• 03.10.2009 15:19

  • von Fabian Hust

Button: Nur für die Stewards wollte ich nicht vom Gas

Der Brawn-Pilot über seine Bestrafung durch die Rennleitung und wie er das Rennen am Sonntag angehen möchte

(Motorsport-Total.com) - Jenson Button stellt sich auf der Fahrt zu seinem möglichen ersten WM-Titel in der Formel 1 weiterhin selbst das eine oder andere Hindernis in die Quere. Der Brite qualifizierte sich um zwei Ränge hinter seinem Teamkollegen und wurde anschließend noch um fünf Plätze von der Rennleitung nach hinten versetzt, weil er bei einer gelben Flagge nicht vom Gas gegangen war. Damit geht er von der elften Position aus ins Rennen, während Titelgegner Sebastian Vettel im Red Bull von der Pole-Position aus startet.

Titel-Bild zur News: Jenson Button, Rubens Barrichello

Jenson Button und Rubens Barrichello bekämpfen sich nach wie vor

"Das war ein ziemlich manischer Qualifying-Tag", meinte der Brite im Anschluss an das Qualifying gegenüber Medienvertretern. "Drei rote Flaggen, es ist ziemlich ungewöhnlich, so etwas zu sehen. Ein Teil davon kommt aufgrund des Strecken-Layouts der Strecke zustande, ein Teil davon, weil wir nur heute Morgen Training hatten - jeder war also auf eine gute Runde aus. Wenn du hier einen Fehler machst, da landest du in den Barrieren. Das hat alles ein wenig durcheinandergewirbelt, und ich starte von weiter hinten, als ich dies gern getan hätte."#w1#

In der Qualifikation hatte der Brite Probleme damit, das Untersteuern in seinem Auto weg zu bekommen. Man stellte den Frontflügel steiler ein, doch dies half nicht: "Das war sehr seltsam. Wir schauen uns nun die Daten an. Es besteht die Möglichkeit, dass wir ein wenig zu weit gegangen sind."

Im dritten Teil des Qualifyings, als man wieder mehr Benzin an Bord hatte, verhielt sich das Auto andersherum, dieses Mal war das Heck nervös: "Ich verlor im ersten Sektor viel Zeit. Dies ist der Sektor, an dem wir im Vergleich zu den schnellen Autos das gesamte Wochenende über zu kämpfen hatten. Klar hätte ich Rubens gern hinter mir gehabt, aber so ist es nun einmal."

Nun muss der WM-Führende auch noch die Kröte der Bestrafung schlucken: "Meiner Ansicht nach habe ich das Richtige gemacht. Als ich die gelbe Flagge sah, sie war genau dort, wo der Zwischenfall mit den Frontflügel war, zog ich auf eine Seite. Ich dachte, dass es unsicher sein würde. Da vom Gas zu gehen, wo ein Auto hinter mir sein könnte - und man möchte auch nicht bei hoher Geschwindigkeit über die Strecke fahren und vom Gas gehen. Als ich am Frontflügel vorbei gegangen war, sah ich die grüne Flagge auf dem Kurs, ich wusste also, dass ich freie Fahrt habe, und ich blieb mit dem Fuß auf dem Gas."

Doch der Brite weiß, dass das Reglement besagt, dass man vom Gas gehen muss, wenn eine gelbe Flagge gezeigt wird: "Das habe ich nicht gemacht, also wurde ich bestraft. Ich respektiere ihre Entscheidung, aber für mich war es in diesem Moment das Beste, was ich machen konnte. Ich hatte nur eine Sekunde, um eine Entscheidung zu treffen. Aber ich respektiere ihre Entscheidung."

Er habe instinktiv gehandelt, um die Situation so sicher wie möglich zu handhaben, deswegen dachte er in diesem Moment auch nicht, dass ihm eine Strafe blüht: "Ich sah die gelbe Flagge, ich konnte den Frontflügel auf der Strecke sehen und fuhr um ihn herum. Es kam mir nicht in den Sinn, nur wegen der Rennleitung ein wenig vom Gas zu gehen."

"In meinen Augen hätten alle möglichen Dinge hinter mir passieren können, wenn ich vom Gas gegangen wäre, besonders da ich auf der Gerade war, auf der man mit einer hohen Geschwindigkeit fährt. Ich sah die grüne Flagge nach dem Zwischenfall und fuhr weiter. So war es."

Weil er nun von etwas weiter hinten startet, erwartet Button ein "aufregendes Rennen", zumindest auf den ersten Runden. Mehr Benzin auffüllen darf er nicht, weil er es im Qualifying in die Top 10 geschafft hat. Also hat er ein leichteres Auto, als die Autos um ihn herum: "Dies gestaltet das morgige Rennen sehr schwierig. Für uns ist morgen ein wichtiger Tag. Wir müssen versuchen, ein paar Punkte zu holen, und selbst wenn es ein oder zwei Punkte sind, könne dies in den kommenden beiden Rennen noch sehr wichtig werden."

Sollte Vettel das Rennen gewinnen, dann sieht er den Deutschen wieder im Titelkampf zurück: "Und sie sind hier sehr, sehr schnell. Sie waren schon den ganzen Tag über sehr schnell, wenn Hamilton sie also nicht von der Linie schlägt, dann denke ich, wird Vettel dies einfahren. Ich kann nicht sehen, dass wir bei diesem Rennen mit ihnen mithalten können. Es besteht die Chance, dass er zehn Punkte holt. Es ist einfach einer dieser frustrierenden Tage. Ich kann den Ausgang des Rennens nicht ändern, ich kann lediglich meinen ändern. Ich hoffe, dass wir einen guten Tag haben. Wir werden das Beste aus der Situation machen, in der wir uns befinden."

Er habe auch noch nicht darüber nachgedacht, was er tun müsse, um den WM-Titel zu gewinnen: "Was Rubens betrifft, so befinden wir uns in denselben Autos, wir könnten mit sehr schwierigen Setups fahren, aber ich weiß, dass das Auto schnell sein sollte. Bei Sebastian weiß man nie. Der Red Bull ist ein Auto, der auf diesem Strecken-Typ sehr gut ist. Es gibt nicht nur Hochgeschwindigkeitskurven, sondern auch sehr schnelle Richtungswechsel. Zwischen den Kurven eins und sieben holt er mir sieben Zehntelsekunden ab. In den langsameren Kurven holen wir uns ein wenig zurück. Aber mit den Richtungswechseln unter hohen Geschwindigkeiten haben wir zu kämpfen."


Fotos: Jenson Button, Großer Preis von Japan, Samstag


"Dies wird nicht das einzige Rennen sein, das mir die Weltmeisterschaft beschert, wenn ich sie gewinne", so Button weiter. "Es ist jedes einzelne Rennen von nun an. Wenn ich um fünf Punkte vor Rubens komme, kann ich die Meisterschaft immer noch gewinnen, aber dies ist nichts, auf das ich mich konzentriere. Es ist ein klares Rennen, Vettel wird hier eine Menge Punkte holen."

"Wir werden auf Kurse kommen, die unserem Auto mehr liegen - Brasilien, wo es mehr langsamere Kurven gibt, aber insbesondere Abu Dhabi. Niemand war bisher dort, was für mich aufregend ist, und es ist ein Kurs, der sehr langsam ist, er sollte also zu unserem Auto passen. Es ist sehr aufregend und es herrscht eine große Anspannung, aber dies ist ein Moment, den ich genießen sollte, was ich auch mache. Für die Formel 1 ist es natürlich großartig, Vettel an der Spitze und uns zurück auf den Plätzen zehn und zwölf zu sehen."

Gerade von dieser Position aus sei es für ihn schwierig, im Rennen fünf Punkte mehr zu holen als Barrichello: "Wir müssen einfach bestmöglich arbeiten. Und wenn wir zur karierten Flagge kommen, dann werden wir sehen, wo wir stehen. Ich würde natürlich gern Rubens im Rennen schlagen, um ihm ein paar Punkte weg zu holen, und das muss morgen das Ziel sein."

Und denkt er nicht doch ein wenig an den WM-Titel? "Es könnte womöglich morgen passieren, aber so sehe ich das nicht an. Ich sehe es wie ein anderes Rennen an, das ist es ja auch. Es ist ein anderes Rennen. Sollte ich die Weltmeisterschaft gewinnen, dann, weil mit den anderen Fahrern etwas ziemlich danebengegangen ist, also erwarte ich es nicht. Ich gehe einfach morgen in den Tag mit der Hoffnung, ein paar Punkte zu holen und so weit vorn wie möglich ins Ziel zu kommen."

Er selbst beschäftige sich mit der Frage nach dem WM-Titel nicht, werde nur von anderen Leuten darauf angesprochen: "Während des Rennwochenendes denke ich nicht daran. Es gibt keinen Grund, daran zu denken. Ich bin hier, um an diesem Wochenende ein Rennen zu fahren, und die bestmögliche Arbeit zu erledigen, so wie ich dies in jedem Rennen tue. Das muss ich tun."

Dass ihm erneut eine Aufholjagd gelingen könnte wie in Singapur, das glaubt der Rennfahrer nicht: "Da war ich vor dem Start Zwölfter, aber ich hatte eine Menge Benzin an Bord, was hier nicht der Fall ist. Ich habe Autos vor mir, die 25 Kilogramm mehr Benzin an Bord haben, und wenn ich sie nicht überholen kann, dann ist dies das Ende des Rennens. Ich denke, dass es von Rubens und mir ein ziemlich aggressives Rennen wird. Wir haben Sutil ebenfalls mit wenig Benzin dabei, und Fisichella hinter mir mit KERS, was ein wenig frustrierend ist. Aber ich freue mich darauf, es sollte ein lustiges Rennen werden."