Caterham nach WM-Rückschlag: "Nur keine Panik!"

Caterham Technikchef Mark Smith wundert sich nicht, dass sein Team von Marrussia in der Konstrukteurs-WM überholt wurde, und will Panikreaktionen verhindern

(Motorsport-Total.com) - In den vergangenen zwei Jahren schien das Marussia-Team von Timo Glock auf den letzten Platz in der Konstrukteurs-WM gebucht, doch in Singapur gelang nun der größte Erfolg in der kurzen Teamgeschichte: Der Wersauer wurde starker Zwölfter und katapultierte die britisch-russische Truppe damit auf den zehnten Platz in der Konstrukteurs-WM nach vorne. Bisher hatte Caterham diesen Platz inne - mit zwei 13. Plätzen durch Heikki Kovalainen und Witali Petrow in Monte Carlo und Valencia, als ebenfalls auf Stadtkursen.

Titel-Bild zur News: Witali Petrow, Charles Pic

Kann Caterham das Duell mit Marussia noch einmal drehen? Zoom

Der zehnte Platz ist für die drei Hinterbänklerteams deshalb so wichtig, weil es um einen Anteil an Bernie Ecclestones TV-Geldern geht, die an die Rennställe verteilt werden. Zudem hatten Marussia, Caterham und HRT bislang keine realistische Chance, gegen die etablierten Team zu kämpfen.

Marussia-Erfolg für Caterham "keine Überraschung"

Bei Caterham übt man sich nun jedenfalls in Gelassenheit, obwohl im Kalender kein weiterer Stadtkurs auf dem Programm steht und man auf glückliche Umstände hoffen muss, um Marussia noch zu verdrängen. Vorerst würde dafür ein zwölfter Platz reichen, denn abgesehen vom Singapur-Erfolg kann Caterham die besseren Ergebnisse vorweisen.

Dass Marussia nun vorgelegt hat, ist für Caterham-Technikchef Mark Smith "keine große Überraschung, denn wir wissen, dass sie die Lücke geschlossen haben und große Fortschritte gemacht haben", lobt er im Gespräch mit Formel-1-Reporter Stephen English die Rivalen.

"Wir wissen, dass sie die Lücke geschlossen und große Fortschritte gemacht haben." Mark Smith

Doch wie konnte das Team von John Booth den Boden gutmachen? "In den vergangenen fünf oder sechs Rennen - auf jeden Fall seit Silverstone - evaluieren wir im ersten Training so viel Zeug, dass zwangsläufig die Feinabstimmung des Autos in der Prioritätenliste nach unten rutscht. Oft evaluieren wir kleine Teile am Auto. Und alles, was mit dem Auspuffanblasen zu tun hat, können wir nicht sehr gut simulieren, daher muss es im ersten Freien Training auf das Auto."

Smith will Panik verhindern

Hat sich Caterham mit den Updates verzettelt? Smith winkt ab und bemüht sich um Ruhe und Kontentration: "Wir dürfen jetzt im ersten Freien Training angesichts der Tatsache, dass wir in dieser Session nicht allzu viel am Auto arbeiten, nicht in Panik verfallen." Zumal er der Ansicht ist, dass der Caterham-Bolide im ersten Freien Training noch nicht sein Potenzial zeigen kann, da sich das Auto mit zunehmendem Reifengummi auf der Strecke mehr steigert als die direkten Rivalen.

Die ständigen Updates, Caterham bringt bei fast jedem Rennen neue Teile, zeigen laut Smith trotz des Rückschlags in Singapur Wirkung: "Wenn man sich die drei Team vor uns, als Toro Rosso, Williams und Force India, anschaut, dann entwickeln wir seit Saisonbeginn mit der gleichen Quote wie sie." Darauf ist er einerseits stolz, andererseits weiß er, dass man auf diese Weise nie näher an das Mittelfeld herankommen wird: "Irgendwie müssen wir den Sprung machen, und der größte Faktor wird diesbezüglich wahrscheinlich sein, wie viel wir bis zum Saisonende gutmachen können."

Mark Smith

Mark Smith glaubt, dass es sich auszahlt, das aktuelle Auto weiterzuentwickeln Zoom

Warum man das aktuelle Auto weiterentwickelt

Eigentlich müsste es Caterham gelingen, auf Toro Rosso & Co. aufzuholen, denn das restriktive Reglement der FIA in dieser Saison verhindert, dass sich ein Team durch eine neue Entwicklung einen großen Vorteil verschafft - dadurch rückte das Feld viel näher zusammen. "Das sollte uns helfen, die Lücke zu schließen", stimmt Smith zu. "Wir sind weiter hinten und haben dadurch mehr Potenzial, uns zu verbessern."

Worauf der Brite setzt: Während die meisten Teams die Entwicklung ihrer Boliden eingestellt haben und sich auf die Entwicklung der Autos für 2013 konzentrieren, versucht Caterham weiter, mit dem aktuellen Auto Fortschritte zu erzielen. Er befürchtet nicht, dass man dadurch in der kommenden Saison einen Rückfall erleiden wird: "So viele Schlüsselelemente der Gesamtarchitektur des Auto bleiben gleich - wir haben den gleichen Motor, das gleiche Getriebe und so weiter. Der Übergang ins nächste Jahr sollte also fließend sein."