Caterham holt Journalisten in den Aufsichtsrat

Die Formel-1-Journalisten Joe Saward und David Tremayne wurden von Tony Fernandes in den Aufsichtsrat der Caterham-Cars-Gruppe berufen

(Motorsport-Total.com) - Tony Fernandes war schon immer ein Freund von ungewöhnlichen Maßnahmen, und sein neuester Coup bestätigt diesen Eindruck nur. Denn mit Joe Saward und David Tremayne holt der malaysische Geschäftsmann zwei renommierte Formel-1-Journalisten in den Aufsichtsrat der Caterham-Cars-Gruppe.

Titel-Bild zur News: Caterham-Logo

Die neue Caterham-Gruppe vertraut auf Journalisten als Aufsichtsräte

"Die Story ist kein Geheimnis, aber schon drei Monate alt", schreibt Saward auf Anfrage von 'Motorsport-Total.com'. "Ich bin mir sicher, dass es einige geben wird, die Probleme machen wollen, aber in Wahrheit gibt es da keine Story." Saward und Tremayne wurden laut Aufzeichnungen des britischen Handelsregisters im Dezember 2011 in den Aufsichtsrat berufen, also nicht einmal zwei Wochen nach Bekanntgabe der Gründung der Caterham-Gruppe.

Unabhängigkeit laut Caterham weiter gegeben

In Branchenkreisen herrscht Verwunderung über diesen Schritt, denn Saward und Tremayne wollen ihrem Beruf als unabhängige Journalisten weiterhin nachgehen. Inwieweit die Unabhängigkeit angesichts ihrer neuen Aufgabe weiterhin gegeben ist, darf hinterfragt werden. Aber Caterham-Pressesprecher Tom Webb versichert auf Anfrage von 'Motorsport-Total.com': "Sie haben keinerlei Verbindung zum Formel-1-Team, abgesehen von ihrer Arbeit als Formel-1-Journalisten."

Vielmehr sei ihre Aufgabe, dem Caterham-Vorstand "unabhängigen und objektiven Rat hinsichtlich des Straßenauto-Bereichs" anzubieten und "Kreativität und Wert einzubringen, wo sich Möglichkeiten dafür ergeben". Sprich: Saward und Tremayne, die im Namensstreit zwischen Fernandes und der Lotus-Gruppe übrigens auf Fernandes' Seite standen, sollen Caterham im automotiven Bereich unterstützen, aber nichts mit der Formel 1 zu tun haben.

"Natürlich würde es einen Interessenskonflikt geben, wenn ich ein Vorstandsmitglied der Formel-1-Firma wäre, aber das ist nicht der Fall. Und wenn es in Bereiche geht, in denen ich das Gefühl habe, beeinträchtigt zu werden, dann werde ich mich da raushalten", unterstreicht Saward. "Caterham ist bei weitem nicht die erste Firma, für die ich als Berater arbeite, und es wird auch nicht die letzte bleiben. Da hat es schon Sponsoren, Teams, TV-Firmen (...) und so weiter gegeben."


Fotos: Caterham, Testfahrten in Barcelona


Saward ein Fan von Fernandes

"Ich bin von Tony beeindruckt, seit er in der Formel 1 ist", fährt der Journalist fort. "Er ist ganz einfach einer der dynamischsten Charaktere, die dieser Sport seit langem erlebt hat. Er ist an uns herangetreten, weil er erfahrene und unabhängig denkende Leute mit einer breiteren Perspektive als der eines durchschnittlichen Automobil-Managers haben wollte, mit Verbindungen in die Automotiv- und Motorsport-Branche. Er scheint zu denken, dass wir dafür gut geeignet sind."

"Ich bin von Tony beeindruckt, seit er in der Formel 1 ist." Joe Saward

Dass er Fernandes im Namensstreit gegen die Lotus-Gruppe unterstützt hat, streitet Saward gar nicht ab, aber: "Das tat ich nur, weil ich der Meinung war, dass er im Recht war." Die geschäftliche Verbindung sei erst später entstanden und habe damit nichts zu tun gehabt. Tatsächlich wurde der Namensstreit im November 2011 offiziell beigelegt. Erst einen Monat später wurden Saward und Tremayne in den Aufsichtsrat berufen.