China: Toro Rosso noch in der Selbstfindungs-Phase

China gilt als schlechter Boden für Toro Rosso - Das Team ist aber davon überzeugt, bald die Früchte der neuen Herangehensweise ernten zu können

(Motorsport-Total.com) - Seit Sebastien Buemis achtem Platz im Jahr 2009 hat Toro Rosso auf dem Shanghai International Circuit keine Punkte mehr geholt. Das soll sich dieses Jahr ändern, auch wenn die Bilanz der ersten zwei Grands Prix des Jahres nicht unbedingt rosig aussieht: Mehr als ein zehnter Platz und ein mickriges Pünktchen durch Jean-Eric Vergne in Sepang konnte man bisher nicht verbuchen, Teamkollege Daniel Ricciardo kam bei keinem der beiden Rennen ins Ziel.

Titel-Bild zur News: Jean-Eric Vergne

Das Toro-Rosso-Team ist noch auf der Suche nach dem Potenzial des STR8 Zoom

Doch dafür gibt es Gründe: Toro Rosso hat vor dem Saisonstart nicht nur die Teamstruktur umgebaut, sondern setzt dieses Jahr mit dem STR8 von Technikchef James Key auf ein neues Konzept. Und daher dauert es noch, ehe die neue Herangehensweise bei der Truppe aus Faenza in Fleisch und Blut übergegangen ist.

Vergne betrachtet den Saisonstart mit einem lachenden und einem weinenden Auge: "Ein Punkt ist besser, als nach den ersten Grands Prix keine Punkte zu haben. Natürlich will man immer mehr. Meiner Meinung nach hatten wir bei den ersten zwei Rennen die Möglichkeit, mehr Punkte zu holen. Daher war es auf eine gewisse Art und Weise enttäuschend, mit nur einem Punkt nach Hause zu fahren. Wir können jetzt nur versuchen, es bei den nächsten Rennen besser zu machen."

Ein Schritt zurück... zwei nach vor?

Der Franzose ist nach wie vor fest davon überzeugt, dass sich die neue Herangehensweise als der richtige Schritt erweisen wird: "Ich sehe definitiv Fortschritte beim Team. Es hat sich ja alles geändert, und es benötigt etwas Zeit, bis man davon profitiert. Wir mussten einen Schritt zurückgehen um in allen Bereichen nach vorne zu kommen. Ich bin ganz sicher, dass das passieren wird, ich weiß aber nicht wann. Hoffentlich sehr bald, denn alles läuft schon ganz gut und geht definitiv in die richtige Richtung."

Dazu kommt, dass Vergne nun mit mehr Routine an die Sache herangeht, schließlich war er vor einem Jahr in China noch ein absolutes Formel-1-"Greenhorn". Gleichzeitig ist der Druck nun aber auch größer, mit starken Ergebnissen zu glänzen. Ist nun mehr Ernst gefragt? "Ich habe es immer sehr ernst genommen", antwortet er. "Im Vorjahr musste ich viele neue Dinge lernen. Jetzt kann ich mich auf die wichtigeren Dinge konzentrieren. Das ist jetzt eine andere Herangehensweise, und ich bin sehr froh, hier zu sein. Es ist lustig, denn es fühlt sich an, als wäre es nicht erst meine zweite Saison."

"Ich sehe definitiv Fortschritte beim Team." Jean-Eric Vergne

Schlechte Erinnerungen

Wenn er nun auf den Grand Prix von China im Vorjahr zurückblickt, dann hat er dabei kein besonders gutes Gefühl. "Im Vorjahr hatten wir ein paar Probleme", erinnert er sich. "Wir hatten Updates dabei, die nicht funktioniert haben. Wir mussten also gegen das Reglement verstoßen und aus der Boxengasse starten. Dieses Jahr ist aber eine andere Geschichte: Wir haben ein besseres Auto, das hoffentlich mit der Strecke harmoniert. Hoffentlich gelingt uns ein gutes Ergebnis. Ich will unbedingt ein paar Punkte holen. Die Strecke macht Spaß, und es ist einfach, zu überholen."

Eine besondere Herausforderung werden die Reifen darstellen, denn durch die niedrigen Temperaturen ist Graining so gut wie garantiert. Vergne sieht die Reifen-Herausforderung aber durchaus positiv: "Man muss Dinge ausprobieren, damit der Reifen besser und länger hält. Es ist gut für uns, denn selbst die großen Teams verstehen es nicht. Dadurch können wir einen großen Schritt vorwärts machen im Vergleich zu Teams, die die Reifen nicht so gut verstehen."

Ricciardo will endlich ins Ziel kommen

In China peilt Vergne ein weiteres Ergebnis in den Top 10 und damit die nächsten WM-Punkte an. Das gilt auch für Ricciardo, der nicht nur sein Punktekonto eröffnen will, sondern endlich in dieser Saison die Zielflagge sehen will. "Es sollte nun besser aussehen", übt er sich in Zuversicht. "Es war gut, dass wir ein paar Wochen Pause hatten. Das Team konnte alles neu betrachten und ein paar Probleme lösen. Sie sind zuversichtlich, dass sie ein paar kleine Schlupflöcher gefunden haben, aber das werden wir erst auf der Strecke sehen. Ich bin ziemlich zuversichtlich, dass wir nun in einer besseren Position sein werden."

Auch er ist vom Potenzial des STR8 überzeugt: "Jean-Erics Renntempo war ziemlich gut. Er hat in Malaysia einen Punkt geholt. Wir ziehen also ein positives Fazit, was das Auto angeht, aber wir müssen noch Potenzial freimachen. Es ist eine gute Sache, dass wir noch nicht alles gefunden haben und noch mehr kommen wird. Wir wollen aber natürlich, dass das so rasch wie möglich geschieht. Wir haben sicher noch viel Arbeit vor uns, aber die Basis ist nun besser."

Ricciardo kein Schanghai-Fan

Nach dem Rennen in Malaysia, bei dem er durch einen Abflug ins Kiesbett auf dem Weg zum Startplatz bereits mit einem beschädigten Unterboden ins Rennen gegangen war, bereitete er sich im Simulator in Milton Keynes auf die kommenden Herausforderungen vor. Dabei nahm man auch die üblichen Korrelationsarbeiten vor, um sicherzustellen, dass sich die Erkenntnisse vom Rennwochenende mit denen aus dem Simulator decken.

Nun blickt er bereits nach vorne zum Schanghai International Circuit. "Die Strecke haut einen nicht um, wenn man sie mit anderen Strecken vergleicht, aber es ist in Ordnung", gibt er offen zu, dass er kein großer Fan des Kurses ist. "Es handelt sich eher um eine technische, als um eine aufregende Strecke." Die ersten Kurven sind eine große Herausforderung: "Sie sind sehr langgezogen und werden immer enger. Das ist ziemlich schwierig. Im Mittelsektor ist der Fluss etwas besser. Es gibt dort definitiv Überholmöglichkeiten, was für ein gutes Rennen sorgen sollte."

Erstmals in dieser Saison bringt Pirelli die Soft-Mischung zu einem Rennen. Auch Ricciardo rechnet mit Graining und denkt mit negativen Gefühlen an das Vorjahr zurück: "Im Vorjahr war Schanghai in Sachen Performance unser vielleicht schlechtestes Rennen. Ich hoffe, dass ich mich dieses Jahr besser schlagen kann. In der Vergangenheit waren wir dort nicht wirklich bestechend. Das Auto ist aber anders als im Vorjahr."

Technikchef Key noch nicht glücklich

Technikchef James Key sieht sein Team gegenüber 'Autosport' noch in der Lernphase, was das neue Auto angeht. Ab den Europarennen rechnet er mit größeren Fortschritten: "Bei den ersten vier Rennen, die bei sehr unterschiedlichen Streckenbedingungen stattfinden, erstellt jeder eine umfangreiche Datensammlung, was das Verhalten der Reifen angeht. Dadurch kommt man viel besser vorbereitet nach Spanien. Wir wissen, wo einige unsere Schwächen liegen, und ich bin gespannt, wo wir in Spanien stehen werden. Da wir viel aufholen müssen, sollten wir nicht zu viel Zeit mit unserer aktuellen Lage verschwenden, denn das ist der Anfang eines langen Prozesses, und es stehen noch viele Rennen vor uns."

Laut dem Briten wird nun langsam klar, welche Entwicklungsrichtung man beim neuen Auto einschlagen wird: "Das Team versteht nun, wie es arbeiten muss." Im Vergleich zum Vorjahr bietet der STR8 viel mehr Setup-Möglichkeiten, dennoch ist Key noch immer nicht ganz zufrieden: "Wir haben das Setup-Fenster erweitert, aber es ist immer noch recht schmal. Wir können dennoch viele Dinge machen. Wir sind wahrscheinlich wegen der Reifen limitiert und suchen noch den richtigen Kompromiss."

"Einige Dinge funktionieren noch nicht so, wie sie sollten." James Key

Das Team macht mit dem neuen Auto langsam Fortschritte: "Das Vorjahresauto war extrem limitiert. Es gibt ein paar Dinge, die wir erst spät beim letzten Wintertest eingeführt haben, und sie funktionieren noch nicht so, wie sie sollten, aber immer reagiert das Auto darauf."

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