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Chandhok fragt sich: Mehr Konstanz mit zwei Rennleitern?

Der frühere Formel-1-Fahrer Karun Chandhok hinterfragt den Schritt der FIA, mit Niels Wittich und Eduardo Freitas zwei Rennleiter in der Formel 1 einzusetzen

(Motorsport-Total.com) - Nicht eine Person, sondern gleich zwei Personen treten in der Formel-1-Saison 2022 die Nachfolge von Michael Masi als FIA-Rennleiter an. Gleichzeitig sollen Niels Wittich und Eduardo Freitas in ihren neuen Rollen für mehr Konstanz sorgen bei den Entscheidungen an der Rennstrecke.

Titel-Bild zur News: Die beiden Formel-1-Rennleiter 2022: Eduardo Freitas und Niels Wittich (von links)

Die beiden Formel-1-Rennleiter 2022: Eduardo Freitas und Niels Wittich (von links) Zoom

Der frühere Formel-1-Fahrer Karun Chandhok aber fragt sich: Wie genau soll aus der neuen Konstellation mehr Konstanz entstehen? "Das", so meint er, "ist die Herausforderung. Jeder hat schließlich eine andere Meinung zu einem Zwischenfall."

Er wage auch deshalb keine Prognose, wie gut oder schlecht sich Freitas und Wittich in ihren neuen Positionen schlagen werden. "Wir müssen einfach schauen, wie sich die Saison entwickelt", sagt Chandhok. "Es wäre falsch, vorab eine Einschätzung dazu abzugeben."

Chandhok: Mehr Druck als in der Formel 1 geht nicht

Allerdings müssten sich die beiden neuen Formel-1-Rennleiter auf reichlich Gegenwind einstellen. Die "Königsklasse" im Motorsport sei ein "spezielles Umfeld", erklärt Chandhok. "Der Druck, der in der Formel 1 auf dem Rennleiter leistet, ist enorm."

Das habe zuletzt Michael Masi erfahren, der nach der Saison 2021 und dem umstrittenen Finalrennen in Abu Dhabi vom Automobil-Weltverband aus der Formel 1 abgezogen wurde.

Nach dem plötzlichen Tod von Charlie Whiting unmittelbar vor dem Formel-1-Auftakt 2019 habe die FIA Masi kurzerhand in die erste Reihe befördert. "Er fand sich von jetzt auf gleich in einer der wichtigsten Rollen wieder, die der Motorsport zu bieten hat", sagt Chandhok.

Wie die FIA Michael Masi das Leben schwer gemacht hat

"Die FIA aber hat Michael dann noch mit immer weiteren Aufgaben betraut. Er musste Streckeninspektionen durchführen, war Leiter der Formelsport-Kommission, hat auch Formel 2, Formel 3 und Formel 4 bearbeitet. Und als ich für das Fernsehen bei der Formel E war, war auch er dort, an seinen freien Wochenenden. Ich glaube daher: Das FIA-System hat ihm nicht geholfen."

Der Weltverband habe aber wohl die Lehren aus dem Umgang mit Masi gezogen, sagt Chandhok. Er selbst habe sich unlängst unter anderem mit dem neuen FIA-Präsidenten Mohammed Bin Sulayem unterhalten und dabei den Eindruck erhalten, man sei sich nun "darüber im Klaren, dass man Leuten die Möglichkeit einräumen muss, ihre Aufgabe gut zu erfüllen, auch mit Unterstützung von außen".

Letzteres, das betont Chandhok, "hatte Michael nicht". Freitas und Wittich aber bekommen 2022 unter anderem den langjährigen Rennleitungs-Assistenten Herbie Blash zur Seite gestellt, dazu viel virtuelle Unterstützung, die ebenfalls zu einer besseren Entscheidungsfindung beitragen soll - und zu mehr Konstanz.


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Chandhok: Fahrer brauchen dringend Klarheit

"Darum geht es ja unterm Strich", meint Chandhok. "Viel wichtiger aber ist: Als Fahrer willst du im Zweikampf ganz genau wissen, was erlaubt ist und was nicht." Die Grenzen aber seien besonders während der Saison 2021 verschwommen.

Chandhok verweist auf den Grand Prix in Brasilien und auf die Szene in Kurve 4, in der Max Verstappen Lewis Hamilton nach außen drängte, aber straffrei davonkam. "Da hätte er [eine Strafe] kriegen müssen, denke ich. Aber diese Aktion hat [stattdessen] eine Grauzone geschaffen, was erlaubt ist und was nicht."

Deshalb plädiert Chandhok für einen Neuanfang mit Freitas und Wittich unter neuen Voraussetzungen, und er hätte damit noch vor dem Saisonauftakt angesetzt: "Man hätte vor dem ersten Rennen alle 20 Fahrer und die zehn Teamchefs zusammenholen und ihnen Aufnahmen von Zwischenfällen der Saison 2021 zeigen sollen. Nach dem Motto: Vergesst all diese Präzedenzfälle. Wenn sowas 2022 passiert, dann gehen wir so oder so vor."

Damit hätte der Weltverband eine Neuausrichtung einleiten können, mit neuen, klaren Vorzeichen. "Dann wüssten Fahrer und Teams Bescheid", meint Chandhok. "Ich hoffe also, die FIA verbessert hier auch ihre Kommunikation unter dem neuen System."