• 16.03.2014 10:28

  • von Dominik Sharaf

Chrom glänzt wieder: McLarens Wiederauferstehung

Zuverlässig, sparsam und taktisch auf der Höhe: Button und Boullier feiern die Rückkehr an die Spitze und sind voll des Lobes, was Rookie Magnussen betrifft

(Motorsport-Total.com) - Noch vor einem Jahr trotteten die McLaren-Verantwortlichen gesenkten Hauptes aus dem Albert Park, am Sonntag traten sie den Heimweg mit breiter Brust an: Woking ist dank des dritten Platzes von Neuling Kevin Magnussen und dem vierten Rang durch Routinier Jenson Button zurück auf der Formel-1-Landkarte. "Es ist mir am Gesicht abzulesen", sagt ein strahlender Eric Boullier am 'Sky'-Mikrofon."Es ist toll für McLaren, ein Team mit viel Prestige und vielfacher Grand-Prix-Sieger", so der neue Rennleiter.

Titel-Bild zur News: Jenson Button

Jenson Button und McLaren meldeten sich in Melbourne eindrucksvoll zurück Zoom

Der Franzose lobt die Selbstheilungskräfte der Truppe: "Es zählt zu den Qualitäten eines Topteams, sich von seinen eigenen Fehlern zu erholen", meint Boullier, dessen harte Arbeit an neuer Wirkungsstätte mit der Spitze in der Konstrukteurs-WM belohnt wurde. Auch Button feiert den Erfolg und macht die Standfestigkeit verantwortlich: "Es ist lange her, dass wir geführt haben. Wir liegen nicht an der Spitze, weil wir das schnellste, sondern weil wir ein verlässliches Auto haben und relativ zügig unterwegs sind. Es fühlt sich gut an."

Nach vielen frustrierenden Rennen hatte der Brite auch wieder Spaß im Cockpit, obwohl er beim Start von Position zehn nach verkorkstem Qualifying noch Nachholbedarf verspürte: "Ich habe es genossen. Ich hatte den Jungs gesagt, dass wir schnell vorkommen würde, wenn wir gut starten - gerade in Anbetracht dessen, wie schwierig die Autos auf der Bremse sind", so Button. Das eröffnet Überholmöglichkeiten durch Fehler, die dem Ex-Weltmeister nicht nur zum Vorteil genügten: "Deswegen bin auch ich etwas zurückgefallen", räumt er ein.

Spritverbrauch war kein Thema

Hinzu kam ein brillanter Schachzug, als wegen des Unfalls von Valtteri Bottas in der Anfangsphase das Safety-Car ausrückte. Blitzschnell reagierte Button und bog zum ersten Reifenwechsel ab, während die Konkurrenz die Einfahrt verpasste und so Zeit verlor. Es ging einige Plätze nach vorne. "Ich bin gerade so in die Boxengasse abgebogen, als das Licht aufblinkte, was ein großer Vorteil war", weiß Button, der mit dem Mercedes-Motor im Heck in der Schlussphase keinen Sprit sparen musste, Daniel Ricciardo und Magnussen aber nicht mehr gefährdete.

Apropos Magnussen. Der Teamkollege ist voll des Lobes: "Ein toller Job von Kevin, schon im Qualifying. Im Nassen war es noch beeindruckender als das Podium heute", verneigt sich Button. Auch Boullier adelt den jungen Dänen: "Kevin ist so reif und sieht aus wie ein Routinier, aber es ist sein erstes Rennen in der Formel 1 und er ist erst 21 Jahre alt." 'Sky'-Experte Marc Surer schließt sich den Hymnen an und erinnert an die Testfahrten: "Ich habe schon in Jerez gemerkt, dass da ein ganz besonderer Fahrer kommt. Das spürt man ja immer."


Fotos: McLaren, Großer Preis von Australien


Surer: Magnussen wie einst Vettel

Der Schweizer vergleicht Magnussen, der in Andalusien beim zweiten Einsatz Tagesschnellster war, mit dem vierfachen Weltmeister: "Ich habe schon viele Fahrer in die Formel 1 kommen sehen, auch einen Sebastian Vettel, der damals in der Türkei am Freitagmorgen die Bestzeit fuhr. Da hat man schon gespürt: So etwas passiert nicht zufällig." Jedoch braucht auch das größte Talent das richtige Auto. Das hat McLaren mit dem MP4-29 offenbar gebaut und dabei laut Boullier großen Wert auf die Zuverlässigkeit gelegt. Es war die richtige Entscheidung.

Kevin Magnussen

Kevin Magnussen: Das neue Wunderkind der Formel 1 kommt aus Dänemark Zoom

Button hofft, dass der "Chrompfeil" noch besser wird und kündigt für den Grand Prix in Malaysia in zwei Wochen neue Teile an. "Dann können wir hoffentlich die Mercedes und die Williams attackieren." Allen voran hat er das Team aus Grove auf der Rechnung, schließlich hätten nur Fehler verhindert, dass die Truppe zeigt, wie schnell sie wirklich ist. Boullier sieht die starke Form aber noch längst nicht konserviert und hat den Europa-Auftakt Anfang Mai im Blick: "Die ersten vier Rennen sind wichtig, aber dann beginnt in Barcelona eine neue Saison."