• 31.05.2012 14:58

  • von Felix Matthey

Caterham will in Kanada auf Sensation aufbauen

Nach Platz 13 zuletzt in Monte-Carlo will Caterham in Kanada weiter Boden gutmachen - das gesamte Team freut sich auf Montreal

(Motorsport-Total.com) - Das Caterham-Team schwebt nach seiner Leistung beim Monaco Grand Prix immer noch auf Wolke sieben. Heikki Kovalainen fuhr sein stärkstes Rennen der Saison und trieb McLaren-Pilot Jenson Button, der sich rundenlang die Zähne am Finnen ausbiss, zeitweise zur Verzweiflung. Am Ende reichte es für Kovalainen zum dreizehnten Platz. Dafür gab es zwar keine WM-Punkte, aufgrund der Platzierung im Mittelfeld überholte Caterham allerdings den direkten, ebenfalls punktelosen Konkurrenten Marussia in der Teamwertung und ist nun Zehnter.

Titel-Bild zur News: Heikki Kovalainen, Jenson Button

Heikki Kovalainen fuhr zuletzt in Monaco sein bestes Saisonrennen

Auf den ersten Blick mag das anstehende Rennen in Übersee - der Große Preis von Kanada - eine völlig andere Charakteristik besitzen als der traditionsreiche Grand Prix im verwinkelten Fürstentum. Denn die Strecke auf der Ile de Notre Dame im St.-Lorenz-Strom ist ein Highspeed-Kurs, auf dem mit wenig Abtrieb gefahren wird. Allerdings wird der Kurs - ähnlich wie in Monaco - größtenteils vom öffentlichen Verkehr genutzt, weshalb der Asphalt vor allem zu Beginn eines Rennwochenendes sehr rutschig ist. Eine weitere Parallele zu Monaco lässt sich bei der Bedeutung der Bremsen ausmachen. Sowohl in Monaco als auch in Montreal ist nämlich der richtige Umgang entscheidend.

"Montreal ist eine wirklich coole Strecke", freut sich Kovalainen auf den Kanada Grand Prix. "Für gewöhnlich ist der Kurs für den Straßenverkehr freigegeben und beinhaltet ein paar lange Geraden, weshalb mit wenig Abtrieb gefahren wird. Dadurch ist das Auto in den schnelleren Kurven und Bremszonen etwas schwierig zu beherrschen. Der Kurs ist aber großartig zu fahren. Wie immer muss man eine gute Balance finden um eine gute Rundenzeit zu erzielen. Doch man braucht auch eine Abstimmung, mit der man beim Fahren über die Randsteine wirklich attackieren kann, vor allem in der letzten Kurve, wenn es wieder zurück auf Start/Ziel geht."

"Man muss außerdem sicherstellen, dass man auf der Gegengerade maximale Geschwindigkeit erzielt. Deshalb werden wir ganz genau prüfen, welche Getriebeübersetzung wir verwenden werden und wie wir die maximale Drehzahl im siebten Gang mit DRS und KERS abstimmen werden."

Kovalainen: "Alle Teams genießen es, dort hinzureisen"

Montreal ist nicht nur bekannt für das alljährliche Formel-1-Rennen. Die Stadt an sich hat auch einiges zu bieten. Egal ob Sehenswürdigkeiten oder ein pulsierendes Nachtleben - in der Großstadt im Bundesstaat Quebec kommen Fahrer wie Fans auf ihre Kosten. "Alle Teams genießen es, dorthin zu reisen, da die Fans sehr leidenschaftlich, die Tribünen immer voll sind und sich die Stadt immer zu einer Partyhochburg entwickelt, wenn wir da sind", so Kovalainen über Montreal. "Die Kanadier sind toll und in ganz Montreal herrscht eine ganz besondere Atmosphäre, die man nur bei wenigen Rennen vorfindet. Deshalb freut sich jeder auf dieses Wochenende."

Kovalainens Teamkollege Witali Petrow schien bei den zurückliegenden Rennen ein bisschen das Pech gepachtet zu haben. In Montreal könnte allerdings eine Trendwende folgen, belegte der Russe doch im Vorjahr noch einen starken fünften Rang. Damals saß er jedoch noch im deutlich konkurrenzfähigeren Renault-Boliden. "Aufgrund meines fünften Platz im Vorjahr habe ich gute Erinnerungen an Kanada und freue mich wirklich sehr, wieder zurück nach Montreal zu kommen", blick Petrow vorfreudig nach Kanada. "Jeder genießt es, dort zu fahren - es ist eine tolle Stadt mit einigen sehr guten Restaurants und Bars, in denen jeder, der nicht Rennen fahren muss, eine Menge Spaß haben kann!"

Bremsverschleiß und gute Traktion sind Schlüsselfaktoren

Was die technischen Herausforderung des "Circuit de Gilles Villeneuve" anbelangt, stellt Petrow speziell die Bremsen in den Fokus. "Man muss den Bremsverschleiß niedrig halten und sicherstellen, dass die Kühlung der Bremsen ausreichend ist, damit man jederzeit hart bremsen kann", so Petrow. "Man braucht außerdem eine gute Traktion aus den langsamen Kurven heraus und muss sehr hart über die Randsteine fahren um jede Zehntelsekunde herauszuholen, die am Ende für eine gute Zeit wichtig ist."

Witali Petrow

In Montreal spielen auch die Randsteine eine wichtige Rolle Zoom

Dem pflichtet auch Mark Smith, Technischer Direktor bei Caterham, bei: "Die Strecke hat ein paar sehr lange Geraden mit anschließenden Zonen, in denen man stark abbremsen muss und die in enge Kurven führen. Deshalb ist es sehr entscheidend, wie hoch der Bremsverschleiß ist. Wir müssen sicherstellen, dass die optimale Kühlung der Bremsen jede Runde gewährleistet ist. Auch wenn wir keine spezielle Bremskühlöffnung für Kanada, werden wir die größeren Öffnungen verwenden, damit die Kühlung so gut wie möglich ist."

2011 fand wohl eines der spannendsten Formel-1-Rennen in Montreal statt. Aufgrund von starken Regenfällen musste das Rennen stundenlang unterbrochen werden, Sieger war damals Jenson Button, der auf den letzten Metern Sebastian Vettel bezwang. In der Vergangenheit spielte immer wieder das Wetter eine Rolle in Montreal, was für eine ordentliche Portion Spannung auf der Strecke sorgte.

"Letztes Jahr war es so schlecht, dass das Rennen unterbrochen werden musste", blick Witali Petrow auf das Vorjahr zurück. "Das ist zwar nicht so gut für die Fans, aber gut für die Sicherheit der Fahrer." Trotz seiner Punkteplatzierung 2011 wünscht sich Petrow für 2012 allerdings bessere Bedingungen: "Hoffentlich werden wir dieses Jahr nicht ganz so viel Regen haben", so der 27-Jährige. "Falls doch, müssen wir einfach mit den Bedingungen zurechtkommen. Ich mag es, im Regen zu fahren, weil wir dann größere Chancen haben, es mit ein paar Autos vor uns aufzunehmen. Im Auto fühlt es sich außerdem besser an, wenn man im Regen gut ist. Was immer auch passiert, es ist immer eine Freude, nach Montreal zu kommen."

Technikchef Smith: "Reifenstrategie wird noch wichtiger sein"

Sechs Rennen, sechs Sieger - so lautet die bisherige Bilanz 2012. Das liegt nicht zuletzt an der Reifensituation, die derzeit in der Formel 1 die Schlagzeilen bestimmt. Denn der richtige Umgang mit den Reifen ist der Schlüssel zum Erfolg. Dies wird auch beim anstehenden Rennen in Nordamerika von enormer Bedeutung sein, wenn man den Worten von Mark Smith Glauben schenken mag.

"Wie wir dieses Jahr schon gesehen haben, ist es von entscheidender Bedeutung, im Qualifying und Rennen mit den Reifen richtig umzugehen", so Smith. "Deshalb wir die Reifenstrategie in Montreal eine noch wichtigere Rolle spielen als bei den bisherigen Saisonrennen. Da dort zeitweise der Straßenverkehr rollt, ist die Strecke zu Beginn eines Wochenendes immer sehr rutschig, auch wenn die Unterschiede im Verlauf des Wochenendes nicht so extrem sind wie in Monaco. Der Asphalt ist außerdem sehr glatt und weist sehr wenig Grip auf. Deshalb ist der Reifenverschleiß übers Wochenende gesehen sehr hoch."

Teamchef Fernandes sieht "kleine, aber entscheidende Schritte"

Caterham-Teamchef Tony Fernandes wird zwar nicht persönlich in Montreal anwesend sein, vertraut jedoch den Fähigkeiten seines Teams: "Ich weiß, dass jeder auf das Ergebnis beim letzten Rennen aufbauen möchte", so der Malaysier.

Von der Leistung Kovalainens in Monte-Carlo zeigt sich Fernandes weiterhin angetan und macht einen Aufwärtstrend bei seinem Team aus: "Ich bin immer noch begeistert von dem Rennen in Monaco. Auf Platz zehn gelegen zu haben, ist wichtig, doch es sind noch 14 Rennen zu fahren und es wird einem nichts geschenkt. Heikkis 13. Platz und den Kampfgeist, den er und das ganze Team gezeigt haben, zeigt, dass sich die ganze Arbeit, die wir in den vergangenen zweieinhalb Jahren investiert haben, langsam beginnt, auszuzahlen."

Zwar sieht Fernandes die zurückliegende Leistung in Monaco eher als Eintagsfliege an, merkt aber gleichzeitig an, dass man sich derzeit in einem Prozess der Verbesserung befinde. "Ich bin sehr realistisch, was unsere bisherigen Ergebnisse anbelangt und weiß, dass Monaco eine einzigartige Strecke ist, was unsere Leistung vom vergangenen Sonntag überhaupt möglich machte", so der 47-Jährige. "Ich weiß aber auch, dass wir in dieser Saison kleine, aber entscheidende Schritte nach vorn machen. Während des Rennens in Monaco erhielt ich ein paar sehr gute Neuigkeiten aus der Fabrik bezüglich neuer Updates, die in Silverstone zum Einsatz kommen sollen. Das zu hören während wir das beste Rennen der Saison fahren, war wieder ein weiteres Zeichen dafür, dass wir richtig vorgehen."


Fotos: Caterham, Großer Preis von Monaco


Seinen zweiten Piloten Petrow vergisst Fernandes bei all dem Lob für Kovalainen und sein Team allerdings nicht und nimmt den Russen in Schutz. "Witali hatte bei den letzten Rennen nicht sehr viel Glück, doch sein Hunger, seine Begeisterung, sein Humor und seine Entschlossenheit sind allgegenwärtig", lobt Fernandes. "Deshalb hat er alles was er braucht, um mit uns langfristig erfolgreich zu sein."