• 13.06.2008 14:41

Button und die Triathlon-Fitness

Jenson Buttons Fitnesstrainer Mike Collier im Interview über das Fahrertraining, konsequente Übungseinheiten und Parallelen zum Triathlonsport

(Motorsport-Total.com) - Schwimmen, Radfahren, Laufen - drei Einzeldisziplinen, die in einem Triathlon absolviert werden wollen. Jenson Button hat sich gemeinsam mit Fitnesstrainer Mike Collier dieser Sportart verschrieben und beschäftigt sich neben der Formel 1 recht fleißig damit, seinen Körper fit zu halten. Im Interview spricht Collier über die Eigenarten des Triathlons und wie sich die Disziplinen auch für ein Rennfahrertraining anwenden lassen.

Titel-Bild zur News: Jenson Button

Von wegen Bremsen: Jenson Button gibt auch beim Triathlon Vollgas

Frage: "Mike, welche Anforderungen stellt ein Triathlon an den Körper?"
Mike Collier: "Jede der drei Triathlon-Disziplinen stellt ganz unterschiedliche Anforderungen an den Körper. Die erste Disziplin, das Schwimmen, konzentriert sich auf den Oberkörper - vor allem auf Schultern und Arme. Die anderen beiden Disziplinen, Radfahren und Laufen, sind hauptsächlich Themen für die Beine."#w1#

Vorbereitungen auf Lanzarote

"Alle Bewegungen von Armen und Beinen werden von einer guten Stabilität, Flexibilität und Koordination gestärkt. Die Länge eines Rennens bestimmt die Art und den prozentualen Anteil der Energiesysteme, die dazu benötigt werden. Trotz allem kommen auf alle Fälle aerobe und anaerobe Energieleistungen zum Einsatz."

Frage: "Wie bereitest du dich mit Jenson speziell auf einen Triathlon vor?"
Collier: "Während der Winterpause fahren wir in wärmere Gebiete, hauptsächlich nach Lanzarote. Wir führen dort ein besonderes Fahrertraining durch und bereiten Jenson auf den Start der neuen Formel-1-Saison vor. Triathlon hat eine wichtig Rolle in der Vorbereitung eingenommen, denn es stellt ein hervorragendes Kombinationstraining dar."

"Wir verbringen viel Zeit mit jeder der drei Teildisziplinen und arbeiten an der Technik, wobei die Intensität der Übungen vom Herzschlag bestimmt wird. Das kombinieren wir mit Gewichtheben, Dehnungs- und Rumpfübungen, die speziell auf Triathlon ausgelegt sind, aber sich auch ganz ausgezeichnet für den Motorsport anwenden lassen."

"Während der Formel-1-Saison werden wir einige Zeit in Monaco verbringen und dort im Meer schwimmen, an der Küste entlanglaufen und mit dem Mountainbike unterwegs sein. Das alles ist Teil unseres Fitnessprogramms, das sorgfältig mit zwei oder drei Triathlon-Rennen verbunden ist. Fitnesstests sind ein elementarer Bestandteil unseres Programms und der beste wissenschaftliche Weg, um das Training zu überwachen und anzuleiten."

Parallelen zwischen Formel 1 und Triathlon

Frage: "Wie unterscheidet sich Jensons Triathlon-Training von seinem Formel-1-Fitnessprogramm?"
Collier: "Das Schöne am Triathlon ist, dass es alle Energiesysteme sowie den gesamten Körper anregt, was natürlich eine wunderbare Ausgangslage für das Fahrertraining darstellt. Zusätzlich konzentrieren wir uns auf besondere Aspekte, wie beispielsweise die Unterarme, den Nackenbereich sowie Rumpfstabilität und kombinieren das mit Geschwindigkeit und Beweglichkeit, um Jenson auf das Fahren eines Rennwagens vorzubereiten."

Frage: "Bringt das Triathlon-Training zusätzliche Vorteile für Jensons Formel-1-Fitness?"
Collier: "Ich habe einige Untersuchungen durchgeführt, wonach einer Person körperliche Aufgaben viel leichter fallen, je besser der Fitnessgrad ist."

"Das lässt sich folgern, dass je fitter ein Formel-1-Rennfahrer ist, umso besser kommt er beispielsweise mit heißen und trockenen Bedingungen zurrecht, ohne seine Fahrleistung in Mitleidenschaft zu ziehen. Außerdem wurde und wird dieses Thema immer wichtiger, schließlich wurden für dieses Jahr die Fahrhilfen verbannt und die Slicks werden 2009 wiederum auch andere Anforderungen an die Fahrer stellen."

Auch der Trainer muss fit sein

Frage: "Wie bereitest du Jenson im Vergleich zu einem Formel-1-Lauf auf ein Triathlon-Rennen vor?"
Collier: "Da gibt es in der Vorbereitungsphase viele Parallelen. Wir stellen beispielweise sicher, dass das komplette Equipment überprüft und einsatzbereit ist, dass die Zielsetzungen klar sind, dass wir über genug Streckenkenntnis verfügen, dass Ernährung und Flüssigkeitshaushalt optimal sind und dass der Körper physisch und psychisch für die Veranstaltung bereit ist. Alle diese Aspekte muss man vor einem Grand Prix in Betracht ziehen, und noch einige weitere, im Falle der Formel 1."

Frage: "Musst du dich selbst besonders hart schinden, um auf Augenhöhe mit Jenson zu bleiben?"
Collier: "Ich hatte schon Erfahrungen in der Fahrerbetreuung, als ich Jenson 2001 bei Benetton kennengelernt habe. Wenn ich jetzt mit ihm arbeite, dann kann man schon sagen, dass seine Fitness sich enorm verbessert hat. Daher muss ich auch mein Fitnessniveau ständig verbessern um ihn zu pushen und anzustacheln, wenn wir gemeinsam trainieren. Wir alle haben unsere Stärken und Schwächen und das führt zu einer großartigen Rivalität in allen Dingen, die wir anpacken."