• 04.04.2002 16:29

  • von Fabian Hust

Chancen für Kirch-Rettung stehen immer schlechter

Die Formel-1-Fans zittern mit Kirch ? mit einer möglichen Insolvenz von Kirch könnten die 'Premiere'-Bildschirme schwarz bleiben

(Motorsport-Total.com/dpa) - Die Chancen für eine Rettung der KirchGruppe vor der Pleite sind fast auf Null gesunken. Ein vorerst letzter Anlauf von Gläubigerbanken und Minderheitsgesellschaftern blieb ohne Erfolg, erfuhr die 'dpa' aus Verhandlungskreisen.

Titel-Bild zur News: KirchMedia

Insider sehen kaum eine Chance, dass Kirch einen Konkurs abwenden kann

Nach Einschätzung von Branchenbeobachtern könnte die KirchGruppe bereits am Freitag Insolvenz für ihr Kerngeschäft mit 5.500 Beschäftigen beantragen, wenn bei einem Treffen von Bankmanagern mit dem Medienmogul Rupert Murdoch keine Lösung gefunden wird. Dies könnte sogar bedeuten, dass beim Großen Preis von San Marino in Imola die Bildschirme schwarz bleiben.

Einigungsgespräche sollten am Donnerstag in Los Angeles stattfinden. Allerdings sollte es dabei nicht offiziell um die Kerngesellschaft KirchMedia gehen, die vor der Insolvenz steht. In Verhandlungskreisen wurden die Chancen für eine Einigung zwischen Gläubigerbanken und Investoren als gering eingestuft. Trotzdem könne bis zuletzt nicht ausgeschlossen werden, dass die Investoren bei den Gesprächen eine Lösung zur Rettung der KirchGruppe anbieten. "Das sind echte Pokerkünstler", hieß es in Bankenkreisen.

Die KirchGruppe will nach Angaben aus unternehmensnahen Kreisen abwarten, bis beide Seiten die Verhandlungen für gescheitert erklären und dann Insolvenzantrag für ihr Kerngeschäft stellen. In diesem Fall will das Amtsgericht München die Öffentlichkeit nach eigenen Angaben umgehend informieren. Während die Banken die Insolvenz bislang vermeiden wollten, haben sie sich nach Informationen aus Verhandlungskreisen mittlerweile mit diesem Szenario abgefunden.

Als Folge müsste möglicherweise auch der Bezahlsender 'Premiere World' Insolvenzantrag stellen. Der Sender hatte bereits den Abbau von rund 800 seiner 2.400 Arbeitsplätze angekündigt. Die Milliardeninvestitionen in 'Premiere' gelten als Hauptgrund für die finanzielle Schieflage der KirchGruppe. Im vergangenen Jahr erzielte der Sender vor Steuern und Zinsen einen Verlust von fast einer Milliarde Euro. Mit rund 2,4 Millionen Abonnenten blieb Premiere weit hinter den Planzahlen zurück. Insgesamt hat die KirchGruppe nach eigenen Angaben Schulden von rund 6,5 Milliarden Euro.

Um die Fußball-Bundesliga vor den Auswirkungen einer Kirch-Pleite zu verschonen, will der Staat den Profi-Clubs zusammen mit mehreren Ländern mit einer Bürgschaft unter die Arme greifen. Einen entsprechenden Bericht der 'Süddeutschen Zeitung' bestätigten der Staatssekretär im Bundeswirtschaftsministerium, Alfred Tacke, sowie Werner Hackmann als Vorsitzender der Deutschen Fußball-Liga (DFL). Die KirchGruppe sorgt mit den 1,53 Milliarden Euro, die sie für einen Vierjahresvertrag bis 2004 mit der Deutschen Fußball-Liga (DFL) vereinbart hat, für die Existenzgrundlage der meisten Profivereine der 1. und 2. Bundesliga.

Etwas Ähnliches könnte mit 'Premiere World' passieren, wo Formel-1-Boss Bernie Ecclestone seit Jahren versucht, das Digitalfernsehen zu etablieren. Sollten die Bildschirme bei Formel-1-Rennen auf 'Premiere' demnächst schwarz bleiben, so wäre das auch eine Niederlage des Briten, der gehofft hat, dass sein Milliarden-Projekt zum Erfolg wird. In England hat der Pay-TV-Senderableger von 'ITV' übrigens bereits Konkurs angemeldet ? am Mittwoch vor zwei Wochen ? da man die Fußballrechte nicht mehr bezahlen konnte.