• 07.05.2009 21:52

Button und seine aggressive Phase

Drei Siege in vier Rennen, aber nur zwölf Punkte Vorsprung - Jenson Button will die Distanz auf die Konkurrenz mit einer gesunden Aggressivität ausbauen

(Motorsport-Total.com) - Jenson Button setzt in Barcelona seine Hoffnungen auf ein neues Brawn-Paket, um die Konkurrenz auf Distanz halten zu können. Der Formel-1-Tabellenführer beobachtet vor allem Red Bull und McLaren ganz genau, weiß gleichzeitig aber, dass er genau in dieser Phase der Saison 2009 mit jeder Menge Aggressivität zu Werke gehen muss.

Titel-Bild zur News: Jenson Button

WM-Spitzenreiter Jenson Button musste in Barcelona viele Autogramme geben

Frage: "Was erwartest du dir am Wochenende vom Wetter?"
Jenson Button: "Am Sonntag besteht eine Regenchance, aber das macht uns keine Angst. Wir haben eine Menge der Gründe herausgefunden, warum wir in China nicht schnell waren, und wir werden im Nassen hier eine viel bessere Pace haben. Das macht mir also keine Angst. Klar wäre es mir lieber, wenn es trocken bleiben würde, aber wenn es regnet, dann haben wir nicht so einen großen Rückstand auf Red Bull wie noch in China."#w1#

Frage: "Du sagtest, dass Red Bull in Bahrain vor euch gewesen sei. Nun habt ihr Neuentwicklungen am Auto. Hat sich das geändert?"
Button: "Ich hoffe doch. Ich glaube nicht, dass es daran lag, weil sie einen Performance-Schritt gemacht haben. Es hatte viel mit den Temperaturen zu tun. Damit hatten wir größere Probleme als andere. Wir hatten nicht viel Zeit, den Motor passend in das Auto einzubauen, wir haben ihn quasi hineingequetscht."

"Daher hatten wir ein wenig mit den Motortemperaturen zu kämpfen und haben ein wenig Zeit verloren. Eine Ursache war auch, dass einige Teile Ermüdungserscheinungen zeigten, denn nichts davon ging während dieser Rennen in die Fabrik zurück. Wir hatten einfach keine anderen."

"Man hatte vor dem letzten Rennen den Eindruck, dass unser Auto einige Ermüdungserscheinungen zeigte. Wenn alles perfekt ist, dann ist das schon ein Unterschied. Aber auch Red Bull hatte sich verbessert, insofern glaube ich nicht, dass wir in Bahrain das schnellste Auto hatten. Was funktioniert hat, war unsere Strategie und noch entscheidender war es, dass wir in Runde eins vor Lewis Hamilton und Sebastian Vettel lagen. Ansonsten wären wir weiter hinten ins Ziel gefahren."

Keine Prognosen über die Rundenzeiten

"Ich vermute, sie dachten alle, dass wir tricksen und sehr leicht fahren." Jenson Button

Frage: "Wie wichtig ist dieses Wochenende?"
Button: "Es ist wichtig. Wir haben hier ein neues Paket und so schnell werden wir kein weiteres bekommen. Dieses Paket muss uns also einiges an Rundenzeit bringen. Ich weiß nicht, wer noch alles ein neues Aero-Paket hierher bringt. Wir müssen hoffen, dass uns unser Paket einen kleinen Vorteil gegenüber Red Bull verschaffen kann, denn ich bin mir sicher, dass sie permanent weiterentwickeln werden."

Frage: "Wie viel Verbesserung erhoffst du dir in Sachen Rundenzeiten?"
Button: "Ich weiß nicht. Ich traue mich auch nicht, irgendwelche Prognosen abzugeben, denn es war schon oft der Fall, dass man uns einen bestimmten Betrag versprach, der auf der Strecke aber niemals umgesetzt werden konnte. Aber wenn es der Balance des Autos hilft, ohne dass es dem Abtrieb schadet, dann würde uns das schon helfen. In diesem Bereich waren wir noch schwach."

Frage: "Im Winter wart ihr hier superschnell..."
Button: "Schon, aber im Winter waren wir überall schnell. Jeder hat sich verbessert. Ich glaube auch nicht, dass wir die Pace aus dem Winter sehen werden. Die Strecke ist viel heißer, das Auto wird sich nicht so gut anfühlen und alle anderen werden dichter an uns dran sein."

Frage: "War es hier, als die anderen Team euer Potenzial gesehen haben und in Panik verfallen sind?"
Button: "Ich vermute, sie dachten alle, dass wir tricksen und sehr leicht fahren."

Frage: "Glaubst du, dass eure Weiterentwicklungen die anderen Teams, die euch einholen wollen, überraschen werden?"
Button: "Hier geht es um Aerodynamik. Da sind wir gut aufgestellt, aber nicht so gut, wie die Leute glauben. Red Bull war in schnellen Kurven überall besser. Langsame Ecken sind unsere Stärke, denn mechanisch sind wir sehr stark. Auch KERS wird hier gut funktionieren und das hat mich überrascht, als ich das hörte."

"In der Qualifikation wird ihnen das drei bis vier Zehntel geben und das ist eine ganze Menge. Ich weiß, dass die McLaren-Leute nicht glauben, dass sie hier wegen der ganzen schnellen Kurven gut aussehen werden, aber damit ist das eine Menge Zeit. Wir können nur hoffen, dass sie nicht zu schnell sein werden."

Kontrollierte Offensive

"Wir haben im Moment die beste Pace und alles was wir ans Auto schrauben, muss uns einen guten Teil weiterbringen" Jenson Button

Frage: "Machst du dir Sorgen wegen der Lücken in den Updates bei Brawn? Hat das Team die Ressourcen und die Manpower, um das Auto weiter zu entwickeln?"
Button: "Ich glaube schon. Ich war vergangene Woche in der Fabrik und da läuft alles nach Plan, aber man hat immer Angst, dass die Konkurrenz aufholt. Speziell in so einer Saison, wo die Autos gegenüber dem Vorjahr dramatisch verändert wurden. 2008 hat man vielleicht eine Zehntel pro Rennen aufholen können, aber das ist in diesem Jahr viel mehr. Aber richtig große Sorgen mache ich mir nicht. Wir haben noch ein paar Schritte in petto, mit denen ich glücklich bin. Ich hoffe nur, dass diese Schritte auch real sein werden und nicht nur Zahlenwerk sind."

Frage: "Von McLaren und Ferrari wird erwartet, dass sie im Verlauf des Jahres stark zurück kommen werden. Glaubst du, dass du jetzt das Optimum aus deinem Vorteil herausholen musst?"
Button: "McLaren war schon in Bahrain sehr stark. Sie waren nicht weit hinter uns. KERS hat dort gut funktioniert und das war einer der Gründe, aber sie haben sich in jedem Rennen verbessert. Sie hatten überall neue Teile dabei und deshalb kommen sie näher. Aber hier werden sie nichts Neues dabei haben und das ist der Unterschied."

"Sie müssen arbeiten, denn sie müssen aufholen. Alles, was sie im Windkanal herausfinden, müssen sie ans Auto bauen. Das gilt auch für Ferrari und einige andere Topteams. Gleichzeitig können wir ein wenig mehr kontrolliert an die Sache herangehen. Wir haben im Moment die beste Pace und alles was wir ans Auto schrauben, muss uns einen guten Teil weiterbringen. Wir mischen nicht viele Kleinigkeiten zusammen, wir müssen kontrolliert weitermachen."

Nur zwölf Punkte Vorsprung

"Ich bin überzeugt, dass du genau in dieser Phase der Saison aggressiv sein musst, und so viele Punkte wie möglich holen musst." Jenson Button

Frage: "Ist es noch zu früh, sich mit dem Titel zu beschäftigen und damit anzufangen, nach der Punktewertung zu fahren?"
Button: "Auf alle Fälle. Ich war noch nicht in so einer Situation, aber es gibt zwischen Platz eins und zwei nur einen Unterschied von zwei Punkten. Das ist schon ein wenig frustrierend, wenn du drei Rennen gewonnen hast und trotzdem nur zwölf Punkte Vorsprung hast. Darauf müssen wir uns an diesem Wochenende konzentrieren. Zu diesem Zeitpunkt der Saison müssen wir aggressiv sein."

"Klar kann alles schief gehen, aber du musst zu diesem Zeitpunkt der Saison aggressiv sein, denn wenn du nur Punkte sammelst, dann wirst du am Ende des Jahres keine Chance haben. Du musst in jedem Rennen um den Sieg kämpfen. Wenn ich in Bahrain anders gehandelt hätte, dann wären wir Zweiter oder Dritter geworden."

Frage: "Hast du das mit Ross Brawn besprochen?"
Button: "Da sind wir alle einer Meinung. Du kannst dich noch nicht mit dem Titel beschäftigen. Das kann nach nur vier Rennen kein Team. Du musst aus jedem Rennen das Optimum herausholen und jedes Mal versuchen, um den Sieg zu kämpfen. Wenn ich ein technisches Problem bekomme und zehn Punkte liegenlasse, dann beträgt mein Vorsprung nur noch zwei Punkte."

"Es kann sich alles so schnell ändern. Wir haben das mit Michael Schumacher und Fernando Alonso 2006 gesehen, als beide ein Motorenproblem hatten. Zuverlässigkeit ist wichtig, aber ich bin überzeugt, dass du genau in dieser Phase der Saison aggressiv sein musst, und so viele Punkte wie möglich holen musst. Platz zwei oder drei kann uns nicht genügen, dazu ist unser Vorsprung zu gering."

Frage: "Glaubst du, dass du in dieser Phase deiner Karriere in einer besseren Position bist, mit dem Druck eines Titelkampfes umgehen zu können?"
Button: "Ja. Ich fahre nun seit neun Jahren in der Formel 1 und habe also Erfahrung. Nun habe ich dazu ein Auto, mit dem ich um Siege kämpfen kann. Ich habe auch noch das Feuer in mir. Ich fühle mich nicht wie 29, ich fühle mich viel jünger."