Carlin kritisiert Midlands Jordan-Übernahme

Ex-Sportchef Trevor Carlin glaubt, dass Midland mit einem eigenen Team besser gefahren wäre als mit der Übernahme des Rennstalls von Eddie Jordan

(Motorsport-Total.com) - Ursprünglich hatte Midland vor, erst 2006 in die Formel 1 einzusteigen - mit einem völlig neuen Projekt, Dallara als Chassis- und Cosworth als Motorenhersteller. Weil Bernie Ecclestone Alexander Shnaider jedoch dazu überreden konnte, das Jordan-Team vor dem Konkurs zu bewahren und es aufzukaufen, verwahrlosten diese Pläne in irgendeiner Schublade.

Titel-Bild zur News: Trevor Carlin

Trevor Carlin trauert seinem Engagement bei Midland keine Träne mehr nach

Ex-Midland-Sportchef Trevor Carlin glaubt, dass man diesbezüglich im Januar 2005 eine falsche Entscheidung getroffen hat: "Ich sehe nichts Falsches am Konzept, das wir damals mit Kolles, mir selbst und Dallara hatten", erklärte er gegenüber 'autosport.com'. "Sie hätten ein brauchbares Chassis bauen können, wenn man sie gelassen hätte, und mit Cosworth-Motoren würden sie jetzt bestimmt nicht so schlecht aussehen - vielleicht sogar besser als Midland heute."#w1#

Der Brite ließ freilich offen, dass es finanziell die günstigere Variante gewesen sein könnte, Jordan zu übernehmen, allerdings hätte man sich mit einem eigenen Projekt viel Ärger ersparen können, denn das aufgekaufte Team aus Silverstone bestand vor etwas mehr als einem Jahr nicht nur aus einigen einsatzbereiten Chassis' und der zugehörigen Fabrik, sondern auch aus einem massiven Schuldenberg, der angeblich bis heute nicht abgebaut ist.

"Wenn man ein Team wie Jordan übernimmt, wo die Mitarbeiter seit fünf Jahren in der Scheiße stecken, dann ist die Moral unweigerlich schlecht." Trevor Carlin

Ein Beginn mit einem weißen Blatt Papier sei aber auch aus einem anderen Grund erstrebenswert gewesen: "Wenn man ein neues Projekt für die Formel 1 aufbaut, wie ich es jetzt tue, dann baut sich innerhalb der Belegschaft ein Enthusiasmus auf. Das sind Kumpels, die gemeinsam wachsen", so Carlin. "Wenn man aber ein Team wie Jordan übernimmt, wo die Mitarbeiter seit fünf Jahren in der Scheiße stecken, dann ist die Moral unweigerlich schlecht."

Man könne zwar versuchen, die Atmosphäre mit Lohnerhöhungen zu stabilisieren, doch "das ist auch keine echte Lösung", so der Brite, der sich mit seiner eigenen Firma bereits für die Formel-1-Weltmeisterschaft 2008 eingeschrieben hat und hofft, von der FIA einen der zwölf Startplätze zugewiesen zu bekommen. Dies sei der viel versprechendere Weg: "Das Ding bei Jordan zu wenden - keine Chance! Das war unmöglich", meinte er abschließend.