilherstellers Matra. Ab 1999 trat der Rennstall als Britisch American Racing (BAR) an, ab 2006 als Werksteam von Honda. 2009 übernahm für eine Saison der heutige Mercedes-Teamchef Ross Brawn die Kontrolle - und führte Jenson Button unter seinem eigenen Namen zum WM-Titel. Erst seit 2010 agiert die Mannschaft als Mercedes-Werksteam.

Team nicht nur unter Daimler-Kontrolle

Seine Position habe er in der Vorwoche auch Daimler-Chef Dieter Zetsche dargelegt, erklärt Ecclestone. Der Brite unterstellt zudem, dass Mercedes möglichweise ein Problem damit hätte, sich bis 2020 vertraglich an die Formel 1 zu binden: "Wahrscheinlich ist es schwierig, so eine Garantie abzugeben. Andererseits sind sie auch in der Lage, auf anderen Gebieten langfristige Verträge zu unterschreiben. Vergessen Sie nicht: Die Automarke Mercedes ist ein Aktionär des Formel-1-Teams. Es ist also nur eine Frage, ob dieser Anteilseigner oder ein anderer für seinen Anteil am Team eine Garantie abgeben will."

Denn der Daimler-Konzern, zu dem die Marke Mercedes gehört, hält zwar mit 60 Prozent die Mehrheit am Formel-1-Team, die restlichen 40 Prozent gehören aber der staatlichen Investmentgesellschaft Aabar aus Abu Dhabi. Allerdings sind Mercedes und Aabar eng vernetzt, schließlich ist das arabische Unternehmen auch mit 9,0 Prozent an Daimler beteiligt und damit größter Einzelaktionär des Stuttgarter Automobilkonzerns.

In jedem Fall werden die Formel-1-Teams, das verspricht der 81-Jährige, künftig mehr Geld erhalten, "weil wir mehr Geld einnehmen". Bis Ende des Jahres will der Formel-1-Geschäftsführer auch Einigung bei den Regelfragen erzielen. So will Ecclestone "keine Namenswechsel mehr zulassen", dafür soll der Kauf von kompletten Autos möglich werden: "Meine Idee sieht so aus: Teams, die zur Zeit ihre Autos selbst bauen und damit auf keinen grünen Zweig kommen, können ein Vorjahresauto von einem anderen Konstrukteur kaufen und einsetzen."