• 05.07.2012 20:46

Button: Wohnwagen, Barbecue und ein Auto, das spinnt

Der McLaren-Pilot staunt über die Verbesserungen, die Red Bull gelungen sind, hält diese in Silverstone aber für weniger relevant - "Druck ist keine Bürde"

(Motorsport-Total.com) - Die Vorzeichen stehen vor dem Rennen in Silverstone für Jenson Button denkbar ungünstig. Bei seinem Heimrennen klebte ihm das Pech stets an den Socken, in Valencia plagten ihn wie so oft blockierende Räder. Im Interview drückt der Mann aus Frome dennoch seine Vorfreude aus und betont die besondere Atmosphäre im "Home of Britisch Motor Racing".

Titel-Bild zur News: Jenson Button

Jenson Button mag Silverstone, auch wenn es Grillgut statt Champagner gibt

Frage: "Jenson, was erwartest du dir von einem Grand Prix in Großbritannien?"
Jenson Button: "Nicht zu viel, weil die Rennen für mich ziemlicher Mist waren. Seit zwölf Jahren fahre ich hier und mein bestes Resultat war ein vierter Rang. Ich würde hier wirklich gerne gewinnen, aber ich hänge den Helm nicht an den Nagel, wenn es nicht klappt. Im vergangenen Jahr aber sah es wirklich gut aus - bis wir Probleme beim Boxenstopp hatten. Ich würde es zwar vorziehen, im Trockenen zu fahren, aber sollte es regnen, machen wir mit Sicherheit auch das Beste daraus."

Silverstone versprüht Kart-Atmosphäre

Frage: "Was macht Silverstone so besonders?"
Button: "Auf der Strecke gibt es viele Hochgeschwindigkeits-Passagen, was gut für unser Auto ist. Hier kommt es wirklich auf eine gute Aerodynamik an. Es ist ein ganz anderes Rennen als zum Beispiel der Glamour-Grand-Prix in Monaco. Hier campe ich wie viele andere Fahrer, treffe viele Piloten aus anderen Formel-Serien. Alles ist voll Wohnmobilen, Campinganhängern und Zelten - das erinnert mich an meine Zeiten im Kart und ein Barbecue mit den Fahrerkollegen. Das ist hier fast genauso."

Frage: "Ist eine eine Bürde, dass auf britischen Motorsportlern immer große Erwartungen lasten?"
Button: "Nein, es ist keine Bürde. Wir freuen uns ja immer über jede Unterstützung. Es ist ein so toller Grand Prix. Ich fahre in die Boxengasse und sehe überall Union Jacks. Das ist eine zusätzliche Motivation, die dich vielleicht nicht schneller fahren lässt, aber dir den Tag versüßt. Formel-1-Rennen sind mehr eine mentale als eine physische Belastung. Die Stimmung wird sicher großartig, zumal die Briten ja an Regen gewöhnt sind."

Katastrophe Hinterradaufhängung

Frage: "An welchen britischen Grand Prix erinnerst du dich besonders gerne?"
Button: "Für mich war das Rennen im Jahr 2000 ein aufregendes. Ein Brite (David Coulthard, Anm. d. Red.) hat gewonnen. Einige Leute nennen ihn einen Schotten nennen, aber wenn er gewinnt, ist er ein Brite."

Frage: "Wie schätzt du eure Chancen ein?"
Button: "Im vergangenen Rennen kam ich gut mit dem Auto klar. Deshalb bin ich zuversichtlich, dass es auch hier klappt und wir einen guten Grand Prix fahren. Ich weiß aber nicht genau, was ich erwarten soll."

Frage: "Welche Neuerungen gibt es am Auto?"
Button: "Schon in Kanada hatten wir eine neue Hinterradaufhängung und eine komplett neues Heck. Wir dachten, wir würden die Hinterreifen zu stark beanspruchen. Aber anstatt die Pneus zu schonen, hat es den Verschleiß noch viel schlimmer gemacht. Das war eine falsche Entscheidung und es hat uns frustriert. Wir müssen Neuerungen immer ausprobieren, bevor wir sie im Rennen einsetzen."

Rätselraten wegen blockierender Räder

Frage: "In Valencia sah es bis zu deiner letzten schnellen Runde in Q3 gut aus."
Button: "Ja, das stimmt. Da war dann wirklich überhaupt kein Grip mehr zu spüren. Es hat sich nicht angefühlt, als hätte ich neue Reifen. Das Auto hat sich auch von Samstag auf Sonntag total verändert. Im Qualifying hatte ich noch stehende Räder an der Vorderachse, im Rennen blockierten dann die Hinterräder. Das ist total verrückt und wir verstehen nicht, was die Ursache dafür ist."

Jenson Button

Auf Abwegen: Button rätselt über die Probleme, die ihn und McLaren plagen Zoom

Frage: "Die Computersimulationen haben euch in dieser Frage auch nicht weitergebracht?"
Button: "Zumindest einen Schritt, wenn auch keinen ganz großen. Weil das Reglement die Handlungsmöglichkeiten in so enge Grenzen fasst, ist es schwierig, massive Verbesserungen durchzuführen. Aber wir haben einige Dinge verbessert und ein vielversprechendes Update gebracht. Die besseren Boxenstopps werden uns helfen, aber auch die Neuerungen am Auto. Wir haben hier ein gutes."

"Wenn ich sehe, wie schnell der Red Bull im vergangenen Rennen war, bin ich erstaunt. Sie hatten ein neues Aerodynamik-Paket, das in langsamen Kurven hervorragend funktioniert. Das ist etwas, das enorm schwierig umzusetzen ist, schließlich sind die angeblasenen Diffusoren verboten. Red Bull hat in diesen Passagen viel Abtrieb und das fehlt uns im Moment. Aber hier geht es um Höchstgeschwindigkeit und da funktioniert unser Auto. Ich hoffe es nicht, aber ich mag mich auch irren."

Mehr Spaß durch mehr Boxenstopps

Frage: "Ihr scheint die Reifen härter belasten zu können als zuvor?"
Button: "In manchen Rennen ist es sehr wichtig, sie zu schonen. Aber es ist so schwierig, zu verstehen, warum es auf einer Strecke funktioniert und auf der anderen wieder nicht. Anscheinend hat es viel mit der Temperatur zu tun. Wenn sie hoch sind, ist der Abbau ebenfalls größer. Die Reifen werden also wie immer ein Thema. Hier könnte es zwei Stopps geben, genauso gut aber auch vier. Ich weiß es nicht. Aber mehr Boxenstopps bedeuten mehr Spaß, weil man das Auto länger ans Limit bringen kann."

Frage: "Ist die Meisterschaft schon gelaufen?"
Button: "Bestimmt nicht. Ich liege zwar 60 Punkte zurück und das ist ohne Frage eine Menge, aber wir haben gesehen, wie schnell sich die Dinge ändern. Vorbei ist es bestimmt nicht. Wenn ich ein gutes Rennen habe und Ferrari nicht auf Touren kommt, sieht die Welt schon wieder ganz anders aus."

Frage: "Lewis Hamilton wird die Olympische Fackel tragen dürfen. Wolltest du nicht?"
Button: "Ich wurde gar nicht gefragt. Das ist sehr schade, weil die Route durch meinen Heimatort führt. Es ist aber eine tolle Gelegenheit für die Menschen, die noch nie die Möglichkeit hatten, nahe an ein großes Sportereignis zu kommen."